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Ich hatte mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt – mit der Welt im Einklang und vollkommen zufrieden. Sämtliche Spannung, die mich in den letzten Tagen begleitet hatte, war aus meinem Körper gewichen und in meinen Muskeln befand sich kein einziger Knoten mehr. Ich war erschöpft, trotzdem verspürte ich nicht annähernd den Wunsch zu schlafen. Es war einfach viel zu herrlich, in meinem weichen Bett zu liegen, die Decke bis auf die Hüften hinaufgezogen und Gibbs zu beobachten, der mich seinerseits nicht aus den Augen ließ.
Wir befanden uns Seite an Seite, teilten uns ein Kissen und eine Decke und sahen uns die ganze Zeit über stumm an, genossen einfach die Nähe des jeweils anderen. Es war unglaublich schön, ihn wieder zu haben, zu spüren, wie er mir zärtlich durch die Haare streichelte, während ich mit meinen Fingern seinen bloßen Oberarm hinauf- und hinunterwanderte, seine Körperwärme dabei förmlich absorbierte.
Noch immer konnte man die Leidenschaft, die uns vorhin ergriffen hatte, ein wenig riechen, obwohl ich mittlerweile das Fenster einen Spalt geöffnet hatte, um zu lüften. Ich wusste nicht, wie spät es war und mir war es im Prinzip auch egal. Es zählte nur, dass ich an der Seite des Mannes lag, der mir alles bedeutete und den ich nie wieder loslassen wollte. Das Versprechen, mich nie wieder alleine zu lassen, würde Jethro einhalten, da war ich mir sicher. Er war einer der Menschen, der sein Wort hielt, das bewies schon alleine die Sache mit seiner Schwester.
Ich holte tief Luft, sog förmlich den Duft des Duschgels und von Sägespänen ein und verzog meine Lippen zu einem liebevollen Lächeln, das er ohne zu zögern erwiderte. Seine Hand löste sich aus meinen Haaren und er legte sie auf meine Wange, streichelte zärtlich die Haut, während seine Augen vor Glück förmlich strahlten und ich wusste, dass in meinen eigenen dieselben Gefühle zu lesen waren.
Ich hatte genau erkannt, dass Gibbs von meinem Geständnis, dass er das Beste sei, was mir je passiert war, unglaublich gerührt gewesen war, alleine die feste Umarmung, in die er mich geschlossen hatte, war Beweis genug gewesen, gefolgt von kurzen Küssen, die er immer wieder in meine Haare gedrückt hatte. Er hatte mich gehalten, so als ob er mich in nächster Zeit nicht mehr loslassen wollte, während wir weiterhin verbunden gewesen waren – keiner hatte sich von dem anderen lösen wollen.
Aber irgendwann – nach einer Ewigkeit, wie mir schien – war uns beiden bewusst geworden, dass wir in Schweiß gebadet waren und Jethros Samen angefangen hatte, sowohl auf meiner als auch auf seiner Haut zu trocknen. Eine Dusche war unausweichlich gewesen und so hatte ich mich schweren Herzens aus ihm zurückgezogen, aber mit dem Wissen, dass wir es immer wieder wiederholen, uns so oft lieben konnten, wie wir wollten. Nichts und niemand würde uns mehr auseinanderbringen können, ich war mir sicher, dass wir alles überstehen konnten, wenn uns sogar der Tod nicht davon abhalten konnte, zusammen zu sein. Die Erfahrungen der letzten beiden Tage hatten uns fester zusammengeschweißt, hatten dafür gesorgt, dass zwischen uns ein noch stärkeres Band entstanden war, das die Kluft, die uns kurzfristig getrennt hatte, umgehend geschlossen hatte, um sie nie wieder aufbrechen zu lassen.

