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Tony wurde von dem durchdringend Piepen seines Weckers unsanft aus dem Schlaf gerissen. Müde blinzelte er und schaltete ihn dann ab. Dann drehte er sich um und wollte noch einmal die Augen schließen. „Hey, Tony. Du musst aufstehen. Jethro wird sonst sauer", seine Frau gab ihm einen Kuss und klaute ihm dann die Decke. Bevor er sie sich aber wiederholen konnte, war sie damit aufgesprungen und stand feixend am Bettende. Sie wusste inzwischen das dies die einzige Möglichkeit war ihn zum Aufstehen zu bewegen. „Ist ja gut, ist ja gut"; grummelte er und erhob sich. Müde schlurfte er ins Bad. Kelly warf die Decke zurück aufs Bett und ging in die Küche um Frühstück zu machen. Sie selber hatte noch etwas Zeit bis sie zur Uni musste, aber Tony musste ins Büro und sie kannte Jethro inzwischen ziemlich gut um zu wissen, dass er sehr wütend werden konnte. Niemals zu ihr, aber sie hatte schon des Öfteren Auseinandersetzungen der beiden mitbekommen. Zu ihr war er immer höflich, zuvorkommend und freundlich und sie konnte wunderbar mit ihm reden.
Während der Kaffee durch die Maschine, lief deckte sie den Tisch und war ganz in Gedanken versunken: Vor zwei Jahren hatte sie Tony wieder gesehen und vor einem Jahr waren sie wieder ein Paar geworden. Es hatte sich soviel verändert. Zwischenzeitlich hatte sie in einer anderen Wohnung gewohnt, war aber vor einem halben wieder bei Tony eingezogen. Und in vier Monaten würde sie ihre Abschlussprüfung haben. Im Moment schrieb sie fleißig an ihrer Arbeit. Dann konnte sie konnte sie sich einen Job suchen. Jethro hatte versprochen sich beim NCIS umzuhören, ob man dort eine Fremdsprachenkorrespondentin brauchen konnte. Bis jetzt war noch nichts frei, aber sie hatte ja auch noch Zeit.
Sie war wieder glücklich in ihrem Leben. Vor zwei Jahren hätte sie sich das noch gar nicht vorstellen können. Damals war alles traurig und bösartig und sie war völlig aus dem Gleichgewicht.
Sie liebte Tony über alles und mehr als sie sich hätte vorstellen können. Seit ein paar Tagen waren sie damit beschäftigt Hochzeitsvorbereitungen zu treffen. Die Beiden waren zwar bereits verheiratet, aber das war aus einer Bierlaune heraus vor 14 Jahren in Las Vegas gewesen und Tony wollte sie noch einmal richtig zur Frau nehmen. Ganz in weiß und in einer Kirche. Kelly hatte zuerst gar keine Lust dazu gehabt, aber Tony hatte nicht locker gelassen und ihr einen Stapel Zeitungen mit Kleidern, Ringen und allem was dazugehört mitgebracht. Desto länger sie sich die Zeitungen angeschaut hatte, desto mehr hatte ihr der Gedanke gefallen und nun planten fleißig den schönsten Tag in ihrem jungen Leben. Sie wollte nach der bestandenen Prüfung heiraten und es gab noch viel zu tun.

Fröhlich pfeifend kam Tony aus dem Bad, gab seiner Frau einen Kuss und setzte sich zu ihr an den Tisch. „Du strahlst ja so", er sah sie neugierig an. „Tu ich das?" „Ja, wie kommt's?" „Ich hab nachgedacht." „Worüber?" „Über uns." „Und da strahlst du so?" „Ja, weil ich glücklich bin." Er nahm sie in den Arm und küsste sie erneut:" Da geht's mir auch gut."
Sie frühstückten zusammen und dann machte sich der Ermittler auf den Weg zur Arbeit. Kelly blieb am Fenster stehen und sah ihm nach. Er lief unten über die Strasse und zu seinem Wagen der auf der anderen Seite parkte, bevor er einstieg schaute er noch mal hoch zu Fenster, warf ihr eine Kusshand zu und brauste dann davon.
Kelly lächelte. Es gab Tage da konnte sie ihr Glück überhaupt nicht fassen und dachte immer wieder es sei alles nur ein Traum und sie würde wieder in ihrem Verlies wach werden - aber es war kein Traum. Das war ihr Leben und sie liebte es.
Langsam räumte sie den Tisch ab und ging dann auch ins Bad. Nachdem sie ausgiebig geduscht hatte und sich angezogen hatte, stellte sie entsetzt fest, dass sie viel zu spät dran war. Eilig suchte sie ihre Bücher zusammen und verließ dann das Haus.

