Hat das Leben noch einen Sinn by swo
Summary:
Categories: German Characters: Ziva David, Timothy McGee, Leroy Jethro Gibbs, Jeanne Benoit, Donald Mallard, Anthony DiNozzo, Abby Sciuto
Genre: Friendship, Episode Related, Drama, Angst, Hurt/Comfort
Pairing: None
Warnings: Dark story, Death story
Challenges:
Series: None
Chapters: 1 Completed: No Word count: 12717 Read: 4205 Published: 08/08/2007 Updated: 08/08/2007
Story Notes:
Ich habe mir diese FF geschrieben bevor die letzte Folge der 4. Staffel ausgestrahlt wurde und mir mein eigenes Ende ausgedacht. Was wäre passiert wenn Jeanne erschossen worden wäre?

1. Hat das Leben noch einen Sinn by swo

Hat das Leben noch einen Sinn by swo
Tony wacht schweißgebadet auf. Einen Moment brauchte er um sich zu orientieren, dann wusste er dass er in seinem Bett lag. Der Platz neben ihm war leer. Seit drei Monaten. Jeanne war gestorben. Seine geliebte Jeanne. Sie war die erste Frau gewesen mit der er sich hätte vorstellen können alt zu werden, sie zu heiraten und Kinder mit ihr zu haben. Ein irrer Junkie hatte die beiden im Krankenhaus als Geiseln gehabt und Jeanne schließlich erschossen. Jede Nacht hörte er die Kugel durch die Luft surren und sah dann Jeanne neben sich leblos zu Boden sinken. Wie Kate damals.
Der junge Italiener hatte sich aufgesetzt und sah auf die Uhr. Es war kurz nach drei. Er hatte nicht mal eine Stunde geschlafen. Seit jenem Vorfall fiel es ihm schwer zu schlafen. Immer wieder hatte er die gleichen Bilder vor Augen. In 5 Stunden musste er schon wieder an seinem Schreibtisch sitzen. Müde griff er in seinen Nachttisch und zog eine Schachtel Tabletten hervor. Vor einigen Tagen war er beim Arzt gewesen, und hatte ihm seine Symptome geschildert. Daraufhin hatte ihm der Arzt Schlaftabletten verschrieben. Seitdem lagen sie in der Schublade. Eigentlich wollte der junge Mann keine Tabletten nehmen, aber er wusste wenn er jetzt nicht schlafen würde, dann könnte er den Tag vergessen und noch mehr Verständnis als sie sowieso schon hatten konnte er von seinen Kollegen nicht erwarten. Also drückte r eine runde Pille aus dem Streifen und spülte sie eilig herunter. Es dauerte nicht lange und er fiel in einen tiefen Traumlosen schlaf.





Später wurde er durch das durchdringende Klingeln seines Weckers und seines Handys geweckt. Verschlafen rieb er sich die Augen und ging ans Telefon:" Ja?" „Wo bleibst du? Gibbs ist auf 180. Du solltest doch mit ihm nach Quantico fahren", hörte er am anderen Ende seine israelische Kollegin Ziva „Scheiße", Tony hatte einen Blick auf seinen Wecker geworfen und entsetzt festgestellt das es bereits viertel nach acht war. „Ich komme sofort." „Gibbs hat McGee mitgenommen, aber beeile dich trotzdem." Tony legte auf und sprang aus dem Bett. Einen Moment lang glaubte er wieder nach hinten zu kippen, aber dann erholte sich sein Kreislauf und er eilte ins Bad. Er war noch immer unglaublich müde und auch die fast eiskalte Dusche half nicht. Der Special Agent zog sich eiligst an und machte sich dann auf den Weg zur Arbeit. Unterwegs kaufte er sich einen Kaffee á la Gibbs und trank ihn in einem Zug leer. Auf nüchternen Magen war das keine gute Idee, aber das war jetzt auch egal. In Rekordzeit hatte er das Hauptquartier erreicht und sahs schließlich eine gute halbe Stunde nach Ziva´s Anruf an seinem Schreibtisch. Die kam soeben von den Toiletten und steuerte direkt auf ihn zu:" Was ist denn über dich drüber gefahren?" „Was?" Heißt das nicht so wenn man scheiße aussieht?" „Danke Ziva. Ich hab nur schlecht geschlafen." „Sieht man. Was war denn los. Ich hab seit viertel nach sieben bei dir angerufen." „Ich weiß es nicht. Ich muss glaube ich mal zum Arzt. Wie schlecht gelaunt ist Gibbs?" „Kannst du dich noch daran erinnern wie sauer er auf McGee war wegen seiner Schwester?" „Ja", sagte Tony vorsichtig. „Das ist nichts dagegen. Wenn er dich sieht ist eine Kopfnuss das Geringste was dir passieren wird." „Na klasse. Das fehlt mir auch noch, " gähnte Tony immer noch müde. „War spät gestern Abend", stichelte Ziva. „Nein", fauchte Tony sie an. Die junge Agentin setzte sich wieder auf ihren Platz und begann irgendetwas am Computer zu schreiben. Tony sah sich um und dann Ziva wieder an:" Wann kommt Gibbs wieder?" „In einer Stunde ungefähr denke ich. Wieso?" „Ich muss nochmal weg", und schon sprang er auf. Auch Ziva sprang auf und stellte sich vor ihn:" Gibbs wird dich umbringen Tony." „Er ist sowieso schon sauer. Ich bin in einer halben Stunde wieder da." „Und was soll ich Gibbs erzählen?" „Lass dir was einfallen. Als gut ausgebildete Mossad Agentin dürfte dir das doch nicht schwer fallen", und schon schloss sich die Fahrstuhltür hinter ihm.

Mit dem Auto raste er durch die Stadt und hielt schließlich vor der Praxis seines Hausarztes. Das Wartezimmer war wie immer voll, aber dafür hatte Tony keine Zeit. Er bezirzte die Sprechstundenhilfe solange bis diese nachgab und er als nächstes in einen Bandlungsraum konnte. Wenige Minuten später öffnete sich die Tür und Dr. Parker trat ein:" Guten morgen Mr. DiNozzo. Wie geht es ihnen? Sie sehen schlecht aus." „Mir geht es auch nicht wirklich gut. Ich unheimlich müde und werde einfach nicht wach. Gibt es irgendwas was sie mir da verschreiben können?" „Ich hatte ihnen doch Schlaftabletten verschrieben. Nehmen sie die gar nicht?" „Nein", sagte Tony sofort. Er wusste nicht mal warum:" Das mit dem schlafen geht jetzt, aber ich werde nie richtig wach." „Haben sie es schon mal mit einer kalten Dusche versucht?" Tony nickte:" Bitte. Ich brauche irgendwas das hilft. Sonst bin ich meinen Job bald los." „Naja, Mr DiNozzo. Ich bin mir nicht sicher ob Tabletten da das richtig sind. Sie sollte mal in den Urlaub fahren oder eine Kur machen." „Ich habe bald Urlaub", log Tony. „In Ordnung. Ich werde ihnen mal eine Packung verschreiben. Probieren sie die mal aus und dann lassen sie sich einen neuen Termin geben damit wir sie durch checken können." „Danke", sagte Tony und nahm das Rezept an. Eiligst verließ er schließlich die Praxis und machte sich wieder auf den Weg zur Arbeit. Unterwegs hielt er noch an einer Apotheke. Die halbe Stunde war bereits rum. Nun wurde es aber Zeit zurück zu kommen. Er betete inständig darum dass sein Boss noch nicht da war.
Tony hatte Glück. Ziva hatte ihm eben gesagt was er tun konnte als sich die Fahrstuhltür erneut öffnete und Gibbs und McGee das Großraumbüro betraten. Sein Boss kam direkt auf ihn zu und McGee eilte schnellstens zu seinem Schreibtisch.
Gibbs blieb vor seinem Schreibtisch stehen und starrte ihn nur an, Tony wurde es mulmig:" Sorry Boss. Ich hab verschlafen." „Verschlafen? DiNozzo? Wir haben jetzt viertel vor zehn. Die Arbeit beginnt um sieben." „Ich war um viertel vor neun schon hier." Gibbs beugte sich nach vorne und sah ihn bedrohlich an:" Und warum habe ich dich dann gerade eben unten auf dem Parkplatz aus deinem Auto springen sehen?" „Ich ähm… ich musste noch mal weg." „Während der Arbeitszeit? Treib es nicht zu weit DiNozzo. Du kannst dich darauf verlassen das du heute Abend die Abschriften von den Akten für die Direktorin machst. Alleine." Dann ging er zu seinem Schreibtisch.


Den ganzen Tag über war die Stimmung gedrückt. Gibbs schlechte Laune die er wegen Anthony hatte bekamen auch alle anderen zu spüren. Der Chefermittler wusste dass sein Agent eine schlimme Zeit durch machte, aber inzwischen war eine lange Zeit vergangen und wenn er hier weiter arbeiten wollte, dann musste er sich ein bisschen zusammen reißen. Als pünktlich um 17 Uhr alle gingen war Tony der einzige der noch im Büro sahs. Er hatte 8 Hefter neben sich liegen die er alle für die Direktorin fertig machen musste. Im normal Fall bekam jeder zwei und man war nach gut zwei Stunden damit durch. Im normal Fall und das hieß bei ihm kurze Berichte unleserliches schreiben. McGee war da etwas ordentlicher und so umfassten seine Berichte meist das Doppelte oder sogar dreifacher seiner eigenen Ausgabe. Er wusste dass er sich auf eine lange bzw. kurze Nacht einstellen konnte. Gegen 1Uhr rieb er sich müde die Augen. Er hatte inzwischen 5 Hefter fertig und bereits 2 Becher Kaffee intus. Aber die Müdigkeit machte sich weiter breit. Ohne großartig nach zu denken zog er die Tabletten aus seiner Tasche und nahm eine davon. Es dauerte nicht lange und die Müdigkeit war wie weg geblasen. In Windeseile hatte er die letzten Hefter fertig gemacht. Eilig packte er seinen Rucksack zusammen und wollte schon zum Fahrstuhl. Dann sah er auf die Uhr und rechte nach. Wenn er gut durch kam war es mindestens viertel nach drei bis er zu Hause war und um sieben musste er schon wieder hier sein. Also ließ er kurzentschlossen seinen Rucksack wieder fallen und machte es sich hinter seinem Schreibtisch bequem. Hellwach lag er dort und konnte nicht einschlafen. Warum mussten diese Tabletten auch so lange wirken. Er musste jetzt schlafen, aber seine Schlaftabletten lagen zuhause. Unruhig drehte er sich von einer Seite zur anderen. Schließlich schaltete er den Fernseher an seinem Platz wieder ein. Dummerweise liefen dort nur die üblichen Nachrichtensendungen. Also sah er sich diese an. Nach einer Stunde wurden aber auch dieser zu langweilig. Tony setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und schaltete seinen PC erneut an. Wozu hatte er sich ein Spiel darauf geladen. So verbrachte der Italiener die nächsten Stunden damit seinen Highscore zu knacken, bis er von dem des Fahrstuhls aus seinen Gedanken gerissen wurde und Ziva auf ihn zukam. „Nanu? Heute so überpünktlich", fragte sie ihn erstaunt. „Ich hab ja was gut zu machen", erwiderte Tony. Seine Kollegin sah ihn prüfend an:" Du hast heute hier geschlafen richtig?" „Wieso?" „Deine Kleidung." „Achso. Ja, bis ich mit euren Heftern fertig war, war es zu spät um nach Hause zu fahren. Da bin ich eben hier geblieben." „Zieh dir wenigstens ein frisches Hemd an", sagte sie noch Naserümpfend und ging dann zu ihrem Platz. Anthony stand auf und roch an sich. Er verzog kurz das Gesicht und zog sich dann um. Kaum hatte er das Hemd zugeknöpft erschien sein Boss. Mit einem kurzen:" Es geht ja doch", begrüßte er Tony und setzte sich dann mit seinem Kaffee an seinen Tisch.