Unsere gemeinsame Dusche war herrlich gewesen, ich hatte beinahe vergessen wie befriedigend es sein konnte, jemandem den Rücken einzuseifen und dabei die Knoten aus den Muskeln wegzumassieren, während der warme Wasserstrahl auf unsere Köpfe niederprasselte. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass wir uns auf diese Weise Zärtlichkeiten geschenkt hatten, aber es hatte sich irgendwie neu angefühlt – es war beinahe so, dass Jethros angeblicher Tod eine ganz neue Sicht auf sonst alltägliche Dinge geworfen hatte. Innerhalb einer Sekunde konnte sich das Leben verändern, sich von unbändigem Glück zu grenzenlosem Schmerz verwandeln, so wie es bei mir der Fall gewesen war. Aber ich hatte die Erfahrung machen dürfen, wie es war, dieses Leid wieder loszuwerden, indem ich Gibbs zurückbekommen hatte. Das Glück hatte erneut seinen angestammten Platz eingenommen, aber es war mit dem Wissen verbunden, dass es irgendwann ein weiteres Mal verschwinden könnte, nur dann vielleicht für immer.
Während Gibbs dabei gewesen war, ein wenig meine Schultern zu massieren, hatte das Knurren meines Magens das Wasserrauschen übertönt. Mein Freund hatte das ziemlich amüsant gefunden und hatte in meine Haare gelacht, während ich eher rosa angelaufen war, dass es doch jemanden gab, der unsere Zweisamkeit gestört hatte. Es war das erste Mal seit langem gewesen, dass ich wieder einen riesigen Hunger gehabt hatte, dass mein Appetit mit einem Schlag zurückgekehrt war und mich daran erinnert hatte, dass ich seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatte.
Erneut hatte ich mich schweren Herzens von ihm getrennt, aber nur so lange, bis ich mir eine Boxershorts angezogen und eine riesige Pizza bei meinem Lieblingslieferanten bestellt hatte, die wir gemeinsam auf meiner Couch in Rekordzeit verdrückt hatten. Jethro schien genauso wie ich in den letzten Tagen nicht sonderlich viel zu sich genommen zu haben und auch sein Hunger war wohl schlagartig zurückgekommen.
Nach unserem etwas späten Abendessen hatten wir uns wieder ins Bett gelegt, Seite an Seite, ohne den anderen auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, so als ob wir beide noch immer ein wenig Angst hätten, es wäre nur ein Traum, dass wir wieder vereint waren, dass sich einer von uns doch noch in Luft auflösen würde.

Mein Lächeln wurde breiter, als Jethro seinen Zeigefinger zu meinen Lippen weiterwandern ließ, diese kurz liebkoste und zu meiner Wange zurückkehrte. Wir waren mittlerweile über sieben Monate zusammen und doch verwunderte es mich weiterhin, dass er so unendlich zärtlich sein konnte, dass er sogar eine romantische Ader besaß, von der ich vorher nie gewusst hatte, dass diese überhaupt existierte. Früher hatte ich in ihm nur den knallharten Chefermittler gesehen, der schlecht gelaunt herumgelaufen war und jeden angeknurrt hatte, aber mir gegenüber ließ er seine Maske bedenkenlos fallen. Inzwischen war mir klar, dass sein Gebaren nur ein Schutz davor war, verletzt zu werden.
Ich liebte die zerbrechliche Seite an ihm gleichermaßen wie seine bedrohlichen Blicke, wenn er einen Verdächtigen verhörte oder seine knurrende Stimme, wenn er Befehle erteilte und die nicht schnell genug ausgeführt wurden – dieser Mann war einfach perfekt, auch wenn er es mühelos schaffte, mich zu verletzen.
„Woran denkst du?" fragte Gibbs und durchbrach schließlich unser Schweigen. Seine Finger waren in meine Haare zurückkehrt und zerzausten sie leicht. „An dich", antwortete ich ehrlich, nahm meine Hand von seinem Oberarm und platzierte sie auf seiner Hüfte. Meine Worte zauberten ihm ein strahlendes Lächeln ins Gesicht, das wiederum mein Herz schneller schlagen ließ – wie ich es liebte, wenn er sich mir gegenüber so vollkommen öffnete.