In der Zwischenzeit war Anthony im Hauptquartier angekommen. Mit einem Becher Kaffee ließ er sich an seinem Schreibtisch nieder. Neben seinem Boss war er der Einzige der zur Zeit im Büro war. „Morgen Tony." „Morgen Boss." „Kelly hat wirklich einen sehr guten Einfluss auf dich." „Wieso?" „Weil ich mich nicht daran erinnern kann das du es vorher schon mal geschafft hast 3 Wochen am Stück pünktlich zur Arbeit zu kommen." Tony sagte nichts und grinste nur. „Alles klar bei euch?" „Wieso fragst du? Du warst doch vorgestern erst da." Jethro schwieg und sah Tony an. Sein Senior Agent hatte eine fantastische Entwicklung hinter sich.
So tragisch die ganze Geschichte mit seiner Frau auch angefangen hatte, so wunderbar hatte sich jetzt alles entwickelt und es trug sehr zum Wohle des Teams bei.
Wenig später kamen auch McGee und Ziva und kaum saßen die Beiden, klingelte auch schon das Telefon.
„Gibbs?...Was… Wann…Ja", er war aufgesprungen und knallte den Hörer auf die Gabel. „Tony, ruf Kelly an." „Was ist los Boss?" „Ben ist ausgebrochen." „WAS?", Tony griff sofort nach seinem Handy und wählte die Nummer seiner Frau. Doch sie nahm nicht ab. Er eilte hinter seinen Kollegen in den Fahrstuhl. „Und?", Jethro sah ihn neugierig an. „Sie geht nicht ran. Ich hoffe sie ist schon in der Vorlesung." Die vier eilten zu den Fahrzeugen. Ziva und McGee fuhren zur Wohnung von Tony und Kelly um zu sehen ob Ben dort war oder er dort auftauchen würde. Der Ex- Cop und sein Boss fuhren zur Uni von Kelly. Die ganze Fahrt über betete Tony still vor sich hin:" Bitte, lass ihn nicht dort sein. Bitte lass Kelly dort sein. Bitte mach das es ihr gut geht, das er sie nicht schon hat." Auch Jethro machte sich Sorgen, auch wenn er es nie zeigen würde. Aber wenn Kelly etwas passieren würde oder sie dieser Schweinehund wieder in die Finger bekam, dann würde er für nichts mehr garantieren können Mit quietschenden Reifen hielten sie auf dem Campus und eilten ins Sekretariat. Dank seiner Marke erfuhr Jethro schnell wo sich Kelly aufhalten musste und sie machten sich auf den Weg.
Ohne anzuklopfen stürmten sie den Hörsaal. „KELLY", rief Tony laut. Sie stand auf:" Tony, was ist los?" „Komm schnell. Du musst mit kommen." „Hören sie mal, das ist hier eine Vorlesung, was wollen sie hier?", meldete sich nun der gerade unterrichtende Professor zu Wort. „Das geht schon in Ordnung, wir sind vom NCIS - Naval Criminal Investigative Service, " sagte der Ex- Marine und zeigte seine Marke.
Tony half Kelly beim Bücher einpacken und verließ mit ihr den Saal. Immer noch unwissend sah sie ihn an:" Tony, was soll das? Warum stürmt ihr hier rein und … „, sie stockte und sah Tony durchdringend an:" Es ist Ben richtig?" Tony nickte:" Komm. Er ist ausgebrochen." Kelly zuckte zusammen und plötzlich war wieder diese Angst in ihren Augen. Tony nahm sie in den Arm:" Es wird dir nichts passieren, hörst du? Wir alle werden auf dich aufpassen und ich werde alles dafür tun, das er dir nichts tun kann und wieder in den Knast kommt." Kelly begann zu zittern. Etwas hilflos sah Tony seinen Boss an. „Trag sie DiNozzo, bevor sie zusammen bricht", dann eilte er mit gezogener Waffe voraus zum Wagen.
Anthony setzte sich mit seiner immer noch zitternden Frau auf den Rücksitz und sie machten sich auf in Richtung Büro um sich um Kelly zu kümmern und das weitere Vorgehen gegen Ben zu besprechen. Unterwegs teilten sie McGee und Ziva mit das Ben noch nicht an der Uni gewesen war und fuhren weiter zum Hauptquartier.
Auf der Fahrt blickte sich Kelly immer wieder panisch um.