Der Tag verlief wie üblich. Es gab eine Befragung, mehrere Telefonate und recherchieren im Internet. Auch Tony schlug sich gut. Als er gegen 3 Uhr merkte wie seine Müdigkeit ihn wieder einzuholen versuchte, verschwand er auf der Toilette und nahm schnell noch eine Tablette. Das sollte wohl ausreichen um bis zum Feierabend wach zu bleiben. Heute durfte auch er pünktlich mit nach Hause und nach einem kurzen Boxenstop an einem Schnellimbiss sahs er zuhause auf seiner Couch und schaute eine Reality Soap. Müde war er verständlicherweise überhaupt nicht und so kam es das es fast Mitternacht was und er immer vor dem Fernseher sahs. So langsam begann er sich Sorgen zu machen. Er musste doch auch mal müde werden. Noch eine Nacht konnte er nicht wach bleiben. Der Italiener stand auf und schaltete den Fernseher aus. Dann ging er ins Schlafzimmer, zog sich aus und legte sich hin. Vielleicht würde er ja hier müde werden. Aber nichts geschah.
Sein Wecker sprang auf ein Uhr um und Tony griff in die Schublade. Wozu hatte er sich die Dinger verschreiben lassen. Hastig nahm er eine und ihre Wirkung zeigte sich sehr bald. Schnell stellte er den Wecker noch lauter und stellte zur Vorsicht auch sein Handy welches er dann unter sein Kopfkissen legte. Nochmal so verschlafen konnte er sich erstmal nicht leisten.

… Sie rannten durch einen langen Gang. Jeanne weinte. Er hielt sie fest an der Hand und zog sie in einen offenen Behandlungsraum. Schritte waren zu hören. Schnelle Schritte. Sie eilten vorbei. Er sah Jeanne kurz an und nickte dann. Dann nahm er wieder ihre Hand und rannte mit ihr los. Die Schritte die an ihnen vorbei gelaufen waren kamen zurück. „Wir schaffen das Jeanne", hörte er sich selber sagen. Dann das surren der Kugel in der Luft. Er wurde mit nach unten gerissen als Jeanne neben ihm leblos zu Boden sank und er sie noch immer festhielt…

Neben ihm piepste es. Völlig nass und mit wild schlagendem Herzen wurde Tony wach. Er sah auf den Wecker. Dieser hatte bereits 5 Minuten lang geklingelt. Sein Handy hatte schon aufgeben. Immer noch völlig durcheinander stand er auf. Die Schlaftabletten zeigten noch immer ihre Wirkung. Müde torkelte er ins Bad und stellte sich wiedermal unter eine fast eiskalte Dusche. Doch auch dieses Mal zeigte sie nicht die gewünschte Wirkung. Nachdem er sich angezogen hatte und zwei Becher Kaffee in sich hinein geschüttet hatte, machte er sich auf den Weg zur Arbeit. Unterwegs wäre es beinah einem Laster hinter drauf gefahren, weil ihm immer wieder die Augen zufielen. Er kramte in seiner Tasche und zog die Tabletten hervor. Es war die 4 Tablette inzwischen. Der Arzt hatte ihm nur eine kleine Packung mit 6 Stück verschrieben. Er musste sich etwas einfallen lassen dachte er sich als er sie schluckte. Mit 5 Minuten Verspätung sahs er auf seinem Platz. Er hatte Glück Gibbs war noch bei der Direktorin. Auch seine Kollegen waren noch nicht da und so rief er eilig seinen Arzt an. Dort wurde ihm aber gesagt dass der Auf einem Seminar war und er in 5 Tagen wieder da sein würde. Und so lange konnte er auch keine Rezepte bekommen. Verflucht, dachte sich Tony. Es musste doch eine Möglichkeit geben an die Tabletten zu kommen. Er musste sich etwas einfallen lassen. Er hatte noch zwei Tabletten die ihn wach hielten. Eine würde bei der Arbeit heute hier sicher noch brauchen. Das hieße für morgen nur noch eine. Ihm musste etwas einfallen, und zwar schnell.



Der Nachmittag war anstrengend und sie hatten einen Berg an Arbeit. Doch Dank der Tabletten fiel es ihm nicht schwer seine Arbeit zu machen. Abends machte er sich zufrieden auf den Heimweg. Als er am Hafen vorbei fuhr bemerkte er einige Junkies und Dealer. Mit quietschenden Reifen drehte er um und fuhr in den Hafen. Langsam fuhr er an den alten verlassenen Docks entlang. Ein paar Männer standen an einem leeren Container. Anthony wurde langsamer und hielt schließlich neben ihnen. Er fuhr die Scheibe hinunter und ein kleiner blonder Mann kam auf ihn zu:" Guten Abend Mister." „N´abend", grüßte Tony. „Kann ich ihnen weiter helfen?" „Kommt drauf an was sie haben." „Was brauchen sie denn?" Tony nannte zwei Präparate und der blonde Mann nickte:" Kann ich besorgen. In einer halben Stunde hinten an der alten Brücke. Er nannte ihm noch den Preis und Tony nickte. Der fremde ging wieder zu den anderen und zog sein Handy aus der Tasche. Tony fuhr die Scheibe wieder hoch und machte sich auf den Weg. Er fuhr zurück in den Hafen und parkte dort. Sein Blick schweifte über die riesigen Schiffe. Überall liefen Navy Angestellte herum. War es richtig dass er hier Tabletten kaufte? War es überhaupt richtig dass er sie nahm? Was wäre wenn er abhängig werden würde? Nein. Das würde nicht passieren. Er war ein erfahrener Special Agent und ein Ex- Cop. Er wusste wie man damit umgehen musste. Er brauchte sie ja nur für eine gewisse Zeit. Um sein Tief zu überblicken. Er würde nicht abhängig werden. Das würde er schon aufpassen. So etwas würde im sicher nicht passieren. Der brünette Mann blickte auf die Uhr in seinem Auto und machte sich dann auf den Weg zur alten Brücke. Sie lag ein Stück außerhalb des neuen Hafens. Hier war es menschenleer. Ein paar Jugendliche hatten sich Rampen für ihre Fahrräder und Skateboards gebaut und machten gekonnte Sprünge, dann kam ein paar hundert Meter überhaupt nichts, bis rechts die Brücke erschien. Sie war stillgelegt worden, nachdem vor einigen Jahren der neue Hafen gebaut worden war. Der blonde Mann kam um eine Ecke als Tony gerade hielt. Er eilte zu dem Wagen. Tony ließ das Fenster herunter. Das Geld hielt er in der Hand. Sie tauschten und Tony fuhr weiter. Plötzlich ging es ihm besser. Die Unruhe die sich unbemerkt breit gemacht hatte, seit er heute Nachmittag die vorletzte Tablette genommen hatte war wie weg geblasen. Er hatte jetzt zwei große Packungen mit Schlaftabletten und Aufputschmitteln. Zufrieden fuhr er nach Hause.
Mit einer Flasche kaltem Bier setzte er sich vor den Fernseher und zappte durch das Programm bis er etwas gefunden hatte das ihn interessierte. Irgendwann merkte er dass er überhaupt nicht mehr auf die Szenen im Fernseher achtete. Seine Gedanken waren bei Jeanne angekommen. Er sah ihr lachen vor sich und es machte ihn unendlich traurig. Er wollte keine traurigen Gedanken mehr haben. Schnelle schaltete er den Fernseher aus, stellte die halb volle Flasche Bier auf den Tisch und ging ins Schlafzimmer. Er wollte nicht daran denken wie schön es mit ihr war und er wollte nicht daran denken wie schön alles hätte werden können. Eilig nahm er eine Tablette. Er war einsam und er konnte diesen Gedanken nicht ertragen. Eine Träne rann seine Wangen herab während er einschlief.



