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Story Notes:
Diese Story spielt fast ein Jahr nach "Ein harter Winter" und ich schreibe (mal wieder^^) aus der Sicht von Tony. Da ich ab 1. Oktober mein Praktikum beginnen werde, werde ich nicht sooft zum Schreiben kommen. Von daher habt ein wenig Geduld, wenn es mit dem nächsten Teil ein wenig länger dauern sollte. So, jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen
Washington D.C.
Mittwoch, 13. August
18:37 Uhr


Die Sonne bahnte sich zaghaft einen Weg durch die graue Wolkenschicht, durch die man Teile des blauen Sommerhimmels sehen konnte. Den ganzen Tag über hatte es stark geregnet, aber pünktlich zu Feierabend hatte sich das Wetter entschieden, etwas trockener zu werden und selbst der stürmische Wind hatte ein wenig nachgelassen. Die Blätter, die von den Bäumen geweht worden waren, wurden von der Straßenmeisterei eingesammelt, damit sie aus den Straßen keine Rutschbahnen machen konnten. Der Asphalt dampfte leicht, als das Wasser anfing zu verdunsten und hüllte alles in einen feinen Nebel. Allerdings würde es nicht lange dauern, bis die wenigen Sonnenstrahlen erneut von Wolken verdeckt werden würden – die nächste Regenfront war bereits im Anmarsch.
Jethro und ich gingen Hand in Hand durch das große Einkaufszentrum, das auf dem direkten Weg zu uns nach Hause lag. Wir mussten uns buchstäblich durch die Menschenmassen zwängen, da die meisten Leute untertags arbeiteten und nur den Abend zum Einkaufen zur Verfügung hatten. Hin und wieder konnte es lästig sein, wenn man ständig Gefahr lief, jemanden anzurempeln oder angerempelt zu werden.
Morgen würde es ein Jahr werden, dass wir verheiratet waren, was auch der Grund war, warum wir uns an diesem Ort befanden – um unseren Vorrat an Gleitgel aufzustocken. Mein Versprechen, jeden Abend Liebe mit Jethro zu machen, verursachte einen hohen Verbrauch an Gleitmittel und wir mussten mindestens einmal im Monat Nachschub besorgen. Die einzigen Male, wo wir nicht miteinander geschlafen hatten, waren, wenn wir einen wirklich schwierigen Fall gehabt hatten, der uns auch nachts im Büro festgehalten hatte. Und als ich mir im Winter kurz nach Weihnachten eine Grippe eingefangen hatte, die dazu geführt hatte, dass ich fast eine Woche lang mit Fieber, Schnupfen und Husten im Bett gelegen hatte.
Meinen Vorschlag von einem Blowjob hatte Gibbs abgelehnt und gemeint, ich solle meine Kräfte sparen und wenn ich schnell wieder gesund wurde, würde er mich anschließend so lange mit seinem Mund verwöhnen, dass ich Sterne sehen würde – vier Tage später war ich mit einem breiten Grinsen ins Büro gekommen, zwar mit noch immer einer leichten Erkältung, aber mit dem Gefühl, den besten Blowjob in meinem Leben erhalten zu haben.
Wir waren mittlerweile über zwei Jahre zusammen und es wurde nach wie vor nicht langweilig mit meinem Mann zu schlafen, unser Liebesleben war ziemlich abwechslungsreich, da wir genug herumexperimentierten. Ich war weiterhin manchmal überrascht, dass Gibbs im Bett so verspielt sein konnte und er sagte zu den Vorschlägen meinerseits nie nein, sondern meinte jedes Mal, dass wir es ausprobieren sollten und wir würden anschließend sehen, ob es uns gefiel oder nicht – und uns gefiel jede Menge.

Fast ein Jahr waren wir verheiratet und ich bereute es keine Sekunde lang, diesem Mann das Jawort gegeben zu haben. Mit unseren Flitterwochen hatte er mir die größte Freude in meinem Leben bereitet und dafür gesorgt, dass ich meinen 34. Geburtstag nie wieder vergessen würde. Die Drehorte von Magnum zu besichtigen war wie ein lang gehegter Traum gewesen, der endlich in Erfüllung gegangen war. Der rote Ferrari mit eigenen Augen zu sehen, war unbeschreiblich gewesen, geschweige denn die kurze Spritztour, die ich unter Aufsicht hatte machen dürfen. Das Foto, das Jethro kurz danach gemacht hatte und bei dem ich gegen den roten Flitzer gelehnt dastand, hatte einen Ehrenplatz auf dem Kamin im Wohnzimmer gefunden – gleich neben einem Bild von unserer Hochzeit.