Tony sah seine Frau immer wieder besorgt an. Er konnte nicht zulassen dass Ben sie noch mal bekam oder sie ihn auch nur sah. Alleine die Tatsache, dass er hinter ihr her war, löste Panikattacken bei ihr aus. Kelly begann wieder zu zittern, aber war mehr als vorher. Beruhigend strich ihr Tony durchs Gesicht nahm sie in den Arm. Dann sah nach vorne zu seinem Boss:" Wie lange noch?" „Wir sind gleich da Tony. Wie geht´s ihr?" „Sieh sie dir an." Jethro warf einen besorgten Blick nach hinten und Kellys Anblick veranlasste ihn dazu noch mehr aufs Gaspedal zu treten.
Wenige Minuten später erreichten sie das Hauptquartier. Tony trug Kelly eilig ins Gebäude und dann fuhren sie zu Ducky, der sie untersuchen und ihr etwas gegen die Angst geben sollte.
Später saßen alle im Großraumbüro. Kelly war inzwischen eingeschlafen und lag- bequem gebettet auf Tonys Jacke- neben seinem Schreibtisch. Sein Handy klingelte:" DiNozzo... Wo bist du… was willst du... du wirst sie nie wieder kriegen Ben… sie ist meine Frau und du wirst ihr nie wieder wehtun… Ben? Ben?" Wütend knallte Tony sein Handy auf den Tisch. „Bambino, check woher der Anruf kam", wies Tony seinen jüngeren Kollegen an, der sich auch sogleich an die Arbeit machte. „Was wollte er?"; fragte nun sein Boss. „Kelly." „Was?" „Er will Kelly. Er ist fest davon überzeugt Kelly wieder zu kriegen." „Der hat doch einen Nagel locker"; warf Ziva verächtlich ein. „Schraube, Ziva. Es heißt Schraube." „Egal, er ist nicht ganz dicht." „Da muss ich ihr Ausnahmsweise Recht geben", warf McGee ein, der immer noch in die Tasten haute. „Du sollst raus kriegen von wo er angerufen hat und nicht Ziva beipflichten", raunzte Anthony ihn lauter als nötig an. Timothy schwieg und suchte weiter. Dann reichte er ihm einen Zettel:" Hier Tony. Aber da wirst du nicht viel Glück haben, das ist mitten in China Town." „Das wird sich ja noch zeigen", sagte er, nahm seine Jacke und seinen Rucksack und wollte gehen. Jemand packte ihn am Arm und hielt ihn zurück:" Du bleibst hier und kümmerst dich um deine Frau." „Aber ich muss doch…" warf er ein. „Du musst nichts außer dich um deine Frau kümmern. Wir fahren hin und schauen uns um." Eindringlich sah Gibbs den Ermittler an. Tony nickte. Er wusste das sein Boss recht hatte, aber er wollte auch etwas tun nicht einfach nur da sitzen. Als ob der Ex- Marine seine Gedanken lesen konnte sagte er:" Krieg raus mit wem er im Knast engeren Kontakt hatte und ruf deinen anderen Verbindungsbruder an. Vielleicht hat er sich bei ihm gemeldet." Dann waren auch schon alle verschwunden und der grünäugige Mann blieb alleine mit Kelly zurück.

Langsam ging er zurück zu seinem Schreibtisch. Vorsichtig setzte er sich hin und sah auf Kelly die noch immer schlief. Sie sah so friedlich aus. Er konnte nicht zulassen dass Ben sie wieder in die Finger bekam. Er musste sie schützen und wenn er es mit seinem Leben tun musste. Sie war das der Mensch der ihm am wichtigsten war, den er liebte und für den er alles tun würde. Dann griff er zum Telefon und rief in dem Gefängnis an, in dem Ben gesessen hatte. Nach wenigen Minuten hatte er den Namen von seinem Zellengenossen und bat darum diesen zum Verhör ins NCIS Gebäude zu bringen. Normalerweise hätte er sich jetzt seine Sachen genommen und wäre dort hin gefahren, aber er konnte Kelly unmöglich alleine lassen. Wieder sah er sie an. Sie war so wunderschön. Endlich war alles gut geworden und dann kam Ben und fing an alles wieder kaputt zu machen. Das des Fahrstuhls holte ihn aus seinen Gedanken. Agent Fornell und Agent Sacks kamen zu seinem Schreibtisch:" Agent DiNozzo. Guten Morgen. Wo ist Gibbs?" „Weg. Um was geht es?" „Ben Hawks. Wir haben die Nachricht erhalten, dass er…" „Ausgebrochen ist? Das wissen wir bereits." „Sie wissen es? Dann wissen sie auch warum?" „Er will meine Frau haben", Tony deutete zu Kelly auf den Boden. Erst jetzt sahen die beiden Agenten die junge schlafende Frau. Fornell stützte seine Hände auf dem Schreibtisch auf und sah Tony mit zusammen gekniffenen Augen an:" Lassen sie mich raten, Gibbs hat schon eine Spur?" „Ben hat mich angerufen. Er will Kelly haben." „Sie wissen, dass das ein Fall für das FBI ist." „Ja, aber sie ist meine Frau." Agent Sacks wollte etwas einwenden, aber Fornell wies ihn mit einer Handbewegung an still zu bleiben. Dann wandte er sich wieder an Tony:" Sagen sie Gibbs er soll mich anrufen. Einen schönen Tag noch." Dann verließen die beiden Männer das Büro wieder.