Die folgenden Wochen sahen alle gleich aus. Morgens brauchte Tony eine Tablette um wach zu werden und abends eine um einzuschlafen. Ohne ging es schon lange nicht mehr. Doch Tony merkte nichts davon, er war sich immer noch sicher dass er alles im Griff hatte und auch seine Kollegen hatte noch nichts gemerkt. Er war manchmal müde und unausgeglichen, aber das war vorher auch schon öfter so gewesen und sie schoben es auf die Trauer um Jeanne mit der Tony offensichtlich immer noch zu kämpfen hatte. Zwischenzeitlich war Tony bei einem anderen Arzt gewesen, da ihm sein Hausarzt keine Aufputschmittel verschreiben wollte. Er hatte ihm gesagt dass Tony zur Behandlung gehen sollte, da ihm Tabletten auch nicht helfen würden. Kurzer Hand hatte sich Anthony einen neuen Arzt gesucht. Der verschrieb ihm jedoch auch keine Aufputschmittel, sondern diagnostizierte Depressionen bei ihm. Der Italiener bekam ein Rezept für Antidepressiva, mit der Mahnung vorsichtig damit um zugehen und sich in den nächsten Tagen erneut in der Praxis einzufinden um einen Behandlungsplan auszuarbeiten. Schnell merkte Tony dass die Antidepressiva eine ungeheure Wirkung auf ihn hatten. Plötzlich war nicht mehr alles schwarz und traurig um ihn herum, sondern es wurde wieder bunt. Sein Leben bekam wieder Farbe. Er ging wieder abends weg, machte Späße mit seinen Kollegen und hatte Spaß am Leben. Dennoch brauchte er noch die Schlaftabletten und die Aufputschmittel und ebenso wie bei diesen merkte er an den Antidepressiva schnell wenn die Wirkung nachließ. Dann wurde er unruhig, nervös und hibbelig. Schon lange hatte er nicht mehr die Fäden in der Hand und sein Leben oder das was er davon wahrnahm richtete sich nach den Tabletten.
Immer noch hatte niemand die Veränderungen bemerkt. Alle waren froh das es ihrem Kollegen wieder besser ging und auch Tony war froh wieder ein normales Leben führe zu können.
Schnell wurde er jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen geholt, als er eines Nachts- trotz Schlaftabletten- wach wurde- Er schwitzte, sein Herz schlug wild und er hatte Probleme zu atmen. Er wollte aufstehen um sich etwas zu trinken zu holen, fiel jedoch sofort wieder zurück ins Bett. Alles um ihn herum drehte sich und er hatte keine Kontrolle darüber. Seine Gedanken überschlugen sich und plötzlich sah er Jeanne vor sich. Wie sie ihn anlächelte und dann zusammenbrach. Er wollte aufstehen und zu ihr gehen, aber er konnte nicht. Sie lag auf dem Boden, Blut rann aus ihrem Hinterkopf wo die Kugel wieder ausgetreten war. Flehend sah sie ihn an, rief ihn er solle ihr helfen, aber er konnte nichts. Er konnte es nicht beenden oder etwas daran ändern. Machtlos lag er da und versuchte sich zu kontrollieren. Sein Atem ging schneller und er hatte Angst zu Hyperventilieren, doch bevor dies eintrat schlief er wieder ein.
Am nächsten morgen erinnerte er sich nur noch schwach an das was in der Nacht geschehen war. Aber er hatte keine Zeit sich Gedanken darüber zu machen. Wenn er nicht wieder eine Kopfnuss haben wollte musste er jetzt schnell zur Arbeit.



Natürlich schaffte er es nicht pünktlich und nach einem straffenden Blick, einer Kopfnuss und der wiederholten Androhung dass er bald seinen Job los sei, gingen alle zu Abby ins Labor. Sie hatte neue Ergebnisse, hatte neue Spuren gefunden und erklärte ausschweifend wie immer um was es sich handelte.

Ziva: „Du willst es doch auch."
Tony: „Was willst du Ziva."
Ziva: „Na komm gleich …wir beide."
Tony: „Spinnst du?"

„DINOZZO", Gibbs stand ihm gegenüber und sah ihn prüfend an. „Äh was?" „Mit wem redest du?" „Was? Ich… äh…" „Hast du ein Wort von dem mitbekommen was Abby eben gesagt hat?" Tony schwieg. Ziva hatte doch eben mit ihm gesprochen. Sie hatte ihn doch eben angemacht. Was war los hier? Gibbs stand immer noch direkt vor ihm:" Ich warte DiNozzo." „Ich,… äh." „Wenn du nicht augenblicklich mit deinen Gedanken wieder hier bist, dann kannst du dir ab heute unbezahlt frei nehmen bis du einen neuen Job hast, hast du mich verstanden? Sie zu das du die Ergebnisse nimmst und raus findest auf wen das zutrifft", seine Augen funkelten ihn wütend an. Tony nickte verwirrt, nahm einen Zettel von Abby und verließ das Labor. Die anderen sahen ihm nach. Was war los gewesen mit ihrem Kollegen?
Tony stand nachdenklich im Fahrstuhl, was war das eben? Wieso war Gibbs so sauer auf ihn? Ziva hatte ihn doch angemacht, vor allen. Er konnte sich das nicht erklären. Die Fahrstuhltür öffnete sich und er trat in das Großraumbüro. Um ihn herum redeten die Leute, telefonierten und arbeiteten an Fällen. Der Italiener setzte sich an seinen Schreibtisch und sah die Liste durch.

„Der brünette Agent sieht komisch heute aus." „Ja, gar nicht so gut wie sonst." „Ich habe gehört er soll bald gekündigt werden." „Ja, das habe ich auch gehört." „Ist auch besser so."

Tony sah sich um, wer sprach da über ihn. Hinter der Trennwand ihm gegenüber standen zwei Frauen und unterhielten sich. Nervös sah er sie an. Was wussten sie von ihm? Wieso sollte er entlassen werden? Nervös blickte er wieder auf den Zettel und begann dann die Ergebnisse mit Ermittlungsdaten im Computer zu vergleichen.


Er musste jedoch immer wieder über das gesagte nachdenken. Warum sollte er entlassen werden? Nur weil er ab und zu mal zu spät gekommen war? Und warum wussten die beiden das und er nicht? Er blickte wieder zu ihnen, aber sie arbeiteten weiter und taten so als sei nichts gewesen.
Wenig später kamen auch seine Kollegen wieder und machten sich an die Arbeit. Tony beobachtete sie und insbesondere seinen Boss. Dem entging das natürlich nicht und er sah Tony an:" Was ist DiNozzo?" „Nichts Boss. Was soll sein?" „Warum starrst du mich dann an und arbeitest nicht?" „Ich arbeite doch." „Das nennst du arbeiten. Sieh zu das du richtig arbeitest, sonst kannst du dir bald einen neuen Job suchen." Tony zuckte kurz. Also doch. Sein Boss wollte ihn wirklich raus werfen. Das konnte er doch nicht. Nein, das würde er nicht zu lassen. Er würde ihm keinen Grund mehr geben ihn zu kündigen.

Pünktlich schickte der Special Agent seine Leute nach Hause. Alle bis auf Tony eilten zum Fahrstuhl. Auf dem Weg dorthin blieb Gibbs vor Tonys Schreibtisch stehen und sah ihn neugierig an:" Willst du nicht gehen?" „Ich mache das noch fertig." Prüfend sah Gibbs ihn an:" Du arbeitest freiwillig länger? Na dann bis morgen." Dann eilte auch er zum Fahrstuhl.
Tony blieb alleine zurück und machte sich an die Arbeit.
Irgendwann merkte er wie der Raum um ihn herum verschwand und er wieder im Krankenhaus im Keller war…


… und plötzlich sah er Jeanne vor sich. Wie sie ihn anlächelte und dann zusammenbrach. Er wollte aufstehen und zu ihr gehen, aber er konnte nicht. Sie lag auf dem Boden, Blut rann aus ihrem Hinterkopf wo die Kugel wieder ausgetreten war. Flehend sah sie ihn an, rief ihn er solle ihr helfen, aber er konnte nichts. Er konnte es nicht beenden oder etwas daran ändern.


Alles drehte sich und er war wieder im Büro. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn und sein Atem ging unregelmäßig.
Er versuchte sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren, was ihm nur mühsam gelang. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Jeanne und alles passierte erneut.

Irgendwann- es war bereits 4 Uhr morgens- sackte er müde an seinem Schreibtisch zusammen und schlief ein.

„DiNozzo!" Müde öffnete Tony die Augen und sah direkt in die seines Bosses. „Was gibt´s", gähnte er. „Was tust du hier?" „Schlafen ja nun nicht mehr." „Hast du hier geschlafen?" „Dank deiner Arbeitszuteilung ja:" Gibbs kam ihm bedrohlich nahe:" Irgendwas daran auszusetzen?" „Nein, nein, schon gut." „Bist du wenigstens fertig geworden?" „Ich glaube ja." „Du glaubst?" Tony rieb sich müde durch die Augen und betrachtete die Akten vom Vorabend. Bei der letzten war er eingeschlafen. Es war eine der unheimlich ausführlichen von McGee. „Die letzte von Bambino ist noch nicht fertig"; gähnte er erneut." „Dann kannst du sie ja jetzt fertig machen." „Darf ich wenigstens mal pinkeln und mir die Zähne putzen?" „Vergiss das frische Hemd nicht", warf Ziva ein, die gerade an ihren Schreibtisch kam. „Na los, aber beeile dich", sagte Gibbs kurz und nahm an seinem Schreibtisch platz. Tony suchte seine Sachen zusammen und eilte auf die Toilette. Das erste was er tat noch bevor er auf die Toilette ging war eine seiner Tabletten zu nehmen. Zufrieden spülte er sie mit Kranwasser hinunter.
Als er einige Minuten später die Toilette wieder verließ ging es ihm um einiges besser. Gutgelaunt setzte er sich an seinen Schreibtisch und fing an den Bericht von Tim fertig zu machen.
Plötzlich wurde ihm unnatürlich warm. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn obwohl es draußen bereits Herbst war und im Büro die Temperatur durch eine Klimaanlage geregelt wurde. Er wischte sich über die Stirn. War die Klimaanlage kaputt? Er sah zu den anderen. Alle sahsen vor ihren Computern. Niemand anderem schien es zu warm zu sein. Erneut wischte sich Tony über die Stirn. Die gute Laune war dahin. Anthony wurde nervös. Seine Finger fingen an zu zittern. Gibbs hob den Kopf, als er merkte dass sein Agent unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. „Was ist DiNozzo?" „Nichts." „Wenn nichts ist, kannst du ja weiter arbeiten." Der Italiener nickte und versuchte sich wieder auf seine Arbeite zu konzentrieren, aber die Buchstaben fingen an vor seinen Augen zu verschwimmen. Nervös rieb er sich die Augen und wischte sich erneut durchs Gesicht. Dann sprang er auf und eilte zur Toilette. Die anderen sahen ihm verwundert nach. Gibbs dem das alles nicht geheuer war ging hinterher.
Tony stand vor den Waschbecken und hatte sein Gesicht mit Wasser abgekühlt. Es half für einen Moment, aber dann war wieder diese Hitze da. Hinter ihm öffnete sich die Tür und sein Boss trat ein „Auch das noch"; fuhr es ihm durch den Kopf. „Hey Tony, alles klar?" „Geht schon Boss." „Du siehst scheiße aus DiNozzo." „Kein Wunder bei einer Nacht auf dem Schreibtisch." „Du hast schon öfter hier geschlafen, daran liegt es nicht. Was ist los." „Nichts." „Wie nichts sieht das aber nicht aus. Jeanne?" Bei ihrem Namen zuckte Tony unwillkürlich zusammen und sah in den Spiegel. Jeanne. Ach wenn sie doch da wäre. Wenn sie ihn jetzt in den Arm nehmen könnte. „Tony?" Sein Boss riss ihn aus den Gedanken. „Du solltest nach Hause gehen." „Also doch"; fuhr Tony ihn an. Verwirrt sah der Ex- Marine seinen Agent an:" Was meinst du?" „Also stimmt es doch." „Was stimmt?" „Du willst mich also wirklich raus schmeißen." „Ich? Ja manchmal, aber im Moment nicht." „Ach nein? Und warum wird dann hier geflüstert das ich bald hier weg bin", Tony hatte sich umgedreht und funkelte seinen Boss gefährlich an. „Ich weiß zwar nicht wer da was flüstert Tony, aber wenn du so weiter machst, wird es nicht besser." „Dann schmeiß mich doch raus", schrie Tony jetzt und ging auf ihn los. Er drückte seinen Boss grob gegen die Wand. Die beiden Männer fingen an zu rangeln und landeten schließlich auf dem Boden. Irgendwann gewann Gibbs die Überhand, drehte Tony die Hände auf den Rücken und hielt ihn fest. „Was ist mit dir los DiNozzo", schrie er ihn an. Tony der die letzten Minuten eher wie durch eine Wand mit bekommen hatte verstand nicht warum er auf dem Boden lag. „Was soll das Gibbs? Warum hältst du mich fest"; fragte er ihn ruhig. „Bitte", Gibbs glaubte sich verhört zu haben. „Lass mich los, ich muss arbeiten. „Tony, du bist gerade auf mich losgegangen." „Ach Quatsch. Jetzt lass mich los. Ich werde sonst nie mit dem Bericht von Bambino fertig." Völlig perplex ließ der grauhaarige Ermittler seinen Agent los. Tony stand auf und rieb sich die Hände. Er warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel, fuhr sich durch die Haare und verließ dann die Toilette. Jethro stand langsam auf und blickte zur Tür die Tony gerade hinter sich geschlossen hatte. Was war nur los mit seinem Agent. Von einer Sekunde auf die nächste war er wie ausgewechselt. Eine schlimme Befürchtung machte sich in ihm breit. Aber nein, da konnte nicht sein. Tony war ein erfahrener Ermittler und hatte als Cop in Baltimore eine Menge mit bekommen. Er würde doch nicht… Nein. Das konnte und wollte sich der Ermittler einfach nicht vorstellen. Dennoch war klar dass irgendetwas mit Tony nicht stimmte. In Gedanken verließ er die Toilette und fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben. Dort stellte er sich ans Geländer und warf einen Blick auf seine Agents.