An diesem Tag war ich wie ein kleines Kind gewesen und Gibbs hatte meine begeisterten Erzählungen von diversen Folgen bemerkenswert ruhig über sich ergehen lassen, hatte sich nicht beschwert, wenn ich ihm alles über die einzelnen Drehorte berichtet hatte, was ich wusste. Er hatte mich gewähren lassen und sich sichtlich darüber gefreut, dass er mir solch eine Freude bereiten hatte können. Und ich hatte ihm dafür gedankt – jeden Abend im letzten Jahr und besonders in der Nacht nach der Setbesichtigung. Wir waren nicht zum Schlafen gekommen und ich hatte meinen Ehemann dafür entschädigt, dass er sich mein ständiges Gequassel von Magnum über sich ergehen hatte lassen.
Eines der Sachen, die mir an dem luxuriösen Fünfsterne Hotel gefallen hatte, waren die dicken Wände gewesen, sodass wir nie aufpassen hatten müssen, ob wir nicht vielleicht zu laut waren und dabei unsere Zimmernachbarn störten.
Unser Hotel war überhaupt das Schönste gewesen, in dem ich je Urlaub gemacht hatte. Es war direkt an einem kilometerlangen weißen Sandstrand gelegen, an dem es Palmen, so weit das Auge reichte, gegeben hatte und ein so blaues Meer wie ich es noch nie gesehen hatte. An unserem dritten Tag auf Hawaii hatten wir nach einem halbstündigen Strandspaziergang eine kleine einsame Bucht entdeckt, wo wir uns schließlich leidenschaftlich geliebt hatten. Es war unglaublich gewesen, den feinen Sand unter meinem Rücken zu spüren, das Rauschen des Meeres zu hören, das sich mit unserem lustvollen Stöhnen vermischt hatte – es war kein Tag vergangen, an dem wir nicht diese Bucht aufgesucht hatten, um unsere Zweisamkeit fernab der anderen Urlauber zu genießen.
Zwei wundervolle Wochen hatten wir nicht an die Arbeit gedacht, hatten unsere Handys kein einziges Mal eingeschaltet, waren praktisch für alle unerreichbar gewesen. Nur für äußerste Notfälle hatten wir die Nummer des Hotels zurückgelassen, aber wir waren ungestört geblieben. In diesen 14 Tagen hatte es nur Jethro, mich und unsere Hochzeitsreise gegeben, die gleichzeitig auch unser erster richtiger gemeinsamer Urlaub gewesen war – beide hatten wir bis heute keinen einzigen Tag davon vergessen. Wir hatten massenhaft Fotos gemacht, ein paar davon gerahmt und in verschiedenen Räumen unseres Hauses aufgestellt oder aufgehängt – den Rest hatten wir in ein großes Album geklebt, das wir von Zeit zu Zeit hervorholten, um gemeinsam in den Erinnerungen zu schwelgen.

Nach unserer Hochzeitsreise hatten wir noch eine Woche frei gehabt, um uns wieder langsam an den Alltag zu gewöhnen und auch mit allen anderen meinen Geburtstag nachzufeiern. Abby hatte jedes noch so kleine Detail unserer Flitterwochen wissen wollen und einen träumerischen Ausdruck in ihren Augen bekommen, als ich die kleine Bucht erwähnt hatte. Als Dank, dass sie es ermöglicht hatte, dass ich die Drehorte von Magnum besuchen hatte können, hatte ich ihr einen riesigen Strauß schwarzer Rosen und einen dicken Kuss auf die Wange geschenkt, was sie mit einem freudigen Strahlen quittiert hatte.