Eine gute Stunde später erhielt Tony den Anruf, dass der Zellengenosse von Ben eingetroffen war. Kelly schlief noch immer und so rief er Abby an, die sich sofort auf den Weg nach oben machte.
„Danke Abby"; sagte Tony, als sie vor seinem Schreibtisch stand. „Gerne Tony. Wie geht es ihr?" „Ducky hat ihr was gespritzt, damit sie schläft. Sie sollte noch mindestens ein paar Stunden schlafen, aber ich wollte sie nicht alleine lassen." „Schon klar. Geh nur. Ich pass auf sie auf." „Wenn was ist, ich bin im Verhörraum." „Alles klar. Jetzt hau schon ab und fass den Scheißkerl." Tony nickte und eilte zu den Verhörräumen.

Gibbs und seine Leute hatten in China Town kein Glück. Die Telefonzelle von der aus Ben angerufen hatte lag mitten in einer belebten Einkaufsstrasse. Sie sahen sich um und entdeckten eine Überwachungskamera an einer Laterne. Wenn sie ein bisschen Glück hatten, war Ben darauf zu sehen und sie konnten sehen, wohin er gegangen war.
Einige Zeit nach dem sie das Hauptquartier verlassen hatten, traten sie wieder aus dem Fahrstuhl. „Abby", erstaunt sah Gibbs die Forensikerin an, die immer noch an Tonys Schreibtisch saß. „Hey Bossman. Na, erfolgreich gewesen?" „Wie man´s nimmt. Tim bringt gerade ein Videoband nach unten zu dir." „Oh, dann geh ich mal runter. Schaut ihr nach Kelly?" „Wo ist Tony?" „Im Verhörraum. Er hat den Zellengenossen von Ben herbringen lassen." Gibbs nickte und wandte sich dann an Ziva:" Du bleibst bei Kelly. Ich geh zu Tony." „Aber Gibbs, ich…" „Irgendwas auszusetzen?" „Nein", sagte sie und setzte sich an ihren Schreitisch.
Der Special Agent ging schnellen Schrittes zu den Verhörräumen und beobachtete seinen jungen Kollegen hinter dem Spiegel.

Tony saß mit dem Rücken zum Spiegel. Der junge Mann ihm gegenüber hieß Jason Flaks und war nicht viel jünger als er selber und er machte einen netten Eindruck. Er hatte Tony nicht viel erzählen können, außer das Ben immer wieder von seiner Freundin Kelly gesprochen hatte und das er sie wieder sehen musste. Außerdem hatte er einige Male mit jemandem telefoniert. Aber mit wem - das konnte ihm Jason nicht sagen. Für Tony genügte das schon. Die Telefonnummer bekamen Abby und McGee sicher raus. Er bedankte sich bei Jason und verließ den Verhörraum. Im Flur prallte er mit Gibbs zusammen, der soeben das andere Zimmer verlassen hatte. „Boss? Und habt ihr was?" „Nein, noch nicht. Abby hat ein Videoband zum auswerten." „Okay. Ich werde mich darum kümmern das wir die Telefonliste bekommen, damit wir wissen wann Ben telefoniert hat und mit wem." Gibbs nickte leicht und ging dann wieder zurück zum Büro. Tony eilte hinter ihm her und hielt ihn am Ärmel fest. Etwas verärgert sah Gibbs ihn an:" Was?" „Wir kriegen ihn Boss? Oder? Er wird Kelly nicht kriegen?" Es waren keine Feststellungen oder Fragen die Tony an ihn richtete, sondern es waren Bitten. Jethro nickte:" Er wird sie nicht wieder kriegen Tony." Er hatte so zuversichtlich wie nur möglich geklungen, aber innerlich wusste er das sie Chancen momentan sehr gering waren. Aber er wollte ihn haben. Er wollte diesen Schweinehund in die Finger kriegen. Anthony nickte und ging dann auch ins Büro zurück. Dort setzte er sich an seinen Schreibtisch und rief Fornell an. Ohne umschweif kam er auf den Punkt und nach wenigen Minuten hatten sich die Ermittler geeinigt. NCIS konnte weiter ermitteln. Kaum das der grauhaarige Mann aufgelegt hatte, nahm er erneut das Telefon und wählte die Nummer des Gefängnis.