Tony sahs wieder an seinem Schreibtisch und dachte über die Szene eben nach. Warum hatte sein Boss ihn derart gepackt und auf den Boden gedrückt. Was hatten nur plötzlich alle gegen ihn? Um nicht noch mehr ärger zu bekommen beugte er sich wieder über seine Arbeit und machte weiter. Das sein Boss ihn beobachtete bekam er gar nicht mit.

Jethro stand eine ganze Weile am Geländer, aber er konnte nichts feststellen was ihn an Tony beunruhigte. Wäre nicht eben der Vorfall auf der Toilette gewesen, hätte er gesagt Tony ist unausgeschlafen wie an den meisten Tagen und hasst Schreibtischarbeit. Aber da war dieser Vorfall. Eher er sich noch weitere Gedanken dazu machen konnte, hörte er Schritte hinter sich und Jenny Shepard trat neben ihn:" Hallo Jethro." „Hallo Jen." „Was tust du hier", wollte sie von ihrem ehemaligen Partner wissen. „Ich schaue mir meine Agents an." „Gibt es Probleme?" „Das übliche." „Und das wäre?" „Tony benimmt sich wiedermal merkwürdig." „Du darfst nicht vergessen was mit Jeanne passiert ist." „Das tu ich nicht Jenny, aber das ist jetzt schon so lange her. Wenn er Urlaub braucht, dann soll er das sagen. Aber wenn er hier ist, will ich das er seine Arbeit ordentlich verrichtet." „Auch auf die Gefahr hin das du gleich ohne ein weiteres Wort gehst Jethro, aber erinnere dich an Shannons und Kellys tot. Warst du anders als er?" Der grauhaarige Ermittler drehte sich um und ging. An der Treppe drehte er sich nochmal um:" Wir waren fast 10 Jahre verheiratet." Dann eilte er nach unten. Jenny sah ihm nach. Sie wusste das sie einen wunden Punkt erwischt hatte, aber Tony schien nun mal sehr unter dem Tot von Jeanne zu leiden und da konnte er Vorhaltungen sicher nicht auch noch brauchen.

Als sein Boss an ihm vorbei ging, sah Tony ihm nach. Aber Jethro verlor kein Wort über den Vorfall und beugte sich wieder über seine Arbeit.

Die Stunden bis zum Mittag vergingen langsam und Tony war froh als sein Boss endlich das Büro verließ um sich einen Kaffee zu holen. Kaum war er weg, stand auch Tony auf. Ziva sah ihn an:" Wo willst du hin?" „Ich hab Hunger." „Hast du Gibbs gefragt?" „Ich will doch nur was zu essen holen. Sonst noch jemand was?" „Was holst du denn", fragte Tim. „Einen Burger unten an der Ecke." „Bring mir einen mit", sagte der MIT- Absolvent und reichte seinem Kollegen Geld. Ziva wollte einen Salat haben und dann machte sich Tony auf den Weg.

Auf dem Weg zum Imbiss dachte er erneut über den Vorfall auf der Toilette nach und über das was die beiden Frauen gesagt hatten. Das ganze ließ ihm keine Ruhe.
Auf dem Rückweg ging er durch den Park, er wollte noch ein paar Minuten frische Luft haben, bevor er sich wieder der schlechten Laune seines Bosses hingab. Das ganze erwies sich aber als schlechte Idee. Überall sah er Paare, die Händchenhaltend durch den Park liefen, sie küssten und verliebte Blicke zuwarfen. Und da war sie wieder die Einsamkeit die ihn wieder einholte. Er hatte niemanden mehr und das Gefühl das er ohne Jeanne nicht leben konnte fraß ihn fast auf. Er fing an zu laufen und rannte schließlich die letzten Meter zum Hauptquartier. Im Fahrstuhl war er der einzige. Sein Herz raste und die Gedanken an Jeanne ließen ihn nicht los. Schnell griff er in seine Hosentasche und nahm eine der Antidepressiva die ihm sein Arzt verschrieben hatte. Langsam fing er an sich zu beruhigen. Alleine die Tatsache dass er wusste dass die Tablette helfen würde, machte ihn ruhiger. Etwas entspannter trat er aus dem Fahrstuhl. Gibbs sahs bereits wieder am Schreibtisch:" Wo kommst du jetzt her?" „Ich hab Esse geholt Boss. Es soll Leute geben die sich nicht nur von Kaffee ernähren können." Dann gab er seinen Kollegen das Essen und setzte sich mit seinem an seinen Platz. Jethro beobachtete ihn. Mit ihm schien alles in Ordnung zu sein, sogar seine Sticheleien waren wieder da. Aber irgendwas stimmte mit Tony nicht. Er musste ihn im Augen behalten. Einen Agent mit Stimmungsschwankungen konnte er nicht gebrauchen. Er musste sich ganz auf seine Leute verlassen können und wenn das nicht so war, mussten sie Schreibtischarbeit machen.


Der Nachmittag zog sich genauso wie der Vormittag auch. Der Feierabend Langersehnte wollte einfach nicht kommen. Immer wieder blickte Tony auf die Uhr, aber die Zeiger schienen sich nicht zu bewegen.
Dann war es endlich soweit und Jethro kündigte den Feierabend an. Eilig packten die Agents Rucksäcke und machten sich auf dem Heimweg.

Tony hatte sich so auf den Feierabend gefreut, aber jetzt wo er seine Wohnung betrat hoffte er würde noch im Büro sitzen. Niemand war da der auf ihn wartete. Kein Licht brannte, es roch nicht nach gekochtem Essen, keinen Musik oder Stimmen. Niemand war da der auf ihn wartete. Traurig ließ er den Rucksack vom Arm rutschen und schloss die Wohnungstür hinter sich. Langsam ging er in die Küche und schaltete das Licht ein. Hier sah es noch genauso aus wie am Morgen als er seine Wohnung verlassen hatte. Er öffnete den Kühlschrank, nahm eine Flasche Bier und ging in sein Wohnzimmer. Müde starrte er auf den Fernseher, den er jedoch nicht eingeschaltet hatte. Normalerweise würde er jetzt durchs Programm zappen oder sich eine DVD anschauen, aber was war noch normal. Nichts. Seit Jeanne gestorben war hatte sein Leben eine dramatische Wendung gemacht und er konnte nichts ändern. Hatte das Leben überhaupt noch einen Sinn? Er sah keinen. Wofür stand er morgens noch auf? Für seinen Job? Den sollte er ja anscheint bald los sein. Für sich? Warum? Warum ging er nicht einfach. Niemand hielt ihn und niemand würde ihn vermissen. Wenn er gehen würde, wäre er wieder bei Jeanne. Bei seiner Jeanne. Wie sehr er sich doch nach ihr sehnte, nach ihr verzehrte. Der Italiener nahm einen tiefen Schluck aus der Bierflasche und stellte diese dann zur Seite. Selbst das schmeckte ihm nicht mehr. Immer noch starrte er auf den schwarzen Bildschirm. Langsam stand er auf und ging ins Schlafzimmer. Er setzte sich auf die Bettkante, nahm das Bild von Jeanne vom Nachttisch und schaute es traurig an. Sachte strich er mit dem Finger um das Glas. Ganz sachte, so als würde es zerbrechen wenn er zu feste drückte. Dann stellte er es wieder neben sein Bett. Er griff nach den Schachteln mit Tabletten. Legte sie auf seine Beine und sah sie sich an. Dann öffnete er die erste und drückte nach und nach die kleinen blauen Tabletten heraus. Dann öffnete er die nächste und drückte die kleinen rosanen Tabletten heraus und zum Schluss noch die weißen. Er besah sich das Sammelsurium an Tabletten auf seinen Beinen und fing dann an eine nach der anderen zu nehmen. Zwischendurch spülte er mit Wasser nach und nahm sie weiter. Solange bis keine mehr da waren. Dann ließ er sich langsam in sein Bett sinken, drehte sich auf die Seite und nahm das Bild von Jeanne. Er legte es neben sich aufs Kopfkissen und strich noch einmal darüber:" Bald bin ich bei dir mein Schatz." Dann schloss er die Augen.

„Verdammt wo ist DiNozzo schon wieder", Gibbs Stimme war laut und äußerst zornig. Ziva und McGee zuckten die Schultern. „Es ist halb acht und er ist noch immer nicht da. „Ich versuche es die ganze Zeit auf seinem Festnetz und McGee auf dem Handy. Er geht nicht ran." Er geht nicht ran?" Beide schüttelten den Kopf. Plötzlich überkam den grauhaarigen Ermittler ein äußerst ungutes Gefühl. „Versucht weiter ihn anzurufen", dann eilte er zum Fahrstuhl.

