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Sechs Monate später…

14. August, ein Datum, das weder Jethro noch ich jemals vergessen werden – der Tag unserer Hochzeit. Die Sonne hatte mit uns um die Wette gestrahlt und ich konnte mich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein – noch glücklicher als zu dem Zeitpunkt, als mir Gibbs den Heiratsantrag gemacht hatte. Die letzten sechs Monate waren herrlich gewesen, obwohl uns teilweise harte Fälle ins Haus geflattert waren, die uns lange auf Trab gehalten hatten. Trotzdem hatte man gemerkt, dass etwas anders war, selbst den anderen Agenten war nicht entgangen, dass Jethro selbst am Montag nach unserer Verlobung keinen bösen Blick zustande gebracht hatte. Er war entspannt gewesen, hatte kein einziges Mal ins Telefon gebrummt und nicht einmal Ziva eine Kopfnuss verpasst, weil sie zu spät gekommen war. Und ich hatte die ganze Zeit über ein Dauerlächeln im Gesicht gehabt, das einfach nicht verschwunden war, egal wie hartnäckig ich versucht hatte, es zu unterdrücken – sogar alte Akten hatten meine gute Laune nicht trüben können.
Eine Stunde später, nachdem Gibbs alle in die Forensik beordert hatte, hatten schließlich auch die anderen erfahren, warum wir beide so glücklich waren. Abby hatte natürlich schon gewusst, dass er mich fragen würde, ob ich ihn heiraten wollte, immerhin hatte sie Jethro geholfen, einen Ring zu finden, der genauso wie derjenige aussah, den ich ihm geschenkt hatte. Noch dazu hatte sie die rote Bettwäsche besorgt und ihm einen Tipp gegeben, wo man langstielige weiße Kerzen kaufen konnte.
Es war kein Wunder, dass Abby am 14. Februar ständig ins Großraumbüro gekommen war, mich seltsam angeblickt hatte und dabei jedes Mal fast geplatzt war, da sie mir nicht hatte sagen dürfen, warum Gibbs am Nachmittag etwas erledigen hatte müssen und sie ständig ein breites Grinsen im Gesicht gehabt hatte.
Meine Worte „Jethro und ich werden heiraten" hatten Verblüffung bei Ziva und McGee, einen lauten Jubelschrei seitens der jungen Goth und ein zufriedenes Lächeln bei Ducky ausgelöst. Abby hatte sich mir buchstäblich an den Hals geworfen und immer wieder gerufen, dass sie gewusst hatte, dass ich ja sagen würde, dass ich es mir nicht entgehen lassen würde, ihren silberhaarigen Fuchs zu heiraten. Tim hatte mich, nachdem er realisiert hatte, dass Gibbs und ich uns wirklich verlobt hatten, fest umarmt und mir herzlich gratuliert und selbst Jethro hätte er beinahe in eine Umarmung geschlossen, wäre ihm nicht rechtzeitig klar geworden, dass er seinen Vorgesetzten vor sich hatte. Mit rosa angelaufenen Wangen hatte er ihm schließlich die Hand geschüttelt und gemeint, dass wir beide die richtige Entscheidung getroffen hatten.
Von Ziva hatte ich einen kleinen Kuss auf die Wange und Gibbs eine innige Umarmung erhalten – ein Zeichen dafür, dass sie sich richtig für uns gefreut hatte. Ducky hatte es sich nicht nehmen lassen, nachdem er uns gratuliert hatte, eine seiner langen Geschichten zu erzählen und diesmal hatten wir ihn gewähren lassen, hatten ihn nicht unterbrochen. Wir waren viel zu glücklich gewesen und hatten unsere Freude mit unseren Freunden teilen wollen.
Jen hatten wir in ihrem Büro Bescheid gesagt und sie war erst einmal überrascht gewesen – nicht, dass wir heiraten wollten, sondern eher weil wir diesen Schritt schon so bald gewagt hatten. Aber schließlich hatte sie uns alles Gute gewünscht und ich hatte ihr sofort angemerkt, dass sie es auch so gemeint hatte – und sie hatte gleich darauf hinzugefügt, dass wir jedoch weiterhin nicht im Hauptquartier herumknutschen durften, auch wenn wir dann verheiratet wären.