Inzwischen war es nachmittag und Abby kam aus dem Labor nach oben:" Hey Leute. Er ist drauf. Er geht in Richtung Bahnhof. Wenn ihr Glück habt ist er da auf einem Band drauf." „McGee…", wandte sich Gibbs an seinen jüngsten Agent. „Schon dran Boss", sagte dieser und griff nach dem Telefon. Wenige Minuten später legte er auf:" Ich hole die Videobänder ab." Gibbs nickte und McGee eilte davon.

Neben Tonys Schreibtisch begann sich nun Kelly zu regen. Sie hatte mehrere Stunden geschlafen und brauchte einen Moment um sich zu orientieren. Dann war alles wieder da und sie blickte Tony ängstlich an. Er nahm ihre Hände und half ihr beim aufstehen:" Es wird alles gut, Süße. Hier wird dir nichts passieren. Das verspreche ich dir." Kelly schwieg und sah sich um. Ziva saß noch immer an ihrem Schreibtisch. Jethro war aufgestanden und ging zu den Beiden. Er sah Kelly in die Augen:" Tony hat Recht. Wir werden es nicht zulassen. Hörst du? Wir sind alle hier, damit er dir nicht wehtun kann." Sie nickte leicht. Tony zog sie auf seinen Schoß und nahm sie in den Arm. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter und langsam fühlte er, wie sie ruhiger wurde.

Nach einer guten Stunde war Tim mit den Videobändern zurück. Gemeinsam mit Abby saß er im Labor und sah sich die Bänder an. Schließlich, nach über zwei Stunden, hatten sie Ben endlich entdeckt. Sofort rief die schwarzhaarige Forensikerin Gibbs an und teilt ihm mit, dass Ben in einen Zug nach Norfolk gestiegen war. Gleichzeitig rief Timothy in Norfolk an um sich dort die Videobänder zu sichern. Gemeinsam mit Ziva machte er sich schließlich auf den Weg um sie abzuholen.

Tony und Kelly saßen noch immer oben im Büro. Der Feierabend war längst gekommen, aber Tony wollte nicht mit Kelly nach Hause fahren. Zu groß war die Angst, dass Ben dort sein und ihnen auflauern könnte. „Wir bleiben hier", sagte Tony zu seiner Frau. Sie nickte stumm. Jethro sah die beiden an:" Wollt ihr wirklich nicht nach Hause? Ich komme auch mit." Tony schüttelte den Kopf:" Nein, hier kann am wenigsten passieren." „In Ordnung, aber ich werde fahren. Schick Ziva auch nach Hause. McGee soll Abby helfen." „Geht klar, Boss."

Stunden später wurde Tony von Kaffeeduft geweckt. Sie hatten sich beide hinter den Schreibtisch gelegt und dort geschlafen. Jethro stand neben ihnen:" Guten Morgen." „Morgen Boss", Tony richtete sich auf und rieb sich die Augen:" Gibt's was Neues?" „Ja. Bring Kelly hier weg. Ziva und McGee sind auf dem Weg hierher mit ihm." „Ihr habt ihn wirklich?" „Ja, die Beamten am Bahnhof konnten sich an ihn erinnern und wussten mit welcher Straßenbahn er gefahren ist. Wir haben ihn dann zwei Strassen weiter aufgegriffen als er gerade an einer Telefonzelle telefonieren wollte." „Ihr habt ihn tatsächlich?", fragte Tony ungläubig?" „Ja, bring Kelly hier weg. Sie soll ihn nicht sehen - und er sie nicht." „Ist gut;" Tony nickte, beugte sich zu seiner Frau und strich ihr sanft über die Wange:" Kelly? Süße? Du musst wach werden." Verschlafen öffnete Kelly die Augen und sah Tony verwirrt an:" Guten Morgen. Was ist?" „Du musst aufstehen, ich bring dich zu Abby." „Zu Abby? Aber warum?" „Wir haben Ben. Er wird hierher gebracht." „Was?" „Psch, keine Sorge. Ich bring dich zu Abs, damit ihr euch nicht über den Weg lauft. Du musst keine Angst haben." Kelly nickte und ließ sich von Tony ins Labor bringen. Dort lag Abby mit dem Kopf auf der Tischplatte und schlief friedlich. Tony und Kelly lachten. „Abs? Abby? Abigail", versuchte Tony sie wach zu machen. „Hä? Was?", erschrocken richtete sich die Forensikerin auf.„Guten Morgen, Abby. Gut geschlafen?" Die junge Gothbraut rieb sich die Augen und setzte sich langsam auf. „Geht so. Was gibt´s?" Sofort sah man die Sorge um die Frau ihres Kollegen in ihren Augen; nicht umsonst hatten sie bis spät in die Nacht gearbeitet. „ Kelly muss hier bleiben. Wir haben Ben." Mit Freude im Gesicht sah die Schwarzhaarige das junge Paar an„ Echt?" „Ja, Ziva und Bambino haben ihn heute Morgen gekriegt. Sie bringen ihn her." Beruhigend strich DiNozzo seiner Geliebten über den Rücken, die wie fehlplatziert neben ihm stand und dessen Angst er fühlen konnte. Doch Gibbs Laborelfe ließ sich nicht beirren und nahm die Studentin am Arm. „Das ist ja super. Äh ich meine das sie ihn haben, nicht das sie ihn herbringen. Äh,…"
Lachend sah Kelly die verwirrte Wissenschaftlerin an. „Wir haben dich schon verstanden, keine Sorge."
Tony gab seine Frau noch einen langen Kuss und eilte dann wieder nach oben.