„DINOZZO", Gibbs hämmerte wie wild an die Wohnungstür. Aber nichts rührte sich. Hinter der Wohnungstür konnte er das Telefon und das Handy klingeln hören. Mit einem gezielten Schuss auf das Schloss öffnete der Ex- Marine die Tür und eilte hinein. „TONY", rief er erneut, aber noch immer antwortete ihm niemand. Mit schnellen Schritten ging er durch die Wohnung und fand Tony schließlich im Schlafzimmer. Sofort nahm er die leeren Tablettenschachteln wahr und eilte zu seinem Agent. Er rüttelte ihn, aber nichts passierte. Er griff nach dem Telefon und alarmierte den Notdienst.



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Dann wandte er sich wieder an Tony. Er drehte ihn auf den Rücken und suchte am Hals seinen Puls. Nach langem suchen konnte er endlich einen schwachen, langsamen und unregelmäßigen Herzschlag spüren. Neben ihm fingen wieder die Telefone an zu klingeln. Genervt nahm er den Hörer ab und schrie hinein:" Ihr könnt aufhören hier anzurufen", dann legte er wieder auf.
Dann griff er Tony unter die Arme und zog ihn hoch. Er zerrte ihn zum Badezimmer und versuchte ihn mit kaltem Wasser wach zu bekommen, aber der Versuch scheiterte kläglich. Kurzer Hand steckte er ihm einen Finder in den Hals und löste so den würg Reflex aus. Ehe er sich versah begann Tony zu würgen und Gibbs konnte ihn gerade noch über die Toilette halten. Dann hörte er Schritte und Stimmer im Treppenhaus und wenig später in der Wohnung. „Wir sind im Bad, zweite Tür rechts"; rief er und hielt seinen Kollegen immer noch über die Toilette. Die Sanitäter traten ein und nahmen sich Tony an. Jethro stand auf, wusch sich die Hände und eilte ins Schlafzimmer. Er hob die leeren Schachteln auf und reichte sie den Sanitätern:" Hier, die hat er wohl alle genommen." „Mmmhh, da hat er ja fast nichts ausgelassen. Er hat sich erbrochen? War er noch ansprechbar;" fragte ein Sanitäter, während der anderen über Tony gebeugt war und ihm eine Spritze gab. „Nein, ich habe ihm den Finger in den Hals gesteckt. Irgendwie musste das ja wieder raus." Der Sanitäter nickte. „Er ist jetzt soweit stabil, wir können ihn mit nehmen"; sagte sein Kollege und sie hoben den grünäugigen Mann auf die Trage. „Bringen sie ihn ins Bethesda;" fragte Gibbs noch. „Ja." Jethro sah ihnen nach und schloss dann die Tür. Er warf einen kurzen Blick ins Bad und entschied sich dann dort sauber zu machen bevor die ganze Wohnung anfing zu riechen. Dann ging er an Tonys Kleiderschrank um ihm einige Sachen einzupacken, hatte aber Mühe bei der Menge an Kleidung das richtige einzupacken. Schließlich war er fertig und fuhr ins Hauptquartier.

Neugierig sahen Ziva und McGee zu Gibbs als der das Büro betrat. Schweigend setzte sich der Chefermittler an den Schreibtisch. Doch wenige Sekunden später stand er wieder auf und ging zu Tonys Schreibtisch, er zog die Schubladen auf und durchwühlte sie. Ziva brach als erstes das schweigen:" Was ist los Gibbs? Hast du Tony gefeuert und räumst jetzt seinen Schriebtisch aus?" Gibbs hob seinen Kopf und bedachte sie mit einem Blick der sie zusammen zucken ließ:" Tony hat versucht sich umzubringen. Er ist im Bethesda", dann warf er zwei Tablettenschachteln auf den Schreibtisch und besah sie sich. Da er keine Brille aufhatte konnte er nicht lesen was darauf stand und so eilte Tim schnell zu ihm um es vorzulesen. Er hob die Augenbrauen:" Die hat Tony genommen? Beide?" „Ja, was ist das?" „Das eine zum schlafen und das andere zum wach bleiben." „In seiner Wohnung war noch eine andere leere Packung, wenn ich das richtig gelesen habe waren das Antidepressiva." „Das hat er alles genommen", fragte Ziva erstaunt. Der Ex- Marine nickte:" Warum hab ich nichts gemerkt?" „Wir haben alle nichts gemerkt Gibbs", warf Tim ein. „Ja aber ich bin sein Boss, ich hätte es merken müssen;" fuhr er den jungen Mann an. Dann ging er an den beiden vorbei:" Ich fahre ins Krankenhaus, ich komm heute Nachmittag wieder. Ihr sagt Abs und Ducky bescheid und kümmert euch um den Fall"; dann verschwand er im Aufzug.
Ziva und Tim sahen ihm hinterher. Wie hatte das passieren können? Wie hatten sie das nicht merken können. Langsam machten sie sich wieder an ihre Arbeit nachdem sie Ducky und Abby über Tonys Zustand in Kenntnis gesetzt hatten.


Der Chefermittler ging den langen Gang im Krankenhaus entlang auf die Intensivstation zu. Er klingelte und wartete. Wenig später öffnete sich die Tür und ein Pfleger trat zu ihm:" Kann ich ihnen helfen?" „Mein Name ist Jethro Gibbs. Es geht um Anthony DiNozzo." „Sind sie ein Verwandter?" „Nein, sein Boss. Zu seiner Familie hat er kein besonders gutes Verhältnis. Ich kann mir auch nicht vorstellen das jemand von denen hier auftaucht." „Warten sie bitte einen Moment." Er schloss die Tür wieder und ließ Jethro alleine im Flur zurück. Es dauerte eine kleine Weile und die Tür öffnete sich erneut. Ein Arzt trat heraus und reichte ihm die Hand:" Guten Tag, mein Name ist Dr. Davenport." „Gibbs. Guten Tag. Wie geht es Tony. Ich meine Mr DiNozzo." „Sie sind sein Boss?" „Ja, ich bin Special Agent beim NCIS. Ebenso wie Mr DiNozzo. Also wie geht es ihm?" „Schlecht. Er hat zwischenzeitlich das Bewusstsein wieder erlangt, aber nur für wenige Sekunden. Wir haben ihn erstmal ruhig gestellt. Wir können ihnen auch noch nicht sagen in welchem Maße die Tabletten ihn geschädigt haben. Wir wissen dass seine Niere angegriffen wurde. In wie weit werden uns die Tests sagen und die können wir frühestens morgen machen." Gibbs hatte aufmerksam zugehört:" In Ordnung. Kann ich zu ihm?" „Natürlich, aber er schläft." Der Special Agent nickte und folgte dem Arzt. Er zig sich ein Kittel über und konnte dann zu Tony. Er lag in einem Bett am Fenster. Ein Schlauch ragte aus seinem Mund und beatmete ihn regelmäßig. Auf seiner Brust waren mehrere Elektroden angebracht und es piepte in verschiedenen Abständen um ihn herum. In seinem linken Arm steckte eine Infusion. Leise ließ sich der Mann neben dem Bett auf einem Stuhl nieder und sah seinen Agent besorgt an, dann flüsterte er leise:" Warum hast du nichts gesagt Tony? Warum hast du nicht um Hilfe gebeten?" Und zu sich selber sagte er:" Warum habe ich nicht gemerkt wie schlecht es dir ging. Warum habe ich dir nicht geholfen.
Der Ex- Marine hielt es nicht lange dort aus. Er hasste es nur rum zu sitzen und nichts tun zu können und er konnte es nicht ertragen seinen Agent so hilflos daliegen zu sehen. Vorsichtig stand er auf, warf noch einen letzten Blick auf Tony und verließ dann die Intensivstation. Auf dem Gang traf er erneut den behandelnden Arzt:" „Wann werden sie ihn wach machen?" „Ich denke morgen früh. Dann sollte er ausgeruht genug sein." „Wann genau?" „Warum?" „Ich wäre gerne dabei." „Glauben sie dass das gut ist?" „Ich finde schon das jemand da sein sollte den Tony kennt, also wann?" „Ich kann ihnen das nicht genau sagen, so irgendwann ab 8Uhr." „In Ordnung, dann werde ich da sein." Gibbs verabschiedete sich und verließ das Krankenhaus. Tonys Tasche hatte er im Schwesternzimmer abgegeben.

Aufgeregt sahen ihn Ziva und McGee an als er aus dem Fahrstuhl trat:" Und?" „Nichts und. Er schläft. Sie machen ihn morgen wieder wach." „Achso." „Habt ihr weiter gearbeitet?" Beide nickten und legten ihre Ergebnisse auf seinen Schreibtisch. Jethro sah sie kurz durch und nickte dann:" Fahrt nach Hause." „Jetzt", fragte Ziva erstaunt?" „Seit morgen früh wieder pünktlich hier." „Und der Fall?" „Morgen McGee." SO hatten sie ihren Boss noch nie erlebt, ihn schien das ganze mit Tony ebenso mit zu nehmen wie sie selber auch. Eilig packten sie ihre Sachen und machten sich auf den Heimweg.
Gibbs blieb zurück an seinem Schreibtisch und dachte nach, bis ihn Ducky aus den Gedanken riss:" Jethro?" „Hey Ducky." „Wo sind die anderen?" „Ich hab sie nach Hause geschickt." Der Pathologe holte sich den Schreibtischstuhl von Tim und setzte sich zu seinem Freund:" Jethro du kannst nichts dafür was Tony getan hat." „Doch Ducky, ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es merken müssen." „Wir haben alle nichts gemerkt." „Verdammt ich bin sein Boss Ducky. Ich muss auf meine Leute aufpassen. Wie soll ich das wenn ich nicht mal sowas merke." „Mein lieber Jethro, du weißt das Tony sich wunderbar verstellen kann. Wenn es um seine Gefühle geht ist Anthony der geborene Schauspieler. Ebenso wie du übrigens. Also rede dir nichts ein was nicht stimmt. Wenn du ihm vorher nicht helfen konntest, dann tu es jetzt. Sei für ihn da wenn er aus dem Krankenhaus kommt. Du musst doch wissen wie er sich fühlt." Der grauhaarige Mann nickte nur knapp.

Am nächsten morgen wartete der Ermittler seit halb acht vor der Intensivstation. 2 Stunden und 3 Tassen Kaffee später kam endlich der leitende Arzt zu ihm:" Guten morgen Special Agent Gibbs. Es tut mir leid dass sie so lange warten mussten, aber es gab noch einen Notfall. Sie können jetzt mit kommen." Jethro nickte nur kurz, trank eilig den letzten Rest Kaffee aus und folgte dann dem Arzt.