Die Einzigen, die sich nicht über die Nachricht, dass ich bald unter der Haube war, gefreut hatten, waren meine Eltern gewesen. Mein Vater hatte erschrocken reagiert, als ich ihm erzählt hatte, dass ich einen Mann heiraten würde und als er erfahren hatte, dass es noch dazu mein Boss war, war er beinahe an die Decke gegangen und hatte mir sogar angedroht, mich zu enterben. Es war sein Versuch gewesen, damit ich wieder zur „Besinnung" kam, aber ich hatte lediglich gemeint, dass es mir egal wäre, würde er mir nichts hinterlassen – ich würde Jethro gegen nichts in der Welt eintauschen, schon gar nicht gegen Millionen von Dollar.
Meine Mutter hatte es ruhiger aufgenommen, hatte mir gesagt, wenn es ein Mann war, mit dem ich richtig glücklich war, dann würde sie das akzeptieren und die Tatsache, dass ich homosexuell war, würde nichts daran ändern, dass ich ihr Sohn sei – es war das letzte Mal, dass ich in den letzten sechs Monaten mit ihnen gesprochen hatte. Aber das war schon in Ordnung, das Verhältnis zu meinen Eltern war nicht gerade das Beste gewesen und dass ich meinen Vorgesetzten heiraten wollte, hatte es wohl noch verschlimmert. Ich war in den vergangenen Jahren gut ohne die beiden zurecht gekommen und das würde sich auch jetzt nicht ändern.

Sechs Monate der Vorbereitung, um alles perfekt zu machen – mir war es wie eine Ewigkeit erschienen. Mit jedem Tag, der vergangen war, war ich nervöser geworden und die Freude größer. Kein einziges Mal hatte ich Zweifel gehabt, ob es das Richtige war, was Jethro und ich machten und ich hätte nie gedacht, dass es so herrlich sein konnte, verlobt zu sein. Früher hatte ich alleine bei diesem Wort innerlich aufgeschrieen, vor allem, wenn eine meiner Freundinnen davon angefangen hatte, aber jetzt hörte es sich einfach nur toll an.
Aber nicht nur mit der Hochzeit waren wir beschäftigt gewesen, sondern auch mit der Suche nach einem gemeinsamen Haus. Wir hatten relativ schnell eines gefunden, ein großes Gebäude mit einem Swimmingpool im Garten und einem riesigen Keller, der ideal war, um darin ein Boot zu bauen. Es sich zu leisten war kein Problem gewesen, da sowohl Jethro als auch ich unsere Häuser verkauft hatten – mit dem Glück, dass die neuen Besitzer von Jethros altem Zuhause erst im September einziehen würden. Somit hatten wir weiterhin darin wohnen können, während wir das andere Gebäude eingerichtet hatten – sämtliche Möbel hatten wir selbst zusammengebaut, die Wände gestrichen und die Fußböden neu verlegt.
Dabei hatten wir prompt eine helfende Hand von unseren neuen Nachbarn erhalten, einem schwulen Pärchen, das seit fünf Monaten verheiratet war und die es sich nicht hatten nehmen lassen, sich uns gleich vorzustellen. Jacob und Randy waren unglaublich nett und selbst Gibbs hatte sich innerhalb von wenigen Stunden mit ihnen angefreundet, nachdem er herausgefunden hatte, dass die beiden gerne segeln gingen und jede Menge von Booten verstanden. Jacob war freiberuflicher Programmierer und Randy hatte ein kleines Innenarchitektenbüro und uns gratis Tipps für die Einrichtung der einzelnen Räume gegeben. Mit Hilfe der beiden hatten wir es geschafft, dass unser neues Haus am Tag der Hochzeit bezugsfertig war und nur darauf wartete, von uns eingeweiht zu werden.