Die freie Woche hatten Gibbs und ich genutzt, um alle Räume unseres Hauses gebührend einzuweihen und selbst der Swimmingpool war nicht verschont geblieben. Wir hatten das Glück, dass unser Garten von hohen Hecken von den Nachbarn abgeschirmt wurde und somit hatten wir nur aufpassen müssen, nicht allzu laut zu sein. Randy und Jacob hatten einmal gemeint, wir müssten uns nicht zurückhalten, was die Lautstärke betraf, aber da gab es noch die alte Mrs. Jenkins, die sicher nicht erfreut darüber wäre, würden unsere Schreie sie bei ihrer nachmittäglichen Routine auf ihrer Terrasse stören – Kreuzworträtsel lösen. Sie war zwar erfreut, dass zwei solche Augenweiden von Männern – wie sie es einmal ausgedrückt hatte – neben ihr wohnten, aber sie wäre sicher nicht davon begeistert, wenn ihre Nachbarn wilden Sex im Swimmingpool hatten, während sie ihre täglichen Kreuzworträtsel löste. Deswegen hatten wir uns gegenseitig zum Schweigen gebracht, indem wir uns in den Körper des jeweils anderen verbissen hatten – mit dem Ergebnis, dass wir im Nachhinein mit ein paar leichten Gebissabdrücken und Knutschflecke übersät gewesen waren.

Der Alltag hatte uns leider viel zu schnell wieder eingeholt und bereits an unserem ersten Tag nach unserem Urlaub hatten wir einen schwerwiegenden Fall bekommen, der uns gezeigt hatte, dass wir nicht immer Berufliches von Privatem trennen konnten. Es kam öfters vor, dass wir noch nach Feierabend weiterdiskutierten und uns Gedanken über die gefundenen Spuren machten, während wir gleichzeitig das Abendessen zubereiteten. Auch zog sich Jethro in seinen Bastelkeller zurück, wenn er nachdenken wollte und ich akzeptierte es, wenn er einmal alleine sein wollte. Aber umso mehr freute es mich, wenn er nach einer oder zwei Stunden wieder nach oben kam, um mit mir den restlichen Abend zu verbringen.
Allerdings war nicht einmal unsere Beziehung vor kleineren Streits gefeit und wir hatten hin und wieder unsere Meinungsverschiedenheiten, vor allem, wenn es darum ging, irgendwelche Dinge zu reparieren. So hatte ich einmal die ganze Waschküche unter Wasser gesetzt, als ich den Wasseranschluss herrichten hatte wollen, der verstopft gewesen war. Jethro war der Ansicht, dass ich manches nur noch kaputter machte, anstatt es zu reparieren und ließ mich nicht einmal mehr die Wäsche waschen, nachdem ich es geschafft hatte, sein Lieblingspoloshirt eingehen zu lassen.
Die kleinen Streits waren sogar ein wenig erfrischend und im Nachhinein hatten wir jedes Mal äußerst leidenschaftlichen Sex und dass meistens nicht einmal im Schlafzimmer, sondern gleich dort, wo wir uns versöhnt hatten. Zu meiner großen Erleichterung hatten wir noch nie einen richtig großen Ehekrach gehabt und ich hoffte, dass dieser auch nie kommen würde. Aber bei so großen Sturköpfen wie wir es waren, konnte es schon mal passieren, dass wir aneinandergeraten würden.
Etwas, das ich mir nicht abgewöhnt und das mir teilweise spöttische Bemerkungen von anderen Agenten eingebracht hatte, war, dass ich Gibbs weiterhin Boss nannte, wenn wir arbeiteten. Es war eine jahrelange Angewohnheit, die ich nicht einfach so ablegen konnte. Er war mein Vorgesetzter und ich wusste, nur weil wir jetzt verheiratet waren, hieß das nicht, dass ich ihm als Agent gleichgestellt war. Das hatte ich bereits vor über zwei Jahren akzeptiert, als wir ein Paar geworden waren, auch wenn seine Befehle an mich von liebevollen Blicken begleitet wurden, oder er meine Hand streichelte, wenn er sich an meinem Tisch zu mir herunterbeugte, um sich anzuhören, welche Informationen ich gefunden hatte. Regel Nummer 12: Gibbs und ich hatten bewiesen, dass Liebe zwischen Kollegen durchaus funktionieren konnte…

Jethro und ich verließen den stetigen Menschenstrom auf dem weitläufigen Flur des Einkaufszentrums und betraten den Sexshop. Es war einer der Größten, in dem ich in meinem gesamten Leben überhaupt gewesen war und man konnte hier fast alles kaufen, was das Herz begehrte. Es gab über ein Dutzend Regale mit den verschiedensten Artikeln und Pornofilmen und eine eigene Abteilung für Reizwäsche, die Männer verrückt machen sollten, wenn sie Frauen trugen.