Er stand am Fußteil seines Bettes und beobachtete den Arzt und die Schwester die sich um Tony kümmerten. Während die Schwester ihm eine weitere Spritze gab fuhr der Doktor einige Geräte zurück. Es dauerte noch wenige Minuten, dann flackerten Tonys Augenlider und er öffnete sie. Verwirrt und benommen sah er sich um. Dann fing er den besorgten Blick seines Bosses ein. „Können sie mich hören Mr DiNozzo?" Tony nickte knapp, er wurde immer noch beatmet. „Halten sie still, dann können wir ihnen den Beatmungsschlauch ziehen, in Ordnung?" Tony nickte erneut und ließ seinen Boss nicht aus den Augen. Er würgte kurz, dann war der Schlauch raus. „Lege sie ihm eine Nasenkanüle;" wies er die Schwester an, dann wandte er sich an Gibbs:" Ich lasse sie beide einen Moment alleine, dann müssen wir Tests mit ihm mache." Dann verließ der Arzt das Zimmer. Die Schwester hatte Anthony inzwischen eine Nasenkanüle gelegt und gab ihm nun etwas zu trinken. Jethro setzte sich auf den Stuhl ans Bett und beobachtete seinen Agent. Schließlich waren sie alleine.
Hatte Anthony vorher den Blick seines Bosses gesucht, so wich er ihm jetzt aus. Er wollte nicht hier sein. Er hätte nicht hier sein sollen. Er hätte bei Jeanne sein sollen. „Warum", hörte er seinen Boss leise neben sich fragen. Der Italiener schluckte und wich immer noch dem Blick aus. „Tony, warum", hörte er seinen Boss erneut. Tony schniefte leise und sagte schließlich:" Gerade du müsstest mich doch verstehen können." „Ja, ich kann dich verstehen Tony. Aber ich habe auch begriffen dass es nicht das richtige ist. Einfach so zu gehen." „Sie ist auch einfach gegangen", Tränen hatten sich in seinen Augen gesammelt und bannten sich nun ihren Weg über seine Wangen. „Warum hast du nicht mit mir gesprochen? Oder Ziva, McGee, Abby oder Ducky? Wir sind doch für dich da. Du bist doch nicht alleine." „Ach nein? Und warum wolltest du mich dann entlassen? Ich habe es genau gehört." „ Tony ich weiß nicht was du gehört hast, aber du solltest nie entlassen werden. Der Arzt hat gesagt das du wohl Halluzinationen hattest bei dem was du alles genommen hast." „Du meinst ich hab mir das alles nur eingebildet?" „Erinnerst du dich an unseren Kampf auf der Toilette?" „Was?" „Du hast mich auf der Toilette angegriffen Tony." „Ich… entschuldige." „Entschuldige dich nie das…" „… ist ein Zeichen von schwäche, ich weiß." „Hör mir zu Tony. Die werden einige Tests mit dir machen, es kann sein das du durch die vielen Tabletten deine Nieren geschädigt hast. Ich bitte dich nicht aufzugeben. Tu was die Ärzte dir sagen und lass dir helfen. Rede mit einem Pschychologen wenn das hilft, aber ich will meinen Agent nicht verlieren." „Du brauchst mich also?" „Ich habe soviel Arbeit investiert damit aus dem chaotischen Polizisten ein guter Special Agent wird, ich will nicht dass die Mühe völlig umsonst war." Ein leichtes lächeln umspielte die Lippen des grünäugigen Mannes und er nickte kaum sichtbar. „Ich muss sie jetzt leider bitten zu gehen", unterbrach der Arzt die beiden. „Wir werden jetzt einige Reaktionstests mit ihnen machen und ihre Werte kontrollieren." „Ich komm morgen wieder und wie ich Abs kenne wird sie heute Nachmittag hier auf der Matte stehen." „Sie soll sich unten erkundigen wo er ist, wir werden ihn im laufe das Tages auf die normale Station verlegen." Beide Männer nickten. Jethro legte Anthony noch einmal die Hand auf die Schulter und ging dann wieder auf den Gang.
Langsam machte er sich auf den Weg zu seinem Auto. Ducky und Tony hatten Recht. Er konnte das alles verstehen, er wusste wie sich Tony fühlte und warum er so gehandelt hatte. Er selber hatte damals nicht den Mut gehabt es zu beenden.
Mit einem kurzen Druck auf seinen Schlüssel öffnete er das Auto und stieg ein. Plötzlich war seine eigene Vergangenheit wieder präsent wie nie zuvor. Alle Gefühle und Emotionen drängten in ihm, aber er fuhr sich schnell durchs Gesicht und startete den Motor. Es war keine Zeit sich mit seiner eigenen Vergangenheit zu beschäftigen, DiNozzo musste wieder gesund werden. Das war jetzt um einiges wichtiger.
Mit überhöhter Geschwindigkeit raste er zurück ins HQ. Seine beiden anderen Agents sahsen bereits an ihren Schreibtischen und waren mit der aufgetragenen Arbeit beschäftigt und blickten neugierig auf, als ihr Boss sich an seinen Schreibtisch setzte. „Wie geht es ihm?" „Sie machen noch Tests mit ihm;" sagte Gibbs knapp. „Und sonst?" „Was und sonst. Er wollte sich umbringen und es ist fehlgeschlagen, wie würde es dir da gehen Ziva?" „Wenn ich mich umbringen würde, dann so das ich nicht wieder wach werde." „Du kannst es ihm ja sagen wenn du ihn das nächste mal siehst"; seine Stimme hatte eine Wut angenommen, von der er selber überrascht war. Ziva hielt ihren Mund und machte sich wieder an die Arbeit.

Tony lag in seinem Bett und starrte an die Decke. Eben war die Schwester da gewesen und hatte ihm Blut abgenommen und ihm die folgenden Tests angekündigt. Nun lag er da und wartete. Warum hatten sie ihn nicht einfach gehen lassen? Konnte ihn denn niemand verstehen? Gerade sein Boss musste ihn doch verstehen. Warum hatte er ihn nicht einfach gehen lassen. Er wollte nicht mehr. Er war nicht mehr glücklich. Er wollte zu Jeanne. Zu seiner Jeanne. Wollte wieder bei ihr sein. Er merkte wie sich Tränen in seinen Augen gesammelt hatten und nun still seine Wagen herab rannen. Warum sollte er hier bleiben? Ihn hielt doch hier nichts mehr.

Die schwarzhaarige Forensikerin sah traurig an ihrem Schreibtisch als Gibbs wenig später ihr Büro betrat. In der Hand hielt er wie üblich einen Caf- Pow. „Na Abs?" „Hey", sagte sie leise. Der grauhaarige Mann stellte den Becher neben sie. Stürzte sie sich sonst gierig auf das Koffeinhaltige Getränk, bedachte sie es diesmal nur mit einem kurzen Blick und sah dann ihren Boss an:" Wie geht es ihm?" „Ich glaube er würde sich sehr über einen Besuch von dir freuen." „Meinst du wirklich?" „Ja. Abs er braucht uns jetzt. Er braucht einen Grund um weiter zu machen." „Was war dein Grund?" „Was?" „Was war dein Grund damals weiter zu machen?" „Ich musste ihren Mörder finden und töten", sagte er knapp. Obwohl alle von der Direktorin damals während seines Komas über seine Vergangenheit aufgeklärt worden waren, war Abby die einzige die ihn danach fragte und der er teilweise antwortete. „Und danach? Was war als du ihn hattest?" „Abby es geht jetzt nicht um mich, sondern um Tony." „Okay, okay. Was meinst, brauchst er irgendwas?" „Besuch ihn einfach." „Okay, ich bau ihn wieder auf", sagte sie nun weit aus fröhlicher und nahm einen tiefen Schluck ihres Getränks.

Es war bereits nach 15 Uhr als Tony nach den vielen Tests auf die normale Station gebracht wurde. In seinem Zimmer sahs bereits Abby und strahlte ihn freudig an. „Hallo Tony. Da bist du ja. Ich warte schon seit halb zwei auf dich. Gibbs hat mich eher gehen lasse und…" „Hallo Abby", unterbrach sie der Italiener und sah lächelnd an. Die Situationen konnten noch so schlimm sein, Abigail schaffte es immer irgendwie aus allem etwas Positives und Lustiges zu ziehen. Sie ließ sich auf seinem Bett nieder und nahm ihn wortlos in den Arm. Tony schlang seine Arme um die zierliche Frau und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Es tat gut das sie da war. Sie war der Mensch der ihm bei der Arbeit am nächsten stand. Sicher er verstand sich mit allen gut. Aber Abby war etwas Besonderes.
Sie löste sich von ihm und sah ihn plötzlich ernst an:" Warum wolltest du gehen Tony? Ohne dich wenigstens zu verabschieden?" Er sah weg, er wollte darüber nicht sprechen. Doch die Forensikerin ließ nicht locker:" Ich weiß das Gibbs das nicht gerne hören würde, aber wenn du gehen willst, dann verabschiede dich wenigstens vorher." Verblüfft sah er sie an:" Was? Du hättest mich verstanden?" Energisch schüttelte sie den Kopf:" Nein Tony auf keinen Fall. Aber wenn du der Meinung bist das du gehen musst, dann verabschiede dich wenigstens und gib uns die Möglichkeit uns von dir zu verabschieden. Das war nicht fair das du einfach gehen wolltest. Ich dachte wir seien Freunde und du würdest mir erzählen wenn es dir schlecht geht." Etwas beschämt schob Anthony den Kopf zur Seite. Er hatte nicht gewollt dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. „Was willst du jetzt machen", holte sie ihn aus seinen Gedanken wieder zurück. „Was meinst du?" „Willst du gehen?" Erschrocken sah er sie an. Damit hatte er nicht gerechnet. ER musste schlucken:" Würdest du mich gehen lassen?" „Wenn du glaubst dass sich das Leben für dich nicht mehr lohnt bleibt mir nichts anderes übrig. Ich möchte das du glücklich bist und wenn du es hier nicht sein kannst, dann vielleicht woanders." Völlig sprachlos sah er sie an. Bei der jungen Frau hatte er mit vielem gerechnet. Das sie ihn anschreien würde, ihn zurecht weisen würde, aber nichts davon. Sie sahs hier und fragte ihn ob er nochmal gehen wollte. Er konnte ihr darauf keine Antwort geben. War er sich noch vor wenigen Minuten darüber klar dass er nicht mehr leben wollte, so wusste er jetzt gar nichts mehr. Er wollte seine Freunde nicht enttäuschen. Er wollte nicht dass sie ein schlechtes Gewissen hatten wegen ihm. Gott sei Dank klopfte es und eine Schwester steckte den Kopf durch die Tür:" Mr DiNozzo, ich muss sie mal kurz stören. Sie sollen noch das hier nehmen." Sie reichte ihm zwei Tabletten. „Was ist das?" „Die sind um ihren Körper weiter zu entgiften." „Kann er davon abhängig werden", mischte sich Abby ein. „Nein keine Sorge. Die helfen nur den Körper von den anderen Tabletten zu entgiften." Anthony nickte und schluckte die beiden ovalen Pillen.
Abigail stand auf:" Ich muss wieder ins Labor. Darf ich morgen wieder kommen?" Erstaunt sah Tony sie an:" Natürlich darfst du." Sie gab ihm einen Kuss und nahm ihn nochmal fest in den Arm, dann verließ sie das Zimmer und machte sich wieder auf den Weg zum NCIS.