Die 24 Stunden vor der Trauung waren die reinste Folter gewesen, vor allem weil Abby darauf bestanden hatte, dass Jethro und ich diese getrennt verbringen sollten, so wie es Brauch war. Diese Stunden waren mir länger vorgekommen als die ganzen letzten sechs Monate, auch wenn sich die junge Goth und McGee viel Mühe gegeben hatten, mich abzulenken – mit jeder Menge Filme, Popcorn und Bier. Und die beiden hatten mich tatsächlich noch vor 22 Uhr ins Bett gesteckt, mit den Worten, dass ich für meinen großen Tag fit sein musste. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits das reinste Nervenbündel gewesen, dennoch hatte ich tief und fest geschlafen und war schließlich um kurz vor sechs aufgewacht. Da ich von Tim und Abby nichts gehört hatte, hatte ich kurzerhand Jethro – der bei Ducky übernachtet hatte – angerufen. Wenn ich ihn schon nicht sehen hatte können, so hatte ich wenigstens mit ihm reden können, hatte mich beschwert, dass mich meine beiden Bewacher wie ein kleines Kind um zehn ins Bett gebracht und mir nicht einmal eine Gute Nacht Geschichte erzählt hatten.
Gibbs hingegen war bis nach Mitternacht aufgeblieben, da Ducky einfach nicht aufgehört hatte, sein unerschöpfliches Wissen mit den anderen zu teilen, obwohl Ziva bereits auf der Couch eingeschlafen war. Wir hatten so lange geredet, bis ich McGee ins Bad hatte gehen hören und mich schließlich schweren Herzens von Gibbs verabschiedet hatte, aber mit dem Wissen, dass wir uns bald wiedersehen würden und noch vor Mittag verheiratet waren.
Und die Hochzeit war einfach traumhaft gewesen, viel schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Beide hatten wir ein kleines Fest gewollt, nur mit unseren Freunden und Randy und Jacob, die wir eingeladen hatten – und die sich sofort mit allen anderen hervorragend verstanden hatten, vor allem von Abby waren sie richtiggehend angetan gewesen. Sie und Ziva hatten wunderschön in ihren Kleidern ausgesehen und McGee hatte anfangs seine Augen nicht mehr von der jungen Goth lassen können. Alle hatten sich viel Mühe gegeben, die kleine Kirche mit Blumen zu schmücken und Abby hatte es sich nicht nehmen lassen, ein paar schwarze Rosen dazuzuschmuggeln, die ein wenig seltsam zwischen all der Farbenpracht gewirkt hatten.
Hatten meine Nerven am Vortag und am Morgen wie wild geflattert, so hatte sich meine Nervosität schlagartig gelegt, als ich Jethro in seinem schwarzen, maßgeschneiderten Anzug am Altar stehen gesehen hatte. Die ganze Zeit über, während ich auf ihn zugegangen war, hatte er mich nicht aus den Augen gelassen, hatte mich voller Liebe angeblickt und schließlich meine Hand in seine genommen, kaum dass ich ihn erreicht hatte.
Selbst während der Zeremonie hatten wir uns ständig angesehen, hatten den Worten des Priesters gelauscht und uns glücklich angelächelt. Als wir schließlich unsere selbstverfassten Ehegelübde aufgesagt hatten, war ein hörbares Schniefen von Abby gekommen und selbst meine Augen waren feucht geworden, ich hätte beinahe vor Glück mit der jungen Frau mitgeweint. Und den Moment, wo mir Jethro den goldenen Ring an den Finger gesteckt hatte, würde ich nie vergessen, genauso wenig wie seinen liebevollen Blick und die grenzenlose Freude in seinen blauen Augen, als ich seinen Ehering auf seinen Ringfinger hatte gleiten lassen.
Die Worte „Hiermit erkläre ich euch zu Ehemann und Ehemann" war mit einem noch lauteren Schniefen von Abby begleitet worden und unser darauffolgender allererster Kuss als Ehepaar hatte eine kleine Ewigkeit gedauert, war noch perfekter als unser Verlobungskuss gewesen. Tim als mein und Ducky als Gibbs' Trauzeuge hatten anschließend noch ihres Amtes gewaltet, bevor wir Hand in Hand und voller Freude die Kirche wieder verlassen hatten.
Der 14. August, der Tag an dem mich Jethro zum glücklichsten Menschen auf dieser Welt gemacht hatte, indem er mich zu seinem rechtmäßigen Ehemann genommen hatte – der Tag, der für immer in meinem Gedächtnis verankert sein würde, der Tag, an dem unser altes Leben geendet und unser gemeinsames begonnen hatte.