„Und woran denkst du?" wollte ich wissen und rückte ein wenig näher an ihn heran, aus dem Bedürfnis heraus, noch mehr von seiner Körperwärme zu spüren. „Daran, welches Glück ich habe, dich zu haben, Tony", erwiderte er ohne zu zögern und mir schoss unwillkürlich die Röte ins Gesicht, was ihn leise lachen ließ. „Du bist mein Engel. Mein lebensrettender Engel", fügte er hinzu und gab mir kurz darauf einen kleinen Kuss auf meine Nasenspitze. Die Röte in meinen Wangen wurde tiefer und ich hatte das Gefühl, mein Herz würde dahinschmelzen.
„Und du bist mein Brummbär", meinte ich schließlich und Jethro hob überrascht seine Augenbrauen. „Brummbär?" wiederholte er amüsiert und auf meine Lippen kehrte das Lächeln zurück. „Oh ja. Du brummst immer gerne Leute an, vor allem, wenn dich jemand anruft und du nicht gestört werden willst. Das finde ich jedes Mal unglaublich sexy." „Sexy, hmmm?" Blitzschnell rollte er sich auf mich, drückte mich mit seinem Gewicht in die Matratze und grinste mich von oben herab an. „Unheimlich", sagte ich grinsend, vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog seinen Kopf zu mir heran, um ihn zu küssen.
„Gott, ich liebe dich", meinte Gibbs schließlich keuchend, als ich ihn wieder freigab. „Gott? So weit ich mich erinnere, ist mein Name aber Tony", konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen und erhielt genau das, was ich in den letzten Tagen seltsamerweise vermisst hatte – eine Kopfnuss, zwar nicht auf den Hinterkopf, da dieser in den Polster gepresst war, aber das war egal.
Ich lachte leise und schlang meine Arme um Jethro, als er sein Gesicht an meine Schulter schmiegte und glücklich seufzte. „Kindskopf", meinte er und ich spürte das stumme Lachen, das durch seinen Körper fuhr. „Aber ein liebenswerter", fügte ich hinzu und drückte ihn fester an mich, genoss es einfach, ihn in meinen Armen zu halten.

Die Minuten verstrichen, ohne dass jemand etwas sagte und ein Blick nach unten zeigte mir, dass Gibbs seine Augen geschlossen hatte. Aber ich wusste, dass er nicht schlief, dass er weiterhin wach war, schon alleine deswegen, weil seine Finger immer wieder meine Haut liebkosten. So schön es auch war, ihn in meinen Armen zu halten, dass er sich an mich schmiegte so wie ich es sooft bei ihm machte, ich musste ihn trotzdem etwas fragen etwas, das mir seit Duckys Besuch nicht mehr aus dem Kopf ging.
„Warum hast du mir eigentlich nicht erzählt, dass Darien und du beste Freunde ward?" rang ich mich schließlich durch, die Worte zu sagen, die mich beschäftigten, in dem Wissen, dass sie wohl die romantische Stimmung ein wenig zerstören würden. Jethro rührte sich für ein paar Sekunden überhaupt nicht und beinahe glaubte ich, dass er meine Frage nicht gehört hatte. Aber gleich darauf seufzte er, hob seinen Kopf und bettete sein Kinn auf meiner Brust, sodass er mich ansehen konnte.
„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es selbst nicht einmal", antwortete er mit leiser Stimme und blickte mich beinahe entschuldigend an. „Ich habe nicht gewusst, wie ich es dir sagen soll und dann… nun ja, dann bist du bereits gegangen." Bei der Erinnerung daran, huschte ein trauriger Schatten über sein Gesicht, der aber so schnell wieder verschwand wie er gekommen war. „Es tut mir leid", meinte ich und verstärkte meine Umarmung, zeigte ihm, dass ich diesmal nirgendwo hingehen würde. „Du hattest ja alles Recht der Welt, mich einfach stehen zu lassen, Tony. Es braucht dir überhaupt nichts leid zu tun. Woher weißt du das von Darien und mir überhaupt?" fügte er hinzu, schüttelte aber gleich darauf den Kopf. „Ducky", beantwortete er seine Frage von alleine und ich nickte. „Er war vorhin bei mir und hat mir die ganze Geschichte erzählt. Und auch, dass ich dir praktisch das Leben gerettet habe, als wir in Baltimore aufeinandergetroffen sind."