Den Rest des Nachmittags war Anthony alleine in seinem Zimmer. Hin und wieder schaute eine Schwester nach ihm und erkundigte sich ob er etwas brauchte. Jedes Mal verneinte er, wusste er doch das sie nur kam um sicher zu stellen das er keine Dummheiten machte.
Das was die schwarzhaarige Frau gesagt hatte ging ihm nicht aus dem Kopf. Sie wäre tatsächlich bereit ihn gehen zu lassen. Und sein Boss, er brauchte ihn wohl wirklich. Hatte sein Leben vielleicht doch noch einen Sinn. War es vielleicht doch falsch gewesen einfach alles hinter sich lassen zu wollen? Warum war er sich plötzlich nicht mehr sicher? Es hatte sich so richtig angefühlt als er es getan hatte. Es fühlte sich auch jetzt noch richtig an. Er wollte seine Jeanne wiederhaben. Ein Leben ohne sie konnte und wollte er sich einfach nicht vorstellen. Er wollte wieder zu ihr, sie bei sich haben. Sie fühlen, schmecken und riechen Und dennoch sträubte sich etwas in ihm dagegen.

Etwa zur gleichen Zeit betrat Jethro Gibbs das Labor von Abby. Sie sahs etwas besser gelaunt an ihrem Computer und schrieb irgendwelche Berichte. „Hey Gibbs." „Hey Abs. Wie war´s bei Tony." „Du hast doch mit ihm gesprochen." „Und?" „Dann weißt du doch wie es ihm geht." „Was soll das Abby?" „Er ist unglücklich Gibbs. Er will gehen." „Das hast du ihm doch wohl hoffentlich versucht auszureden." Sie schüttelte langsam den Kopf. „Was?" „Er ist mein Freund und ich möchte dass es ihm gut geht." „Aber dafür muss man sich nicht umbringen", seine Stimme war lauter geworden. „Du verstehst das nicht." „Warum ist das so eine Gothsache oder was?" „Er ist unglücklich. Er liebt sie noch." „Ich liebe Shannon und Kelly auch noch", sagte er leise. „Ich weiß Gibbs. Aber lass ihn. Er wird für sich entscheiden was das richtige ist. Ich fahr morgen nochmal hin." „Und dann was willst du machen? Ihm helfen?"
Der Special Agent war sauer auf Abby. Er hatte immer gedacht er würde sie kennen. Sie schwieg. Auch wenn sie ansonsten ungern das letzte Wort hatte, hatte sie gelernt das es Situationen mit Gibbs gab wo es besser war den Mund zu halten.
Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren stürmte er aus dem Labor. Abby sah ihm traurig nach. Warum konnte es das denn nicht verstehen?

Im Fahrstuhl schlug der grauhaarige Mann wütend mit der Faust gegen die Wand. Er hatte gehofft wenn er Abby zu Tony schicken würde, dann würde diese ihm gehörigen den Kopf waschen und ihm deutlich machen was für einen Schwachsinn er da gemacht hatte. Aber stattdessen gab sie ihm quasi noch die Genehmigung dazu. Es war schwer, aber er musste sich eingestehen dass er Tony brauchte. Nein, eigentlich brauchte er niemanden. Alleine kam er immer noch am besten klar. Aber andererseits wusste er dass er sich wenn es nötig war auf Tony 100%ig verlassen konnte und er wollte einen solchen guten Agenten einfach nicht verlieren.
Die Fahrstuhltür öffnete sich und er trat in das Großraumbüro. Die israelische Mossad Offizierin und der MIT- Absolvent sahsen an ihren Computern. Mit wütender Miene ging er an den beiden vorbei und ließ sich in seinen Stuhl fallen. Auch die beiden hatten gelernt das es Momente gab in denen es ratsam war ihren Boss besser nicht anzusprechen. Und so ein Moment schien gerade zu sein.

Das Abendessen war gerade abgeholt worden. Tony hatte nur wenig gegessen. Der Fernseher lief, aber er hörte gar nicht richtig hin. Wie sollte er heute Nacht nur schlafen? Alleine, ohne Tabletten und dann noch in diesem unbequemen Bett. Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Es klopfte und bevor er etwas sagen konnte öffnete sie sich. Sein Boss trat ein. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er keine besonders gute Laune. „Du lebst ja noch?" „Bitte", überrascht sah er ihn an. „Ich dachte nachdem Abby dir die Erlaubnis gegeben hat hast du gleich die Chance genutzt", er stütze sich auf das Fußteil des Bettes. Völlig perplex setzte sich der Ex- Cop auf und starrte seinen Boss an:" Ich versteh immer noch nicht was du willst." „Wie deutlich muss ich denn noch werden? Du hast doch heute Nachmittag mit Abby gesprochen. Ich dachte sie hat dir gesagt das es okay ist sich um zubringen", seine Stimme war bedrohlich laut geworden. „Lass Abby aus dem Spiel Gibbs. Sie ist die einzige die mich versteht", auch Tonys Stimme hatte an Lautstärke gewonnen. „Dann erklär es mir bitte damit ich es auch verstehe Tony. Ich kenne keinen Grund warum man sich umbringen muss." „Ach nein? Sag mir jetzt nicht dass du dich damals nicht umbringen wolltest. Sag es mir und sieh mir dabei in die Augen." „Es geht nicht um mich Tony, sondern um dich." „Es geht hier sehr wohl um dich. Du stehst hier und verurteilst mich obwohl du ganz sicher das gleich tun wolltest. Oder etwa nicht?" Tony war aufgestanden und stand ihm nun Auge in Auge. Unbewusst wich der sonst so toughe Ermittler einen Schritt zurück. Er wusste dass Tony Recht hatte. Mit allem Recht hatte. Aber es war seine Vergangenheit. Er wollte nicht darüber sprechen, geschweige denn daran denken. Er hatte das alles hinter sich gelassen. Alles war tief versteckt in seiner Seele. Aber jetzt war es wieder präsent. Durch das was Tony gesagt hatte, war plötzlich alles wieder da. Der Schmerz, die Qual, das Leid und die Angst wie es alleine weiter gehen sollte. Jethro wurde wütend. Wütend auf Tony das dieser es mit wenigen Sätzen geschafft hatte ihn zu verunsichern und ihn wieder da hin zu bringen wo er nie mehr hin wollte. In seine Vergangenheit. Er funkelte ihn, schubste ihn dann zur Seite und verlies zum zweiten Mal heute Fluchtartig einen Raum. Tony sah ihm hinterher. Überrascht über die Reaktion. Dann setzte er sich wieder auf sein Bett und starrte auf den Fernseher.

Eilig ging Jethro den Gang der Station entlang, öffnete die Tür und steuerte zur Treppe. Seine Schritte wurden immer schneller so dass er schließlich rannte. Er rannte die Stufen vom 5. Stock bis ins Erdgeschoss, vorbei an Patienten, Ärzten und Schwestern die ihn neugierig ansahen. Durch die Eingangshalle und auf den Parkplatz. Außer Atem kam er schließlich an seinem Wagen zum stehen. Wütend schlug er mit der Faust aufs Dach. Dann schloss er die Fahrertür auf, setzte sich hinters Steuer und schloss die Tür. Langsam lehnte er sich zurück. Seine Gedanken schwirrten und sein Atem ging schnell und er wusste das letzteres nichts mit dem Rennen zu tun hatte. Er fühlte sich wie nach einer Zeitreise. Ein unheimlicher Schmerz breitete sich in ihm aus und er konnte nichts dagegen tun. Seine Augen brannten und so sehr er es auch verhindern wollte, aber immer mehr Tränen rannen seine Wagen herab. Er versuchte sie weg zu wischen, aber es half nichts. Er sah Kelly im Garten wie sie mit einem roten Ball spielte, wie er mit einem Wasserschlauch hinter ihr her rannte und Shannon lachend auf der Terrasse sahs. Er und Shannon bei ihrer Hochzeit, bei Kellys Taufe, In den Ferien im Strandhaus. Dann wieder er und Kelly, wie sie laufen lernte, das erste Mal Daddy sagte und ihr erster Schultag. In seinem Kopf lief ein Film ab, den er stoppen wollte, aber nicht konnte. Um endlich irgendetwas zu tun, startete er den Motor und fuhr los. Er wusste nicht wohin er fuhr, aber als er schließlich stoppte, stand er vor seiner Garage. Langsam stand er auf, schloss den Wagen ab und ging zur Haustür. Es fiel ihm schwer diese zu öffnen. Da dahinter alles noch genauso einsam war wie sonst auch. Schließlich war er eingetreten und schloss sie hinter sich. Mit dem Rücken lehnte er dagegen und sah sich um. Nichts hier erinnerte noch daran das hier mal zwei andere Menschen gelebt hatten. Gut es war aufgeräumt und sauber, aber nirgends stand ein Foto seiner Lieben. Auch die Bilder die Kelly gemalt hatte hinge schon lange nicht mehr am Kühlschrank. Alles war fein säuberlich in Kisten gepackt worden und ruhte seit dem im Keller. Der Keller. Der einzige Raum im Haus in dem er sich richtig wohl fühlte. Schnell eilte er nach oben um sich um zuziehen und wenige Minuten später stand er im Keller vor seinem Boot. Langsam umrundete er es und betrachtete es. Brachte es ihm ansonsten Ruhe und Entspannung, so konnte er jetzt nichts davon spüren. Alles in ihm kribbelte und machte
ihn unruhig. Seine Ausbildung und Jahrelange Erfahrung hatte ihm Körperbeherrschung bei gebracht. Er konnte von 100 auf 0 kommen innerhalb weniger Sekunden wenn es ein musste. Aber es gelang ihm nicht. In seinem Körper hatten sich Gefühle ausgebreitet die er nicht wieder abschalten konnte und die er vor allem nicht verschwinden lassen konnte wie alle anderen Dinge. Der Ex- Marine sah sich um. In einer Ecke des Raumes blieb sein Blick hängen. Dort standen die Kisten. Alle ordentlich übereinander gestapelt. Obwohl er sonst doch so oft hier unten war, waren sie ihm nie wirklich auf gefallen, aber jetzt stellten sie eine Art Bedrohung dar. Langsam ging er in die Ecke, hob den obersten Karton hinunter und stellte ihn auf seine Werkbank. Mit zitternden Händen hob er den Deckel. Oben auf lag ein gemaltes Bild von Kelly. Es zeigte die drei bei ihrem letzten gemeinsamen Urlaub am Strand auf den Pferden. Vorsichtig legte er es beiseite. Es kamen noch einige Bilder, bis er schließlich einen Fotorahmen in den Händen hielt. Hatte er sich bis eben langsam wieder beruhigt, so ging sein Atem nun schneller. Er heilt sein Hochzeitsfoto in den Händen. Shannon war eine so wunderschöne Brau gewesen und durch das weiße Brautkleid leuchteten ihre roten Haare umso mehr. Sie strahlten ihn glücklich vom Bild aus an. Dann sah er das nächste Bild. Kelly. Mit Zahnlücke an ihrem ersten Schultag. Fröhlich strahlte auch sie ihn an. Es wurde ihm schwer ums Herz und am liebsten wollte er alles wieder einpacken und den Karton weit hinten in die Ecke stellen, aber etwas in ihm ließ dies nicht zu und so packte er immer mehr Fotos aus. Fotos aus seiner Vergangenheit. Aus einer Zeit in der er noch glücklich und zufrieden war. In der er alles gehabt hatte. Was hatte er getan das ihm all dies genommen worden war? Hatte er alles als zu selbstverständlich angesehen? Hatte er sich nicht genug gekümmert? Nachdenklich betrachtete er die Fotos, die nun alle auf seiner Werkbank standen. Was wäre wohl passiert wenn sie noch leben würden? Wo wären sie jetzt? Immer noch in Washington? Wäre er immer noch Marine? Was würde Kelly jetzt tun? Studieren? Hätten er und Shannon noch mehr Kinder bekommen? Schnell wischte er die Gedanken beiseite. Er wollte nicht darüber nachdenken. Eilig packte er sie wieder ein. Doch ein Bild konnte er nicht weg packen. Ihr letztes gemeinsames Bild, er konnte es nicht wieder im Karton verschwinden lassen.