Gibbs hielt den Wagen ungewohnt sanft in der Auffahrt unseres neuen Hauses an, stellte den Motor ab, drehte sich zu mir um und drückte meine Finger – unsere Hände waren die ganze Fahrt über verschränkt gewesen. Es war kurz vor Mitternacht, der Mond warf sein helles Licht auf die Umgebung und wir waren die Einzigen, die um diese späte Zeit hier noch unterwegs waren. Randy und Jacob, die sich beide nicht mehr hinter das Lenkrad eines Autos setzen konnten, würden bei Ducky – bei dem wir gefeiert hatten – übernachten. Dieser hatte sich wirklich Mühe mit dem Essen gegeben und mehr als einmal seine Mutter aus der Küche verscheucht, die ihre Eigenkreationen hinzufügen hatte wollen.
Die Feier war wundervoll gewesen und ich hatte mich schon lange nicht mehr so gut amüsiert. Aber im Gegensatz zu den anderen waren Jethro und ich nach zwei Gläsern Champagner auf alkoholfreie Getränke umgestiegen, da wir in dieser Nacht viel mehr vorhatten als betrunken im Bett zu liegen.
„Wie fühlt es sich an, verheiratet zu sein?" fragte Gibbs und streichelte sanft mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Auf meinen Lippen bildete sich ein breites Lächeln und ich seufzte glücklich. Verheiratet… es war noch immer ein wenig ungewohnt, wenn ich mir das Wort durch den Kopf gehen ließ, aber es hatte all seinen Schrecken, den ich früher immer verspürt hatte, verloren. Ich hatte nie heiraten und sesshaft werden wollen, aber damals war ich auch noch nicht in Gibbs verliebt gewesen, damals hatte ich auch nicht das Gefühl gehabt, meinen Seelenverwandten gefunden zu haben.
„Einfach herrlich", antwortete ich schließlich, hob meine linke Hand und betrachtete den goldenen Ehering an meinem Finger. „Früher hatte ich immer schreckliche Angst, wenn ich daran gedacht habe, mich an nur einen einzigen Menschen zu binden, aber jetzt ist es einfach nur wundervoll. Ich liebe die Ehe jetzt schon." Jethro lachte leise, beugte sich zu mir herüber und sorgte dafür, dass das Mondlicht seine Haare leicht schimmern ließ.
„Obwohl ich heute schon zum fünften Mal Ja, ich will gesagt habe, war es diesmal doch ganz anders", erwiderte er, nahm meine linke Hand und drückte einen zärtlichen Kuss auf den Ring. „Das liegt wohl daran, dass du vorher noch nie mich geheiratet hast", meinte ich und brachte ihn erneut zum Lachen. „Da gebe ich dir vollkommen Recht und genauso wie du liebe ich diese Ehe jetzt schon, Tony. Und ich liebe dich." „Ich liebe dich auch." Ich vergrub eine Hand in seinen Haaren, die er sich für den heutigen Tag schneiden hatte lassen, und verschloss seinen Mund mit meinem, küsste ihn voller Leidenschaft, legte das Versprechen hinein, dass ich ihn nie verlassen würde, dass das Einzige, was uns je scheiden würde, der Tod selbst war.
„Was hältst du davon, wenn wir das nach drinnen verlegen?" fragte Jethro nach ein paar Sekunden ein wenig atemlos. „Immerhin habe ich noch etwas für dich." Ich fing breit zu grinsen an und schiere Aufregung überrollte mich. In all meiner Freude, endlich Jethro geheiratet zu haben, hatte ich tatsächlich für ein paar Stunden unsere Flitterwochen komplett vergessen. Seit Wochen versuchte ich nun herauszubekommen, was er sich ausgedacht hatte. Etwa einen Monat nach unserer Verlobung hatte mich Gibbs gebeten, ihm die Organisation der Hochzeitsreise zu überlassen und mir versprochen, dass ich es nicht bereuen würde, wenn ich ihm freie Hand ließ. Es sollte eine Überraschung für mich werden, die ich am Abend unseres Hochzeitstages erhalten würde und obwohl ich bereits vor Monaten fast vor Neugierde geplatzt war, hatte ich ihm schließlich grünes Licht gegeben, einfach weil ich ihm vertraute, dass er aus unseren Flitterwochen ein unvergessliches Ereignis machen würde.