Das gesamte Geschäft war geschmackvoll eingerichtet, mit purpurnen Wänden, an denen große Poster von nackten Frauen hingen und die Kunden stimulieren sollten. Dazwischen waren bunte Federschals angebracht, die man ebenfalls kaufen konnte. Im Hintergrund lief leise Musik, die man gut und gerne in einem Pornofilm einbauen hätte können.
Außer uns befanden sich noch sechs weitere Personen in dem Geschäft, die aber alle von den fast kopfhohen Regalen verdeckt wurden. Darlene, die Besitzerin des Ladens, die auch gleichzeitig Verkäuferin war und die sich in Halbtagesschichten mit einer anderen Frau abwechselte, lehnte an der Verkaufstheke und blätterte gelangweilt in einem Magazin. Bei unserem Eintreten hob sie allerdings ihren rotblonden Schopf von der Klatschzeitschrift und schenkte uns ein breites Lächeln, als sie uns erkannte. Darlene war eine Schönheit, hatte große Brüste, die mich noch vor Jahren mehr als angeturnt hätten und hatte ihren wohl geformten Körper in ein ledernes Oberteil und eine enge schwarze Jeans gezwängt. Sie flirtete mit allem, was zwei Beine hatte und halbwegs gut aussah – egal ob Männer oder Frauen.
Wie sie uns bei fast jedem Einkauf versicherte, gehörten wir zu dem kleinen Kreis ihrer Lieblingskunden und sie freute sich jedes Mal, wenn sie uns sah. Besonders Gibbs' blaue Augen hatten es ihr angetan - ein Blick von ihm genügte und ihre gepuderten Wangen überzogen sich mit einem Hauch von Rot. Aber so gerne sie auch flirtete, sie würde nie etwas mit einem ihrer Kunden anfangen, die vergeben waren.
Ich erwiderte automatisch ihr Lächeln und winkte ihr fröhlich zu, wurde aber gleich darauf von Jethro mitgezogen, der auf das Regal mit den Gleitgels zusteuerte, so als ob er keine Zeit verlieren wollte. Den ganzen Tag über hatte er mich bereits oft angeblickt, wenn er gedacht hatte, ich würde es nicht merken. Aber da Akten nicht einmal annähernd so interessant waren wie mein Ehemann, hatte ich ihn meinerseits immer wieder verstohlen gemustert. Dass seine Augen ständig an meinem Körper geklebt hatten, war wohl darauf zurückzuführen, dass ich heute ein schwarzes Hemd trug – gut, dass ich ihm nicht erzählt hatte, dass ich keine Boxershorts unter meiner Jeans trug, sonst hätte er mich wahrscheinlich gleich in den nächstbesten Konferenzraum gezerrt und wäre über mich hergefallen. Es kam nicht oft vor, dass ich keine Unterwäsche trug, aber heute Morgen war mir irgendwie danach gewesen und ich freute mich jetzt schon auf Jethros überraschtes Keuchen, wenn er mir die Hose ausziehen würde.

Ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, das gleich darauf noch breiter wurde, als wir bei den verschiedenen Gleitmittel angekommen waren und ich bemerkte, dass Darlene wohl vor kurzem eine neue Lieferung bekommen hatte. Ich ließ meinen Blick über die verschiedenen Tuben huschen, bis meine Augen bei einer hängen blieben und ich unwillkürlich schluckte, als ich die Aufschrift las.
„Klasse", sagte ich begeistert, schnappte mir den Behälter und hielt ihn Jethro hin. „Kokos?" fragte er und hob seine Brauen. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir Gleitgel mit Geschmack kaufen würden, aber bisher hatte ich noch nie eines mit Kokos gefunden. „Das riecht und schmeckt sicher lecker", antwortete ich, öffnete den Verschluss und schnupperte daran, nur um es Gibbs gleich darauf unter die Nase zu halten. Er sog den Duft kurz ein und konnte sich ein zustimmendes Brummen nicht verkneifen. „Aber ich habe noch etwas viel Besseres", meinte er, schnappte sich seinerseits eine Tube und hielt sie mir hin – eine Sekunde später musste ich mir eine Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen.