Ein zärtlicher Ausdruck trat in Gibbs' Augen und er lächelte mich liebevoll an. „Darum bist du ja auch mein lebensrettender Engel", sagte er, schob sich ein wenig nach oben und küsste mich gefühlvoll, streichelte erneut meine Haare und ich hätte beinahe wie ein Kater geschnurrt.
„Genauso wie du mir das Leben gerettet hast, hat mir das auch James Jr.", meinte er kurz darauf, stützte sich auf seine Arme ab und setzte sich schließlich auf. „Jethro?" fragte ich beinahe ängstlich, als ich die Veränderung in ihm wahrnahm, die Traurigkeit, die in ihm aufstieg und die selbst für mich greifbar war. „Was meinst du damit?" fügte ich vorsichtig hinzu, nicht sicher, ob er darüber reden wollte. Aber er blickte mir weiterhin fest in die Augen und fuhr sich mit einer Hand über sein Gesicht.
„Er war für mich mehr als nur ein Neffe, Tony. Er war…" Er brach ab und ich sah förmlich, wie die gesamte Spannung aus seinem Körper wich. Ich richtete mich auf und setzte mich im Schneidersitz ihm gegenüber auf die Matratze. „Ich habe dir heute Vormittag gesagt, es gibt nichts Schlimmeres, als ein Kind zu verlieren, erinnerst du dich?" „Ja, ich erinnere mich daran", erwiderte ich und rückte ein Stückchen näher an ihn heran. „Ich hatte…" Er brach ab, hob seine linke Hand und verschränkte deren Finger mit meinen. Ich wusste auf einmal, dass er dabei war, mir etwas Wichtiges zu erzählen, etwas, das in ihm diese Traurigkeit auslöste, die mein Herz schmerzhaft zusammenziehen ließ.
„Was ich dir jetzt sage, habe ich noch nie jemandem anvertraut. Nicht einmal Ducky." Sein Griff um meine Hand wurde stärker, so als ob sie ein Rettungsanker wäre. Ich saß einfach da und wartete darauf, dass er fortfuhr und obwohl ich neugierig war, drängte ich ihn nicht, ließ ihm die Zeit, die er brauchte, um sich zu sammeln, um die Worte zu finden, die er bis jetzt noch niemanden hören hatte lassen.
„Ich hatte einmal eine richtige Familie, Tony", sagte er schließlich leise und ungewohnt schwach. Der Ausdruck in seinen blauen Augen wurde noch trauriger und erneut glitzerten Tränen darin, was mir unglaublich nahe ging. Auf einmal war er unbeschreiblich verletzlich, noch verletzlicher als vorhin am Friedhof.
„Und damit meine ich nicht James Jr. und Jamie", fuhr er schließlich fort, holte tief Luft und schien sich wieder ein wenig zu fassen. „Ich… ich war nicht dreimal verheiratet, sondern viermal. Vor meinen Scheidungen hatte ich noch eine Frau und… eine Tochter. Ihre Namen waren Shannon und Kelly…"


Washington D.C.
Samstag, 01. Februar
08:10 Uhr


Das Klingeln meines Handys riss mich aus einem tiefen und vor allem traumlosen Schlaf. Für einen kurzen Moment wusste ich nicht, wo ich mich befand, aber der warme Körper, der an meinen Rücken geschmiegt war, brachte in Sekundenschnelle sämtliche Erinnerungen zurück – das Gespräch zwischen Gibbs und mir in der Forensik, Duckys erfolgreicher Versuch, mir den Kopf zu waschen, die Gräber von James Jr. und Jamie, Jethros und mein Versöhnungskuss, gefolgt vom mehr als leidenschaftlichen Sex und das Geständnis meines Freundes, eine geliebte Frau und eine Tochter gehabt zu haben, die er beide verloren hatte.
Shannon und Kelly… bei dem Gedanken an den unendlichen Schmerz in seinen Augen zogen sich meine Eingeweide zusammen. Ich hatte erlebt, wie es war, einen über alles geliebten Menschen zu verlieren, aber das war nichts im Vergleich zu dem Leid, das einen überrollte, wenn man sein eigenes Kind begraben musste. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung davon, was Gibbs durchgemacht hatte, als er in Kuwait erfahren hatte, dass seine Frau und Tochter ermordet worden waren.