Allerdings war meine Ungeduld von Tag zu Tag größer geworden und ich hatte sogar angefangen, im gesamten Haus von Gibbs nach den Flugtickets zu suchen, oder wenigstens nach einem kleinen Hinweis, wohin es gehen würde. Bei meiner vierten Suchaktion hatte er mich schließlich erwischt, aber anstatt böse zu sein, hatte er es nur amüsant gefunden, dass ich so unglaublich neugierig war und mich schlimmer als ein Kleinkind verhielt. Nicht einmal mein Dackelblick oder eine Folter mit Honeydust hatten funktioniert, um ihm irgendetwas herauszulocken – er hatte stur geschwiegen.

„Worauf warten wir noch?" fragte ich voller Begeisterung, befreite mich von dem Sicherheitsgurt und öffnete in Windeseile die Wagentür, um auszusteigen. Die Nacht war herrlich warm, die Grillen zirpten, eine leichte Brise ließ die Blätter der Bäume rascheln und irgendwo bellte ein Hund. Über uns funkelten tausende Sterne, die von einem fast vollen Mond überstrahlt wurden. Ich sog die Luft tief in meine Lungen und versuchte meine Neugierde etwas zu bezwingen, während Gibbs den Wagen abschloss, zu mir kam und meine Hand in seine nahm.
Gemeinsam gingen wir über den gepflasterten Weg, der uns zur Türe führte und der auf beiden Seiten von einem saftig grünen Rasen und ein paar Blumen begrenzt wurde. Kein einziges Unkraut war zu sehen und es roch angenehm nach den bunten Gewächsen. Das Haus selbst erstreckte sich über zwei Stockwerke und ich hatte es mir nicht nehmen lassen, eines der Zimmer mit meinen zahlreichen DVDs in Beschlag zu nehmen. Jethro hatte jetzt einen doppelt so großen Bastelkeller und wir hatten gemeinsam das unfertige Boot zerlegt und ich wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis er anfangen würde, ein Neues zu bauen.
Neben der Tür befanden sich zwei Grünpflanzen und verdeckten ein wenig das Glas, das diese auf beiden Seiten einfasste. Gibbs steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und die Tür schwang lautlos auf, gab den Blick auf einen großen Vorraum frei, der von dem hellen Mond beleuchtet wurde. Aber anstatt hineinzugehen, drehte er sich zu mir um und sah mich mit einem Funkeln in seinen Augen an. „Was ist?" wollte ich wissen und trat ein wenig näher an ihn heran. Seine Finger umfassten meine fester und ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen.
„Das wäre jetzt der Zeitpunkt, wo der Bräutigam die Braut über die Schwelle trägt", sagte Jethro schließlich und meine Augen weiteten sich unwillkürlich, als ich die Bedeutung hinter den Worten erkannte. „Nun, ich sehe hier aber nur zwei Bräutigame", erwiderte ich ein wenig heiser und meine Wangen wurden verräterisch warm. „Außerdem bin ich doch viel zu schwer für dich", fügte ich hinzu und zog ihn zu mir heran. „Du wirst dir dabei noch wehtun und dann kann ich nicht die ganze Nacht Liebe mit dir machen." Gibbs schluckte hart bei meinem letzten Satz und das Funkeln in seinen Augen wurde stärker. „Die ganze Nacht, hmmm?" Jetzt war es an ihm, mit heiserer Stimme zu sprechen. „Mindestens", hauchte ich verführerisch und grinste, als ich merkte, dass er anfing, schneller zu atmen.
„Wenn ich es mir recht überlege", meinte er schließlich, ließ den Rest des Satzes aber unvollendet. Ich grinste noch breiter, als ich merkte, dass ich Jethro ein wenig aus dem Konzept gebracht hatte. Diesen Zustand nutzte ich prompt aus und zog ihn mit sanfter Gewalt über die Türschwelle, betrat mit ihm gemeinsam den Vorraum des Hauses, in dem es noch ein wenig nach Farbe roch. Eine leicht geschwungene Treppe führte in die erste Etage und die Holzstufen wurden von einem dunkelblauen Teppich geschützt. Neben der Tür waren an der Wand Haken für Jacken angebracht worden und darunter war genug Platz für Schuhe. Ein Tisch, auf den Gibbs die Schlüssel schmiss, vervollständigte die Einrichtung.