Anthony eilte wieder nach oben. Seine Kollegen hatten sich bereits neben dem Verhörraum versammelt. Tony trat ein und sah sie fragend an:" Und hat er schon was gesagt?" Doch seine Antwort konnte er sich selber anhören, den im Nebenzimmer saß Ben und schrie laut seinen Namen:" Tony!! Tony DiNozzo!! Ich weiß daß du da bist. Ich weiß daß du mir zuhörst. Ist Kelly auch da? Sieht sie mich auch? Ist sie immer noch so ein heißes Stück? Hat sich dich endlich mal ran gelassen oder träumt sie noch immer von mir? Tony?..." Ben lief wütend im Verhörraum auf und ab, blieb immer wieder an der Scheibe stehen und versuchte die Personen dahinter zu erkennen. Tony stürmte aus dem Raum und in den Verhörraum. Die Tür schlug gegen die Wand, als er eintrat. „Hallo Tony, ich wusste doch das du da bist", Ben sah ihn hämisch an. Der junge Ermittler blieb vor ihm stehen und sah auf ihn herab:" Was willst du Ben? Kelly? Sie wirst du niemals kriegen? Willst du unser Leben zerstören? Warum? Keiner von uns hat dir etwas getan. Also sag es mir? Hast du kein Hobby?" Ben fing erneut an zu lachen. Es war wieder jenes grauenhafte Lachen welches er auch bei dem Verhör vor 2 Jahren gehabt hatte. In Tony kochte es, aber er behielt die Nerven. Er bedachte Ben noch ein letztes Mal mit einem vernichtenden Blick und drehte sich dann um und ging. In der Tür sah er noch einmal zu Ben, der immer noch hysterisch lachte:" Ach übrigens. Wir werden noch mal heiraten." Dann ging er und schloss die Tür. Bens lachen war verstummt. Er sprang auf und hämmerte gegen die Tür:" Sie liebt dich doch gar nicht Tony. Sie liebt mich. Sie wird mich immer lieben. Sie wird mich niemals vergessen." Tony lehnte im Flur an der Wand, als sei Boss neben ihn trat:" Das war gut Tony." „Ich hab doch gar nichts gemacht." „Eben. Erinnere dich an das erste Verhör mit ihm. Geh jetzt zu Kelly, ihr habt noch eine Hochzeit vorzubereiten." Auf Tonys Gesicht breitete sich ein lächeln aus:" Du hast recht Boss. Danke." Er wandte sich zum gehen, blieb aber nach ein paar Schritten stehen und drehte sich nochmals um:" Hast du heute Abend Lust zum Essen zu kommen?" „Du lädst mich zum Essen ein?" „Wir laden dich ein. Also kommst du?" „Gerne - und jetzt geh zu deiner Frau." Er sah seinem jungen Kollegen hinterher. Er hätte nie gedacht, dass sein Kollege einmal eine solche Wendung machen würde und dass er sich so gut mit ihm verstehen würde. Er nahm einen tiefen Schluck Kaffee und ging dann in den Verhörraum zu Ben um ihm mitzuteilen das ihm seine Handlungen in den letzten Stunden neben einem Aufenthalt in der Psychatrie auch noch Lebenslange Haft eingebracht hatten.
Der Ex- Cop stieg in den Fahrstuhl und fuhr nach unten ins Labor von Abby. Die beiden Frauen saßen vor dem Computer und schauten sich Tattoos an. Offensichtlich wollte sich Abby ein Neues zulegen. Tony gab seiner Frau einen Kuss und besah sich die Bilder:" Oh Abby, das ist doch gar nicht dein Stil." „Meiner nicht, aber der deiner Frau", grinste sie. Überrascht blickte der junge Mann seine Frau an:" Du willst ein Tattoo haben?" „Vielleicht?" Fragend schaute sie ihn an. "Ich weiß nicht? Fändest du es denn schlimm?" „Ähm nein, eigentlich nicht. Aber wieso willst du eins haben?" „Ich weiß noch gar nicht ob ich überhaupt eins will. Aber Abby hat mir ihre gezeigt und ich fand sie schön." Neugierig blickte Tony die beiden an:" Alle?" Abby lachte und nickte. „Du hast meiner Frau alle deine Tattoos gezeigt? Die hast du ja noch nicht mal mir gezeigt", leicht empört sah er die beiden an. „Mein lieber Tony, es gibt auch Stellen meines Körpers die nicht für deine Augen bestimmt sind." Tonys Augen wurden immer größer und er sah Kelly fragend an. Sie schüttelte den Kopf:" Ich kann schweigen wie ein Grab Tony, das weißt du." Dann druckste sie herum und wurde schließlich ernst:" Was ist mit ihm?" „Mit wem? Ben?" Sie nickte und warf einen kurzen Blick zur Tür, so als ob alleine die Nennung seines Namens reichen würde dass er ins Labor kommen würde. „Er ist verrückt Kelly. Und er wird wieder weg gesperrt. Gibbs kümmert sich um ihn. Du musst keine Angst haben." „Aber ... was ist wenn er wieder ausbricht, oder wenn er entlassen wird." „Du kennst Gibbs doch inzwischen recht gut. Er wird es nicht zulassen. Er wird höchstpersönlich dafür sorgen das Ben für den Rest seines Lebens weggesperrt wird." Sanst streichelt er ihren Kopf. Dankbar sah sie ihn an. „So die Damen, jemand hier, der Lust auf Mittagessen hat?" „Du willst uns einladen?", fragte Abby. „Mit Kelly wäre ich sowieso essen gegangen und ich wollte höflich sein und dich mit nehmen," mit seinem jungenhaften lachen sieht er sie an „Na, dann los", lachte Abby und stand auf.