Während er mir alles erzählt hatte, war ich einfach vor ihm gesessen, hatte ihm zugehört und seine Hand gehalten, an die er sich verzweifelt gekrallt hatte. Ich hatte mir so sehr gewünscht, ihm etwas von dem grenzenlosen Schmerz abnehmen zu können, der sich in seinen Augen abgezeichnet und der ihm immer mehr Tränen über die Wangen getrieben hatte.
Keine einzige Sekunde lang war ich ihm böse gewesen, dass er vorher nie etwas gesagt hatte, dass er in den ganzen sieben Monaten, in denen wir bereits zusammen waren, nie ein Wort erzählt hatte – wie hätte ich auch auf ihn wütend sein können? Ich verstand, warum er nie etwas erwähnt hatte, warum er Stillschweigen bewahrt hatte – um das Leid in seinem Inneren einzusperren, in der Hoffnung, dass es nie ans Tageslicht kommen würde.
Alleine die Tatsache, dass sich Jethro mir schließlich anvertraut hatte, zeigte davon, wie stark das Band zwischen uns geworden war, wie sehr er mir vertraute. Ich war jetzt der Einzige, der wusste, dass Gibbs einmal eine richtige Familie gehabt hatte und obwohl er nichts gesagt hatte, war mir sofort klar geworden, dass ich es für mich behalten sollte, dass es ein Geheimnis war, das nur wir beide kannten – so lange, bis er bereit dazu war, auch den anderen alles zu erzählen. Es musste ihn große Überwindung gekostet haben, sich alles von der Seele zu reden, mir zu zeigen, dass er bereites einmal beinahe in ein schwarzes Loch gefallen wäre. Er hatte mir sogar gebeichtet, dass er vorgehabt hatte, sich selbst zu erschießen, aber dass er es nicht fertiggebracht und sich dafür öfters gehasst hatte.
Die Tatsache, dass er versucht hatte, sich umzubringen, hatte mir einen heftigen Stich ins Herz versetzt und grausame Bilder vor meinen Augen entstehen lassen, die ich wohl nie wieder loswerden würde. Mittlerweile verstand ich mehr denn je, warum James Jr. Gibbs das Leben gerettet hatte. Er hatte in dem Jungen einen Ersatz für Kelly gesehen, hatte gehofft, so über all seinen Schmerz hinwegzukommen, bis ihm auch noch sein Neffe genommen worden war. Alleine ein Versprechen hatte ihn davon abgehalten, alles hinzuschmeißen und wie Ducky erwähnt hatte, war ich schließlich aufgetaucht.
Lebensrettender Engel… das war ich wohl wirklich und ich war einfach nur froh, dass ich Jethro nicht weggeschickt hatte, dass ich mich für ein Leben mit ihm entschieden hatte.
Irgendwann hatte er aufgehört zu erzählen, seine Stimme war zu schwach gewesen, um noch ein weiteres Wort hervorzubringen und ich hatte ihn einfach in meine Arme genommen, hatte ihn fest an mich gedrückt und gehalten, hatte versucht ihn zu trösten. Die Tränen, die auf meiner Haut gelandet waren, spürte ich jetzt – Stunden später – noch immer.
Das Wissen, dass es noch zwei Menschen gab, die er über alles liebte hatte, machte mir seltsamerweise nichts aus – im Gegenteil. Mir würde es eher Sorgen machen, wenn er nicht mehr an die beiden denken würde, wenn er sie einfach so aus seinem Leben gestrichen hätte. Ich war sogar dankbar, dass er es mir erzählt hatte, dass er mich an seiner Vergangenheit teil haben ließ, egal wie schmerzhaft diese war – es schweißte uns nur noch fester zusammen.
Noch immer bildete sich auf meinen Armen eine Gänsehaut, wenn ich an Jethros anschließende, verzweifelte Worte, dass ich ihn lieben sollte, dachte. Und ich hatte ihn geliebt, langsam und zärtlich, wie ich es vorher noch nie getan hatte, hatte ihm gezeigt, dass er noch am Leben war, dass ich bei ihm war und er mich nie verlieren würde, dass ich immer bei ihm bleiben würde.