Er gewann seine Fassung schnell wieder und ich blieb mit dem Rücken zur Tür stehen, wartete darauf, dass er sich zu mir umdrehte, mich gegen das Holz drängte und somit dafür sorgte, dass die Tür mit einem leisen Krachen ins Schloss fiel. Eine Sekunde später presste er seine Lippen voller Verlangen auf meine, küsste mich derart leidenschaftlich, dass es mir beinahe den Boden unter den Füßen weggezogen hätte.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als er meinen Mund wieder freigab und mit einer Hand sachte durch meine Haare streichelte. „Willkommen in unserem neuen Zuhause, Mister Gibbs", sagte er leise und zauberte mir mit seinen Worten ein Lächeln ins Gesicht. Mein Herz machte einen freudigen Hüpfer und ich schmiegte meinen Kopf unwillkürlich an seine Handfläche. „Das gilt auch für dich, Mister DiNozzo", erwiderte ich, beugte mich leicht nach vorne und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
Wir hatten uns entschieden, offiziell unsere Namen zu behalten und jetzt zu hören, dass er mich Mister Gibbs nannte, ließ meine Knie butterweich werden. Aber im Prinzip war es nicht wichtig, welchen Nachnamen wir hatten, wichtig waren nur die Ringe an unseren Fingern und dass wir endlich verheiratet waren.

„Und jetzt wird es Zeit, dass ich dich aufkläre, wohin unsere Flitterwochen gehen", sagte Jethro schließlich, drückte mir noch einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe er mich von der Tür wegzerrte und in das große Wohnzimmer führte, von wo man einen herrlichen Blick auf den weitläufigen Garten mit dem Swimmingpool hatte, dessen Wasser von kleinen Lampen erhellt wurde und leichte Wellen schlug. Zwischen zwei Bäumen hing die Hängematte, die mir Abby zu meinem Geburtstag geschenkt hatte und wartete nur darauf, dass sich jemand hineinlegte, um die Seele baumeln zu lassen.
Gibbs schaltete das Licht ein und holte damit die Einrichtung aus der Dunkelheit, enthüllte den großen Fernseher – mein ganzer Stolz – die Bücherregale, den Kamin und die Sitzgruppe mit dem dunkelblauen Sofa, dazupassenden Sesseln und einem Holztisch, auf dem ein Strauß schwarzer Rosen stand, den Abby dort platziert haben musste. Auf der Karte, die sichtbar darin steckte, stand Viel Glück für eure gemeinsame Zukunft.
Jethro drückte mich sanft auf die Couch und verschwand gleich darauf in der angrenzenden Küche, wo ich ihn in einem der Schränke herumkramen hörte. Auf die Idee, dass er hier die Tickets versteckt hatte, war ich nie gekommen, vor allem, weil wir uns in den letzten Wochen oft in diesem Haus aufgehalten hatten und die Gefahr, dass ich darüber stolpern würde, doch ziemlich groß gewesen war.
Ein paar Sekunden später kam Gibbs wieder zurück und setzte sich neben mich auf das Sofa – in der Hand hielt er einen weißen Umschlag, den er mir reichte. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln, so als ob er sich sicher war, dass mir gefallen würde, welcher Ort auf den Tickets stand.
„Ich habe mir gedacht, da dein Geburtstag genau in unseren Flitterwochen liegt, kombiniere ich es miteinander", sagte er und beobachtete, wie ich den Umschlag ungeduldig aufmachte und zwei Flugtickets daraus hervorzog. Mir schlug das Herz bis zum Hals und als ich schließlich las, wohin unsere Hochzeitreise ging, stockte mir unwillkürlich der Atem. Meine Augen weiteten sich ungläubig und mir klappte der Mund leicht auf. Immer wieder las ich die Buchstaben, so als ob ich nicht fassen konnte, dass ein langersehnter Traum meinerseits endlich in Erfüllung gehen würde.
Ich hob meinen Blick und sah zu Jethro, der mich noch immer anlächelte und sichtlich zufrieden mit meiner Reaktion war. „Das ist…" begann ich, brach aber ab, da ich nicht wirklich wusste, was ich sagen sollte. Aber gleich darauf bildete sich auf meinen Lippen ein breites Grinsen und schiere Freude überrollte mich. „Wir fliegen nach Hawaii!" rief ich begeistert und fiel meinem Mann buchstäblich um den Hals, so stürmisch, dass ich ihn beinahe umgeworfen hätte. „Ich fasse es nicht! Wir fliegen tatsächlich nach Hawaii! Das… das ist so was von großartig! Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll!"