Anthony sahs noch immer in seinem Bett und starrte den Fernseher an. Das verhalten seines Bosses ließ ihn nicht los. Warum hatte er so plötzlich so reagiert. Lag es an diesem einen Satz den er gesagt hatte? Das konnte nicht sein. Gibbs ließ sich nie aus der Ruhe bringen. Er hatte sich immer unter Kontrolle. Zu 100%. Niemand konnte ihn so aus dem Gleichgewicht bringen. Und schon gar nicht Anthony DiNozzo. Gut er schaffte es des Öfteren ihn wahnsinnig zu machen, aber eine solche Reaktion hatte er noch nie erlebt.
Es klopfte. Er staunt sah Tony zu erst auf die Uhr und dann zu Tür:" Herein." Langsam öffnete sie sich und Gibbs trat ein. Leise schloss er die Tür hinter sich und kam zu ihm:" Stör ich?" „Das fragst du doch sonst auch nie." Jethro schwieg und sah ihn noch immer fragend an. Der junge Italiener schüttelte schließlich den Kopf. Gibbs zog sich einen Stuhl ans Bett und sah seinen Agent an:" Du hattest recht mit dem was du gesagt hast." Erstaunt über die Offenheit schwieg Tony und sah ihn nur an. Nervös betrachtete den grauhaarige Mann seine Hände, schließlich räusperte er sich:" Ich kann dich verstehen Tony. Mit allem was du getan hast. Ich dachte damals auch das dies der einzige Weg ist um meine Qual und mein Leid zu beenden, aber ich hatte nicht genug Mut. Ich habe es nicht geschafft abzudrücken." „Du wolltest dich erschießen", unterbrach ihn Tony erschrocken. Jethro nickte stumm. „Warum?" „Warum was?" „Warum hast du dich nicht erschossen?" „Hab ich doch gesagt. Ich hatte nicht genug Mut." „Das ist doch quatsch. Wenn einer Mut hat, dann du Boss. Dich haut doch nichts um." „Inzwischen vielleicht Tony." Die Ehrlichkeit erschreckte Tony erneut. Hier sahs ein völlig anderer Gibbs bei ihm als er kannte. Nicht so toughe und hart und unnahbar, sondern verletzlich und irgendwie klein. Es machte den jungen Mann völlig nervös, da er überhaupt nicht wusste wie er damit umgehen sollte geschweige denn was er sagen sollte. Schweigens sahsen sie da und starrten ins leere. Schließlich erhob sich Jethro und ging zur Tür, dort drehte er sich nochmal um:" Tu was für dich das richtige ist Tony. Egal was es ist." Dann verlies er das Zimmer und zurück blieb ein völlig perplexer und verunsicherter Anthony.

Hatte er bis eben gedacht er könne nicht schlafen, da ihm die Tabletten fehlten, so lag es nun an dem Besuch von eben. Seine eigene Angst, sie Angst vor dem alleine sein, seine Trauer und die Qualen, schoben sich plötzlich in den Hintergrund. Nichts von dem war mehr wichtig. Auch die ersten Anzeichen von Entzugserscheinung waren weg. Seine Gedanken schwirrten nur um das eben geführte Gespräch. Und es bereitete ihm große Sorge. Was würde jetzt mit seinem Boss geschehen? Er wusste nicht wie er mit einem „neuen" Gibbs umgehen sollte.
Plötzlich ohne jegliche Vorwarnung begann er zu zittern. Die Entzugserscheinungen waren wieder da und stärker als zuvor. Er konnte sich doch nicht ganz abschalten oder zurück drängen. Er zitterte vor Kälter und gleichzeitig stand ihm Schweiß auf der Stirn. Er wusste genau dass eine der bunten kleinen Pillen jetzt helfen würde, aber genauso gut wusste er dass er hier keine bekommen würde und tief im inneren wusste er auch dass es richtig war keine mehr zu nehmen. Verzweifelt darüber dem geschehen kein Ende setzten zu können klingelte er nach der Schwester. Kurz darauf öffnete sich die Tür:" Wie kann ich ihnen helfen Mr DiNozzo?" „Geben sie mir irgendwas", flehte Tony, der inzwischen am ganzen Körper zitterte und schweißgebadet war. „Ich kann ihnen nichts geben außer dem was sie schon bekommen haben. Aber ich werde ihnen helfen sich umzuziehen." Sie ging an Tonys Kleiderschrank und zig frische Sachen hervor. Dann half sie dem inzwischen völlig erschöpften Mann sich umzuziehen und bezog auch sein Bett neu. Tony sank hinein und es dauerte nicht lange und er schlief.

Als er am nächsten morgen zum frühstück geweckt wurde, war er wie gerädert. Er war in dieser Nacht noch öfter wach gewesen. Hatte schlimme Alpträume gehabt und musste sich immer wieder umziehen. Müde und erschöpft stand er auf und ging ins Badezimmer. Er erschrak als er sich im Spiegel sah. Von seinem sonst gesunden Teint war nichts mehr zu sehen. Er war blass und hatte Ringe unter den Augen. Seine Augen. Der Glanz und das strahlen waren verschwunden. Sie waren irgendwie wie tot. Erschrocken über seinen eigenen Anblick ging er zurück zu seinem Bett. Kaum das er sahs klopfte es und eine Schwester brachte das Frühstück:" Guten Morgen Mr DiNozzo. Gut geschlafen?" „Haben sie mich mal genau angesehen? Sieht so jemand aus der gut geschlafen hat", gab Tony grummelnd zurück. Immer noch freundlich sah sie ihn an:" Das wird alles schon wieder. Sie sind nicht der erste und werden vermutlich auch nicht der letzte sein. Also Kopf hoch. Das Leben ist schön, es lohnt sich zu leben egal was alles Schlimmes passiert ist." Dann verlies sie wieder das Zimmer. Stirnzunzelnd sah Tony ihr nach. Die hat gut Reden. Dann besah er sich sein Tablett. Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade, Kaffee, sogar ein EI. Alles in allem eine gute Auswahl. Aber wirklich Hunger hatte er nicht. Mit Mühe zwang er sich ein halbes Brötchen und eine Tasse Kaffee hinunter.

In einem anderen Teil von Washington sahs Gibbs in seinem Wohnzimmer auf der Couch. Wie lange hatte er hier nicht mehr wirklich gesessen. Und nun sahs er bereits seit mehreren Stunden hier. In der einen Hand eine- inzwischen leere – Tasse Kaffee in der anderen das Bild. Stundenlang hatte er es angestarrt. Sog jedes noch so kleine Detail auf. Es konnte es einfach nicht weg legen. Sein Handy riss ihn aus dem Gedanken. Auf dem Display blinkte Abby. Für einen Moment wollte er das Gespräch weg drücken, wollte sich nicht stören lassen, aber dann viel ihm ihr letztes Gespräch ein und er wusste das es falsch gewesen war sie so anzufahren. Er stellte die Tasse weg und griff nach seinem Handy:" Hey Abs." „Hey Gibbs. Ich wollte fragen ob ich heute noch mal zu Tony kann oder …" „Besuch ihn ruhig", unterbrach er sie. „Wirklich? Ich dachte…" „Es tut mir leid was ich gestern gesagt habe. Besuch ihn, er wird sich freuen", sagte der Ex- Marine leise. „Was ist los Gibbs", Abbys Stimme klang besorgt. „Nichts, nichts." „Aber du hast dich noch nie entschuldigt." „Wenn du ihn besuchen willst, dann tu das. Es wird ihm gut tun. Sag ihm das ich heute Nachmittag rein schaue." „Gibbs was ist passiert? Irgendwas stimmt doch nicht." „Mach dir keine Sorge"; seine Stimme war immer noch leise und irgendwie schwach. „Okay. Aber wenn irgendwas ist, dann ruf mich an. Egal wann." „Mach dir keine Sorgen Abby. Bis nachher." Dann legte er auf, warf das Handy wieder neben sich auf die Couch und widtmete sich wieder voll und ganz seinem Bild.
End Notes:
Ich habe mir diese FF geschrieben bevor die letzte Folge der 4. Staffel ausgestrahlt wurde und mir mein eigenes Ende ausgedacht. Was wäre passiert wenn Jeanne erschossen worden wäre?
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