„Wir müssen unbedingt etwas gegen deine Koffeinsucht machen", brachte ich ein wenig atemlos hervor und beobachtete amüsiert, wie Jethro die Tube öffnete und genüsslich den Duft einsog. „Da ist doch kein Koffein enthalten." „Nein, aber es schmeckt nach Kaffee. Ich fasse es nicht, dass es überhaupt so etwas gibt. Hast du Darlene gegenüber etwa erwähnt, dass du Kaffee liebst?" Er schloss den Verschluss wieder, stellte die Tube aber nicht zurück. „Nein, habe ich nicht. Aber es gibt etwas, das ich noch mehr liebe als Kaffee", fügte er eine Sekunde später hinzu und zog mich mit seiner freien Hand zu sich heran, um mir einen zärtlichen Kuss zu geben.
Auf meinen Lippen bildete sich ein liebevolles Lächeln und ich drückte ihm meinerseits einen kurzen Kuss auf die Wange, als er mich wieder losgelassen hatte. „Was hältst du von dem Vorschlag, wenn wir heute vorfeiern?" fragte ich, stellte die Tube mit dem Gleitgel, das nach Kokos schmeckte, zurück und nahm dafür eine Extragroße. „Du willst unseren Hochzeitstag vorfeiern?" Gibbs hob erneut seine Augenbrauen, schien aber von der Idee nicht abgeneigt zu sein. „Nun ja", meinte ich und schlang einen Arm um seine Taille. „Wenn ich es mir so recht überlege, feiern wir doch eigentlich jeden Abend, oder?" Meine Frage entlockte ihm ein leises Lachen und ein weiteres zustimmendes Brummen.
„Wir können ja Kokos und Kaffee nehmen", sagte Jethro, stellte die Tube, die er in der Hand hatte, wieder zurück und schnappte sich ebenfalls eine Extragroße. „Klasse, dann können wir auch gleich nachfeiern", erwiderte ich begeistert und erhielt erneut ein Lachen. Ich liebte es über alles, wenn ich es schaffte, die fröhliche Seite von ihm hervorzuholen und wenn das amüsierte Funkeln in seine Augen trat. Ein Jahr Ehe und kein Zeichen davon, dass es langweilig wurde oder dass meine Liebe abgekühlt wäre. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich jemals in einer derartigen Partnerschaft so aufblühen würde, dass ich glücklich war, nur an einen einzigen Menschen gebunden zu sein. Jethro war weiterhin mein Ein und Alles und ich würde ihn noch immer nicht gegen nichts in dieser Welt eintauschen.

„In Ordnung, wir nehmen beide", sagte ich schließlich und wollte bereits zur Kasse gehen, als etwas ein paar Meter weiter entfernt meine Aufmerksamkeit erregte. Unwillkürlich kam mir eine Idee in den Sinn, die meine Jeans prompt enger werden ließ. Ich zog Gibbs mit mir mit, bis ich das Regal mit den Seidenschals erreicht hatte, das ich kurz vorher bemerkt hatte. Ohne zu überlegen drückte ich ihm die Tube in die Hand und nahm zwei schwarze Schals, die sich einfach herrlich in meinen Fingern anfühlten. „Tony?" fragte er und runzelte seine Stirn. Mit einem verführerischen Lächeln drehte ich mich zu ihm um und trat nahe an ihn heran.
„Die würden sicher hervorragend um deine Handgelenke aussehen, Jethro", sagte ich mit tiefer Stimme und rollte absichtlich das r in seinem Namen. Ein deutlicher Schauer durchlief seinen Körper und er schluckte hart. „Du willst mich ans Bett fesseln?" wollte er ein wenig heiser wissen und ich grinste noch breiter. „Aha", war meine Antwort darauf und ich blickte ihn kokett an. Hatte er als Special Agent und als mein Boss immer über alles die Kontrolle, so gab er diese Zuhause und vor allem im Bett ohne lange darüber nachzudenken, ab. Bis jetzt hatte ich ihn drei Mal ans Kopfteil gebunden und jedes Mal hatte es ihm gefallen, hatte es genossen, mir vollkommen ausgeliefert zu sein und ich wusste, auch diesmal würde er nicht nein sagen.