Ich hatte förmlich gespürt, wie der Schmerz leichter für Gibbs zu ertragen geworden war, dass ihm ein Gewicht von der Brust genommen worden war und ich wusste, dass Shannon und Kelly von nun an auch ein Teil von mir sein würden. Anschließend hatte mir Jethro ein wenig von ihnen erzählt und sich dabei an mich gekuschelt, aber nicht, weil er verzweifelt gewesen war, sondern weil er es genossen hatte, in meinen Armen zu liegen, während er von seiner Familie gesprochen hatte. Die Traurigkeit war wieder verschwunden und hatte glücklichen Erinnerungen Platz gemacht, die er nur allzu gerne mit mir geteilt hatte. Und irgendwann waren wir schließlich eingeschlafen, sicher geborgen in den Armen des jeweils anderen…

Ein weiteres Klingeln zerriss die morgendliche Stille und ich verfluchte den Anrufer, wer auch immer es sein mochte. Jethro rührte sich hinter mir, knurrte etwas Unverständliches und schmiegte sich noch näher an mich. Auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln, aber als das dritte Klingeln ertönte, stöhnte ich frustriert auf, löste seine Hand von meinem Bauch und rutschte zur Bettkante, wo ich mich nach unten beugte und in dem Kleiderhaufen nach meiner Jeans suchte, in deren Tasche mein Handy war.
Ohne auf die Anrufer ID zu blicken, klappte ich es auf, während Gibbs wieder an mich heranrückte und erneut seine Hand auf meinen Bauch legte. „DiNozzo ist zurzeit nicht ansprechbar", brummte ich in das kleine Telefon hinein und versuchte Jethros Finger zu ignorieren, die langsam meine Haut streichelten, während er anfing, meinen Nacken zu küssen. Ich schluckte mühsam, als ich seine weichen Lippen spürte und ein intensives Prickeln überzog unglaublich schnell meinen gesamten Körper.
„Wirklich witzig, Tony", erklang McGees Stimme und ich schloss für ein paar Sekunden die Augen – die Realität hatte uns anscheinend wieder. „Was gibt es, Bambino?" fragte ich und biss mir gleich darauf auf meine Unterlippe, als Jethros Hand höher wanderte und sein Daumen anfing, meine linke Brustwarze zu liebkosen. Seine Zunge fuhr in der Zwischenzeit an meinem Nacken entlang und ich hatte alle Mühe, nicht einfach ins Handy zu stöhnen. Ich rutschte ein wenig hin und her, um Gibbs damit zu signalisieren, dass er aufhören sollte, aber er ließ sich davon nicht stören.
„Es ist bereits nach acht Uhr und Direktor Shepard wartet seit einer halben Stunde darauf, dass wir endlich durchgehen, wie wir heute Nachmittag bei Darien vorgehen werden. Außerdem… nun ja, es ist so, dass… wie soll ich sagen… also, wir erreichen Gibbs nicht. Nicht einmal auf dem Handy, das er für den Auftrag bekommen hat. Wir machen uns ein wenig Sorgen, immerhin könnte es sein, dass Darien…" „Keine Bange, Bambino, Jethro geht es hervorragend", stieß ich hervor, als dieser leicht in meine Brustwarze zwickte und anschließend seine Hand langsam nach unten wandern ließ. Ich begann, hart zu werden und versuchte, nicht allzu schnell zu atmen.
„Ähm, bist du dir sicher, Tony? Ich meine, gestern hat es noch den Anschein erweckt, dass du nicht sonderlich viel von ihm wissen wolltest." „Gestern war gestern. Glaub mir, ihm geht es hervorragend. Es besteht kein Grund zur Sorge, überhaupt kein Grund…" Die restlichen Worte gingen in ein Stöhnen über, das ich nicht mehr zurückhalten konnte, als sich Jethros Finger geschickt um mein Glied legten und ohne Umschweife begannen, es zu streicheln.