Eine Frau links, die Andere rechts im Arm verließen sie das Labor.

In den folgenden Tagen verbrachten Tony und Kelly wieder mehr Zeit miteinander als sowieso schon. Die Angst dass Ben doch noch wieder kommen würde, haftete an Kelly und manchmal hatte Tony Angst sich nicht genug um sie zu kümmern. Dennoch tat er alles um sie von den Gedanken zu befreien.

Doch die Tage und Wochen strichen dahin und Kelly bekam wieder Freude am Leben. Sie konzentrierte sich nun wieder ganz auf ihr Studium und auch die Hochzeit rückte immer näher.
Mit einem Mal waren die letzten schweren Tage und Wochen vergessen, und die Hochzeit sollte in zwei Wochen stattfinden. Sie hatten sich auf eine kleine private Zerremonie geeinigt. Neben Tonys Kollegen kam nur noch Ethan. Sie hatten auch Kellys Eltern einladen wollen, aber seit Kelly wieder aufgetaucht war, hatten die drei ein mehr als angespanntes Verhältnis zueinander und um jegliche Art von Auseinandersetzung vorzubeugen, hatten sie die Beiden gar nicht erst eingeladen. Für Kelly war es schwer gewesen, aber sie hatte schließlich gemerkt das es einfacher so werden würde.

Alles war vorbereitet, die kleine Kapelle war gemietet, Der Priester bestellt und das Restaurant ausgesucht. Kelly hatte sich ein wunderschönes creme farbenes Kleid gekauft, welches ihren leicht gebräunten Teint und ihre dunklen Haare wunderbar unterstrich. Ethan sollte der Trauzeuge von Tony sein und Abby die Trauzeugin von Kelly. Es gab nur ein kleines Problem - und das hieß Gibbs. Die Beiden wollten ihn als Brautführer haben, aber noch hatten sie ihn nicht gefragt. Es gab immer etwas, das dazwischen gekommen war, aber heute wollte Kelly endlich mit ihm reden.
Sie hatte sich mit dem grauhaarigen Mann in ihrer Mittagspause verabredet. Etwas nervös saß sie nun in einem kleinen Café an der Promenade in dem sie sich schon des öfteren getroffen hatten. Wenige Minuten nachdem Kelly sich gesetzt hatte trat Jethro durch die Tür. Er erblickte sie und nahm ihr gegenüber Platz:" Hey Kelly. Du wolltest mich sprechen?" „Ja", in ihrer Stimme konnte man die Nervosität spüren. Er lachte sie an:" Was ist los Kelly?" „Ich… ähm wollte dich was fragen. Na ja... eigentlich wollten Tony und ich dich etwas fragen." „Und das wäre?" „Also wir heiraten ja in zwei Wochen und ich möchte dich bitten … Würdest du mein Brautführer sein?" Erleichtert ihn endlich gefragt zu haben sah sie ihn an. Jethro war völlig überrascht und sahder jungen Frau ihm gegenüber in die Augen. " Ihr wollt wirklich das ich… ich meine…" Sie nickte:" Ja. Du warst die ganze Zeit über immer für uns da. Du hast dich gekümmert und gesorgt und warst zur Stelle wenn wir Hilfe brauchten und dafür wollen wir dir Danken. Bitte sei mein Brautführer." Das erste Mal seit langem verschlug es dem Special Agent die Sprache und er konnte nur nicken.