Gibbs wechselte eine Tube in die linke Hand und nahm mit der rechten einen der Seidenschals. Ein begehrliches Funkeln trat in seine Augen und ließ mich ganz kribbelig werden. „Du darfst mich ans Bett fesseln, wenn du für mich strippst", sagte er und jetzt war es an mir, heftig zu schlucken. Wenn ich mich langsam im Rhythmus von Musik vor ihm auszog, wurde er jedes Mal unglaublich scharf auf mich, aber diesmal würde er nichts machen können, nicht einmal sich selbst streicheln, da er wehrlos ans Bett gefesselt wäre – und Gibbs wusste das ganz genau. An diesem Abend würde ich ihn leicht in die Verzweiflung treiben können.
Ein teuflisches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich nickte, bevor er es sich anders überlegen konnte. „Einverstanden. Du bekommst deinen Strip. Und danach wirst du wie Wachs in meinen Händen sein." „Das bin ich doch immer, Tony", erwiderte er und gab mir den Seidenschal zurück. Seine Worte ließen mein Herz schneller schlagen und eine Welle der Zärtlichkeit überrollte mich. In meiner Hast, meinen Plan, ihn in die Verzweiflung zu treiben, in die Tat umzusetzen, drehte ich mich um und stieß dabei mit einem Mann zusammen, dessen schwarze Haare zurückgegelt waren und dessen dunkle Augen mit einem Eyeliner betont wurden. Er war kleiner als ich, aber sein Körper war muskulös und seine Jeans war mehr als eng, offenbarte, was er zu bieten hatte.
Sein Blick huschte über meinen Körper und er leckte sich über seine vollen Lippen – das Gibbs hinter mir stand, schien er nicht zu bemerken. „Tut mir leid", entschuldigte ich mich, aber er schien das nicht wirklich wahrzunehmen. Stattdessen grinste er mich anzüglich an, was sich auch nicht änderte, als Jethro besitzergreifend einen Arm um meine Taille legte.
„Habt ihr Jungs euch schon einmal überlegt, einen Partnertausch zu machen? Ihr wisst schon, in einen Swingerclub zu gehen? Mein Freund und ich machen das oft und ich kann euch sagen, dass hält eine Beziehung richtig frisch. Wir könnten uns da ja einmal treffen und…" „Sehe ich vielleicht so aus, als ob ich teilen würde?" fragte Jethro und in seiner Stimme schwang unüberhörbar ein drohender Unterton mit. Es wunderte mich, dass der andere überhaupt noch lebte, wo er doch unverfroren zugegeben hatte, mit Gibbs tauschen zu wollen. Ein enttäuschter Ausdruck huschte über das Gesicht des jungen Mannes, aber trotzdem sah er weiterhin so aus, als ob er mich mit seinen Blicken ausziehen würde.
„Es war nur ein Vorschlag", meinte er und zuckte die Schultern. „Danke für das Angebot, aber wir haben kein Interesse", sagte ich in dem Bestreben, die Situation zu entspannen und Jethro davon abzuhalten, dem anderen den Hals umzudrehen. Er wusste, dass er mir vertrauen konnte, trotzdem kam es noch immer vor, dass er eifersüchtig wurde, wenn jemand anfing, offen mit mir zu flirten, vor allem bei Männern. Die pochende Ader an seiner Schläfe gefiel mir überhaupt nicht, weshalb ich ihn mit sanfter Gewalt Richtung Darlene zog, die uns neugierig entgegensah. Ein kurzer Blick über meine Schulter zeigte mir, dass der Jüngere anzüglich auf meine Kehrseite starrte und sich erneut über die Lippen leckte.