„Ähm, Tony, ist… ist a… alles in Ordnung?" hörte ich McGee wie aus weiter Ferne fragen und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er den Telefonhörer in der Hand hielt und sorgenvoll dreinblickte. „Mir ging es nie besser", brachte ich keuchend hervor und schluckte ein erneutes Stöhnen hinunter. Gibbs lachte an meinem Nacken, nur um gleich darauf energisch daran zu saugen.
„Bist du sicher? Du hörst dich, nun ja, ein wenig komisch an", erwiderte Tim und ich verlor für ein paar Sekunden den Faden, als Jethro anfing, die empfindliche Spitze meiner Erektion mit seinem Daumen zu liebkosen. „Ich bin mir absolut sicher. Sag… sag Direktor Shepard, wir sind in einer Stunde im Hauptquartier, McGee", meinte ich ganz schnell, bevor ich das Sprechen verlernte. „Wir?" „Ja, wir, Bambino", rief ich atemlos und ließ meinen Kopf gegen die Schulter meines Freundes fallen, der deswegen von meinem Nacken ablassen musste, sich aber gleich darauf mit meinem Hals beschäftigte, während ich durch seine Finger immer härter wurde.
Ein verlegenes „Oh" drang an mein Ohr, als bei Tim endlich der Groschen gefallen war, warum ich mir so sicher war, dass es Gibbs hervorragend ging – und ich ins Handy stöhnte, so als ob ich Telefonsex praktizieren würde.
„Mach 90 Minuten draus, McGee", sagte Jethro hinter mir klar und deutlich und ich musste unwillkürlich grinsen, als ich mir vorstellte, wie die Wangen des jungen Mannes feuerrot anliefen. „Ich glaube, eine Stunde wird nicht ausreichen", fügte mein Freund hinzu und knabberte gleich darauf an meinem Ohrläppchen. „Ähm… Tony, was…" „Du hast den Boss gehört, Bambino. 90 Minuten." Damit klappte ich das Handy zu, unterbrach das Gestotterte meines Kollegen und legte das Gerät auf den Nachttisch. Gleich darauf drehte ich mich um, sodass Gibbs' Hand von meinem Glied rutschte, aber dafür presste ich eine Sekunde später meine Hüfte fest gegen seine und rang ihm seinerseits ein Stöhnen ab.
„Jetzt wird sich McGee garantiert vorstellen, was wir hier machen", sagte ich und grinste breit. Alleine durch die Vorstellung von den krebsroten Wangen Bambinos hätte ich mich vor Lachen krümmen können - das war einfach zu köstlich. Wahrscheinlich würde er Gibbs' und meinem Blick in den nächsten Tagen geflissentlich ausweichen. „Soll er ruhig", murmelte Jethro an meinen Lippen, bevor er sie zu einem atemraubenden Kuss verschloss, während er sich schneller an mir rieb.
Ich ließ es widerstandslos zu, dass er mich nach ein paar Sekunden auf den Rücken drehte und sich auf mich legte, um mich mit seinem Gewicht tiefer in die Matratze zu pressen. „Guten Morgen, Tony", sagte er schließlich atemlos und blickte mich liebevoll an. Seine Haare waren vom Schlaf zerzaust und seine Haut herrlich warm, seine Stimme noch ein wenig heiser. Ich hob meine Hand und legte sie auf seine linke Wange. „Dir auch einen guten Morgen, Jethro."
Wie hatte ich es vermisst, in seinen Armen aufzuwachen, ihm einen guten Morgen zu wünschen und dafür einen heißen Kuss zu bekommen. „Und jetzt lass uns keine Zeit mehr verschwenden. Außerdem dürfen wir McGee nicht enttäuschen. Nicht, dass er sich umsonst vorstellt, welchen Morgensport wir betreiben", sagte ich und umschlag seine Hüften mit meinen Beinen, zog ihn ganz nahe an mich heran. „Dein Wunsch ist mir Befehl", erwiderte er und beugte sich zu mir herab. „Mein Engel", fügte er hinzu und erneut schien mein Herz von dem Kosenamen dahinzuschmelzen. „Brummbär", flüsterte ich zärtlich, bevor er meinen Mund zu einem weiteren Kuss verschloss – und wir schließlich dazu übergingen, unseren Morgensport zu betreiben.

Fortsetzung folgt...
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