Dann war der große Tag gekommen.
Tim, Ziva, Jenny Ducky saßen in der ersten Reihe in der Kappelle. Die Bänke waren alle mit weißen Blüten geschmückt und vorne am Altar stand Ethan neben einem mehr als nervösen Tony. Er trug einen braunen Nadelstreifenanzug der seine grünen Augen betonte. Auf der anderen Seite stand Abby in einem auffallenden schwarz- weiß karierten Etuikleid. Wenn sie ihre Haare sonst zu Rattenschwänzen gebunden hatte, so trug sie diese diesmal elegant hochgesteckt.
Dann läuteten die Glocken. Tony wurde unruhig. Er hatte keine Ahnung wie Kelly aussehen würde. Obwohl sie ja bereits verheiratet waren, hatte sie geschwiegen wie ein Grab.
Aber dann war es soweit. Am Ende des Ganges traten Gibbs und Kelly aus einer Tür. Langsam schritten sie zum Altar. Anthony verschlug Kellys Anblick die Sprache. Sie war so wunderschön. Das Kleid schmeichelte ihrer Figur an allen nur erdenklichen Stellen. Ihre Haare waren zu kleinen Löckchen gedreht und hoch gesteckt. Einzelne Strähnen umspielten ihr Gesicht. In der Hand hielt sie einen Strauß mit denselben Blumen die auch die Kirche schmückten.
Dann waren sie vorne angekommen und sein Boss übergab ihm die Braut. Er sah ihn ernst an:" Pass gut auf sie auf Tony. Sie ist etwas ganz besonders." Der angesprochene nickte, sprachlos über die Schönheit seiner Frau.

Am späten Abend, nachdem alle nach Hause gefahren waren, fuhren auch Kelly und Tony nach Hause. Sie hatten schon lange nicht mehr soviel Spaß gehabt.
Zuhause angekommen zogen sie sich um und ließen sich dann zum Flughafen bringen. Sie wollten ihre Flitterwochen auf Maui verbringen. Kelly war die Fahrt über sehr schweigsam. Ihr Mann schob es auf den anstrengend Tag und das sie Müde war. Aber Kelly war nicht müde, sie war hellwach. So hatte sie doch noch ein Geschenk für ihren Mann. Aber sie war sich nicht sicher ob er sich auch darüber freuen würde.

Im Flugzeug legte er den Arm um seine Frau und sah sie glücklich an:" Geht es dir gut?" Sie nickte und lächelte ihn auch an. „Du siehst müde aus." „Das bin ich nicht." Dann setzte sie sich aufrecht hin und sah ihn etwas unsicher an:" Ich habe noch ein Geschenk für dich." „Für mich? Was ist es? Du weißt, ich liebe Geschenke", erwartungsvoll sah er sie an. Die brünette Frau griff in ihre Tasche, zog ein kleines quadratisches Päckchen hervor und reichte es ihm. Neugierig was es enthalten könnte riss er es auf.
Es war ein Bilderrahmen. Er drehte ihn langsam um, um sich das Bild anzusehen. Er wurde erst blass, dann fing er an zu strahlen. Es enthielt ein Ultraschallbild. „Du bist… Ich werde… Wir bekommen…", fing er an zu stottern. Sie nickte. Begeistert sprang Tony auf und rief so laut das es alle im Flugzeug hören konnten:" Ich werde Vater." Dann nahm er seine Frau glücklich in den Arm, gab ihr einen zärtlichen, liebevollen Kuss und sagte:" Ein schöneres Geschenk hättest du mir nicht machen können."
Chapter End Notes:
Es geht weiter mit Tony und Kelly
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