„Swingerclub, ich fass es nicht", sagte Gibbs, reichte Darlene die beiden Tuben und ich legte die Seidenschals auf den Tresen. „Eifersüchtig?" fragte sie mit ihrer rauchigen Stimme und schien sich nicht an dem gefährlichen Funkeln in seinen Augen zu stören – stattdessen überzogen sich ihre Wangen prompt mit einem leichten Rot. „Schätzchen, ich kann es dem Kerl nicht einmal übel nehmen. Sie haben einfach ein Prachtexemplar von einem Mann abbekommen." Es war nicht das erste Mal, dass sie Gibbs Schätzchen nannte, andererseits hatte sie für jeden ihrer Kunden diesen Spitznamen. Jethro hatte sich mittlerweile ein wenig daran gewöhnt, dennoch verleitete es ihn ständig zu einem Stirnrunzeln.
„Ein Prachtexemplar ist Tony auf alle Fälle", meinte er dazu und zog mich noch näher an sich heran. „Ich liebe dich auch", sagte ich und drückte ihm einen kurzen Kuss an seinen Hals, was ihm ein Lächeln entlockte. Darlene betrachtete uns versonnen und tippte anschließend die Preise in die Kasse ein. „Habt ihr einen besonderen Anlass, weil ihr heute gleich zwei extragroße Tuben kauft?" fragte sie und kaute auf ihrem Kaugummi herum. „Wir haben morgen unseren Hochzeitstag", antwortete ich und kramte in meiner Hosentasche nach dem Geld. „Ich verstehe. Ihr feiert als vor, morgen richtig und anschließend nach. Aber im Prinzip feiert ihr ja das ganze Jahr, bei der Menge, die ihr ständig einkauft. Ich habe selten ein Paar unter meinen Kunden, das so aktiv im Bett ist." Darlene verstaute die Sachen in einer weißen Papiertüte, die ihren Laden so beliebt machte – Diskretion wurde bei ihr hoch geschrieben. Es war ihr egal, wer ihre Kunden waren und was sie machten und sie fand es ziemlich aufregend, dass wir Bundesagenten waren. Das erste Mal, als wir hierher gekommen waren und sie unsere Waffen gesehen hatte, hatte sie prompt geglaubt, wir wollten sie überfallen - seitdem ließen wir unsere Pistolen im Handschuhfach des Wagens, wenn wir einkaufen gingen.
„Tja, wir können einfach nicht die Finger voneinander lassen", meinte ich gut gelaunt, nahm die Tüte und das Wechselgeld. „Von euch könnte ich meine Finger auch nicht lassen", erwiderte sie und brachte sogar Gibbs zum Lachen. „Kommt bald wieder", fügte sie hinzu und zwinkerte. „Aber sicher doch", meinte Jethro, nahm mich bei der Hand, führte mich aus dem Geschäft und hinein in das Gedränge, das in den letzten Minuten mehr geworden war. Aber das war mir egal, viel zu sehr freute ich mich auf den Abend, der vor uns lag - den jungen Mann und seinen Vorschlag von einem Swingerclub hatte ich bereits wieder vergessen.

Er stand bei dem Regal mit den farbigen Kondomen und hatte alle Mühe, sich nicht Richtung Ausgang umzudrehen und dem Paar hinterherzusehen, das soeben den Shop verlassen hatte. Sein Herz raste, seine Hände waren feucht vor Erregung und seine sonst so weite Hose war viel zu eng geworden. Anthony DiNozzo… es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit der diesen Mann zum letzten Mal gesehen hatte und ihn jetzt so unvermittelt vor sich gehabt zu haben, hatte ihn förmlich aus der Bahn geworfen.
Sie waren nur durch ein Regal getrennt gewesen und er hatte den braunen verwuschelten Haarschopf des Mannes erkennen können - und auch seinen Hintern, als er durch eine Lücke zwischen den Kondomschachteln gelugt hatte. Er hatte die beiden nicht mehr aus den Augen gelassen, hatte sie beobachtet, unfähig, seinen Blick von dem jungen Mann zu lassen, der ihn hin und wieder in seinen Träumen heimsuchte und ihn mit der verführerischen Stimme lockte, mit der er vorhin mit seinem grauhaarigen Freund gesprochen hatte.