Jethro erwiderte meine Umarmung und drückte einen Kuss in meine Haare. „Deine Freude ist Dank genug", erwiderte er, löste meine Arme von seinen Körper und schob mich ein Stückchen zurück. „Aber das ist noch nicht alles." „Nein?" wollte ich wissen und legte meinen Kopf schief. Neugierde kehrte zurück und ich wäre am liebsten auf und ab gehüpft. „Ich habe dir vorhin gesagt, da dein Geburtstag in die Flitterwochen fällt, habe ich dein Geschenk mit unserer Reise verbunden. Auch in dieser Sache hat mir Abby ein wenig geholfen, da ich überhaupt keine Ahnung von Magnum habe. Jedenfalls haben wir die Möglichkeit, an deinem Geburtstag die Drehorte zu besuchen und wenn du Glück hast, darfst du sogar eine kleine Runde mit dem Ferrari drehen."
Mein Unterkiefer wanderte endgültig nach unten und ich starrte Gibbs ungläubig an, versuchte an seinem Gesicht irgendeine Spur zu erkennen, dass er sich gerade einen Scherz erlaubte. Magnum… Drehorte… Ferrari… Die drei Worte spukten durch mein Gehirn und vertrieben für ein paar Sekunden die Vorstellung von einem wunderschönen fünf Sterne Hotel aus meinem Kopf. Mein Hals war auf einmal staubtrocken und ich war wirklich sprachlos, saß da, die Tickets in meinen Händen und wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Ist das… das ist kein Scherz, oder?" brachte ich schließlich mühsam hervor und entlockte Jethro ein leises Lachen. „Nein, das ist kein Scherz, Tony. Und ich weiß jetzt schon, dass ich mir an diesem Tag sicher wünschen werde, nie diese Idee gehabt zu haben, da du mich garantiert ständig mit Magnum nerven wirst. Aber was tut man nicht alles für den Mann, den man über alles liebt." Auf einmal schien es, als ob mein Körper nur noch aus einer übergroßen Glücksblase bestehen würde. „Du bist der Beste, Jethro!" rief ich und fiel ihm zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit um den Hals. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was mir das bedeutet! Dafür werde ich mein ganzes Leben lang jeden Abend mit dir Liebe machen, dir zeigen, das ich dich über alles liebe!"
Ich löste mein Gesicht von seinem Hals und bevor er auch nur etwas sagen konnte, küsste ich ihn leidenschaftlich, küsste ihn so, dass ihm innerhalb von wenigen Sekunden die Luft wegblieb und er sich keuchend von mir lösen musste, um nicht zu ersticken. „Also, wenn du mich jeden Abend lieben willst, dann kannst du mich an deinem Geburtstag ruhig mit Magnum nerven", sagte er schließlich und grinste mich an. Ich lachte leise und ließ es zu, dass er mir die Flugtickets aus den Fingern nahm und auf den Tisch legte.
„Apropos Liebe machen. Hast du da vorhin nicht etwas erwähnt?" wollte er mit tiefer Stimme wissen und jagte mir damit einen heißen Schauer über meinen Rücken. Ich zerrte ein wenig an der Krawatte, die mir auf einmal die Luft abzuschnüren schien und räusperte mich vernehmlich.
„Ich glaube, es ist an der Zeit, unser neues Bett einzuweihen", fügte er hinzu, nahm meine Hand und stand auf, zog mich mit auf die Füße. „Wir könnten auch den Whirlpool einweihen oder die Dusche", schlug ich hoffnungsvoll vor und erhielt prompt ein Lachen. „Nun, wir haben ja noch die ganze Nacht Zeit", erwiderte Jethro und führte mich aus dem Wohnzimmer, schaltete im Vorbeigehen das Licht aus. „Mindestens die ganze Nacht", korrigierte ich ihn und folgte ihm die Stufen nach oben. „Und unser gesamtes Leben", meinte ich gleich darauf und drängte Gibbs, kaum dass wir den ersten Stock erreicht hatten, gegen die Wand. „Und unser gesamtes Leben", wiederholte er flüsternd, bevor ich seine Lippen mit meinen verschloss – und unsere Hochzeitsnacht einleitete.

The End!!!
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