Er hatte jedes Wort ihrer Unterhaltung mitbekommen, angefangen von der kleinen Diskussion, welches Gleitgel sie kaufen sollten, bis hin zu der Sache mit den Seidenschals. Bei der Vorstellung, dass er es wäre, der Anthony an ein Bett fesseln würde, hatte er innerhalb von Sekunden einen Steifen bekommen, der ihn zwang, hinter diesem Regal stehen zu bleiben, wollte er nicht, dass alle anderen mitbekamen, dass er mehr als erregt war. Deshalb hatte er auch nicht gehört, was die beiden noch mit dieser rotblonden Frau an der Kasse geredet hatten, er hatte nur das freudige Lachen gehört und sich gewünscht, er wäre es, der Tony so fröhlich machen würde oder dass er den kleinen Kuss auf den Hals bekommen hätte.
Seit wann musste er aufpassen, alleine von einer derartigen Fantasie nicht unmittelbar zu kommen? Aber es gab ein anderes Gefühl, das begann, seine Erregung zu überlagern, das dafür sorgte, dass er langsam aber sicher wieder in einen Normalzustand zurückkehrte – grenzenlose Eifersucht. Egal wie viele Affären oder Freunde er in der Zwischenzeit gehabt hatte, niemand war ihm so unter die Haut gegangen wie DiNozzo. Die grünen Augen, die braunen Haare, die einen geradezu einluden, die Finger durchgleiten zu lassen, der muskulöse Körper, der der Grund für seine feuchten Träume war, und dieser Hintern, der in jeder Hose unwiderstehlich aussah.
Er hatte versucht, ihn zu vergessen, indem er sich in seine Arbeit vergraben hatte und bis jetzt hatte das auch ganz gut geklappt, aber mit einem Schlag waren seine Bemühungen, sein Leben nicht von diesem Mann beeinflussen zu lassen, dahin. Er hatte gedacht, es halbwegs im Griff zu haben, aber das war ein Irrtum gewesen – ein gewaltiger Irrtum. Es war schon schlimm genug gewesen zu sehen, wie dieser grauhaarige Kerl Anthony ständig angefasst und angeblickt hatte, so als ob er ihm alleine gehören würde und dann kam auch noch dieser aufgeblasene Jüngling daher, der angefangen hatte, von einem Swingerclub zu reden. Noch so jemand, der am liebsten DiNozzo für sich beansprucht hätte. Er hatte ihn gesehen, diesen anzüglichen Gesichtausdruck, der mehr als tausend Worte gesagt hatte. Er wettete, dass dieser Bursche Tony ebenfalls an ein Bett hatte fesseln wollen, um ihn nur für sich zu haben. Die Tatsache, dass der braunhaarige Mann anscheinend auf Fesselspiele stand, machte ihn ganz kribbelig und er konzentrierte sich vollkommen auf die Wut, die ihn überrollte, als er bemerkte, wie der junge Kerl zu dem Regal mit den Gleitgels ging und sich dasselbe herausnahm, für das sich Anthony vorhin so brennend interessiert hatte – Kokos.
Ein gefährliches Knurren bildete sich in seiner Kehle und nur die Tatsache, dass sich in diesem Moment ein Pärchen den Kondomen näherte, hinderte ihn daran, dieses auch auszustoßen. Stattdessen schnappte er sich eine Schachtel mit roten Gummis und ging zu der Verkäuferin, die an ihrem Kaugummi herumkaute und in irgendeinem Magazin blätterte. Eigentlich brauchte er kein Verhütungsmittel, aber er wollte nicht verdächtig erscheinen, dass er so lange bei den Kondomen gewesen war.
Während er bezahlte, trat der Jüngling an die Kasse, in der Hand eine Tube Gleitgel mit Kokosgeschmack. Er musste sich alle Mühe geben, dem anderen nicht seine Faust ins Gesicht zu schlagen, stattdessen lächelte er ihn freundlich an, nahm die weiße Tüte entgegen und verabschiedete sich. Er ging nach draußen und drängte sich neben dem Eingang gegen die Mauer, wartete auf den anderen Mann, der so erfreut vom Partnertausch war. Er würde es noch bereuen, dass er es gewagt hatte, Anthony mit seinen Blicken auszuziehen. Dass dieser auf einmal wieder in sein Leben getreten war, war für ihn Fügung des Schicksals, das ihm damit zeigte, dass sie füreinander bestimmt waren.
Und jedem, der es wagte, mit DiNozzo zu flirten, würde das bald leid tun. Dieser gehörte ihm, ihm ganz alleine…

Fortsetzung folgt...
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